Seven Sundays
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Seven Sundays

Was ist neu bei Frühstück und Brunch?

von Gabriele Gugetzer
Montag, 26.10.2020
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Nur wenige Monate ist es her, dass ein beängstigend hoch beladener Teller vom Frühstücksbüfett gelungener Auftakt eines Urlaubstages war. Büfett-Zeiten sind erstmal vorbei, aber eine gewisse Opulenz zum Auftakt des Tages ist schon schön. Nicht jeder stippt, dekorativ, wie man es in Paris kann, einfach nur die knusprigen Spitzen des Croissants in den Café Crème ...

Eine Frühstückskarte, benannt nach Metropolen, wie sie das Café Lammerskötter in Aachen anbietet – Damit kann jeder Gast etwas anfangen.

Lernen von Südtirol

1998 rief der Südtiroler Bauernbund das Qualitätssiegel »Roter Hahn« ins Leben. Der Tourismus boomte zwar längst auch auf Bauernhöfen, aber Bauersfamilien hatten keine Lobby, obwohl sie zunehmend auf das Zusatzgeschäft angewiesen waren. Der Rote Hahn wollte den Begriff »Urlaub auf dem Bauernhof« als Qualitätsmarke sichern, mit hochwertigen Lebensmitteln von den Höfen, Pflege der Kulturlandschaft und Weitergabe von Wissen. Das ist gelungen, und 1.700 Höfe sind zahlende Mitglieder. War früher Selbstversorgung angesagt, fragen die Gäste jetzt, so Marketingdirektor Dr. Hans J. Kienzl, »immer mehr nach Frühstück, insbesondere Frühstückskörbe kommen super an. Manche Gastgeber bieten auch die Auswahl zwischen süßen und deftigen Frühstückskörben.« Eier von hofeigenen Hühnern, selbst gemachte Milchprodukte und Brot, Beeren vom Strauch, Äpfel vom Baum, Herzhaftes aus der Hausschlachtung. Hier steckt nicht nur Aroma, sondern auch Gesprächsstoff im Frühstück. Und solche Produkte sind überdies willkommene Mitbringsel.

Mallorca jenseits von Ballermann & Co.

Martina Zender kennt die mallorquinische Foodszene seit Jahrzehnten. Ihr aktueller Geheimtipp ist Marga Coll, die im Gourmetlokal Arrels im Gran Meliá de Mar kocht, zehn Autominuten von Palma de Mallorca entfernt. Das Frühstück im Luxushotel kostet 54 Euro, ein stolzer Preis, aber tatsächlich ist es ein täglich wechselndes, fünfgängiges Menü. Der Fokus liegt zwar auf heimischen Produkten, aber eigentlich geht es, nicht nur bei der Kulinarik, um Handgemachtes in Hochform. Von Hand geschriebene und illustrierte Rezeptbücher, von Hand geschneiderte Bestecktaschen, von Hand geschmiedete Messer, von Hand bemalte Fliesen als Gebäckträger. Es ist mit Hotelpaketen wie Daybed oder Massage buchbar – das gönnen sich auch mal Einheimische – und es füttert Touristen an.

 

  • Gang 1: Früchte mit verschiedener Textur zwischen Mousse, Saft, Sorbet
  • Gang 2: Käse, Wurstwaren, Butter aus Menorca, eingelegte Sardinen und andere Fischspezialitäten
  • Gang 3: Teigtaschen wie Empanadas
  • Gang 4: Eierspeisen in Bioqualität, beispielsweise mit Trüffeln oder Sobrassada
  • Gang 5: Süßes wie Ensaïmada


Die korrespondierenden Weine kommen ebenfalls aus regionalen Bodegas.

Frühstück in Amsterdam!

Für ihre Kulinarik sind die freundlichen Nachbarn weniger bekannt. Foodjournalistin Inga Pfannebecker ist trotzdem seit einigen Jahren glücklich hier und wird morgens gut fündig. »Von Slow Food bis Shakshuka, von Kaffee bis zu Eierspeisen hat Amsterdam erstaunlich viel zu bieten. Bitte auch in versteckte Seitengassen gucken!« Sie empfiehlt Bakers & Roasters für Frühstück und Brunch mit internationalem Einschlag (Kimchi-Rühreier), Gartine für den Frisch-aus-dem-Garten-Touch, Vinnies für das gesunde Gefühl und die veganen Freunde, Staring at Jacob für den ultimativen New-York-City-Kick und die Scandinavian Embassy für Kaffee (und Baristakurse bzw. Kaffeetastings) in unterkühltem Umfeld. Ihr Hotelliebling ist, wenig überraschend, die Lobby des Nesplein, zentral gelegen und größtenteils von Locals besucht. Dessen Speisekarte für Frühstück und Brunch ist klein, aber doch überraschend ... vom Croque Madame bis zu indischen Eiern und dem Retrotipp Red Velvet Cake.

Roomers Baden-Baden
Das Roomers Baden-Baden legt Wert
darauf, ein »instagrammable« Frühstück
zu servieren. Foto: Roomers Baden-Baden

Was war noch mal Euregio?

Nur vordergründig nichts zu essen. Dahinter verbirgt sich die Genussregion im Dreiländereck Flandern, Nordrhein-Westfalen und Holland mit den Städten Aachen, Lüttich und Maastricht. Der jährlich erscheinende Gastroguide Euregio dokumentiert die Vielfalt; 80 Restauranttester sind unterwegs und überprüfen über 150 Restaurants. Chefredakteurin Belinda Petri kennt die regionalen Unterschiede. »In den Niederlanden gibt es die besten Konzepte und so viel Innova­tion. Gastronomie wird stets neu gedacht, und das ernsthaft und nachhaltig.« Im Lütticher Raum stehe die herzhafte französische Küchentradition im Vordergrund. Rund um Aachen sieht Petri eine regionale Küche aufblühen, Stichwort: Wirtshauskultur auf modern. Im dortigen Café Fuchs wird Filterkaffee von Hand (auch in kalt) aufgebrüht, gibt’s Pet Nat (siehe auch unseren Artikel zum Thema Schaumwein) oder eine Sauerteigstulle, belegt mit Schweinefleisch, das 16 Stunden garte. Das Lammerskötter serviert Frühstück bis 15 Uhr. Wobei, was heißt hier Frühstück! Das »weltberühmte Frühstück« (ohne Augenzwinkern) gibt es hier in 17 Varianten, benannt nach kulinarischen Metropolen und Destinationen. Tel Aviv mit der unvermeidlichen Shakshuka ist ebenso dabei wie Barcelona und sein Kartoffelomelette und London mit dem klassischen gekochten Frühstück mit Baked Beans, Grilltomate, Würstchen und Speck.

Tipp: Das Oeuf in Amsterdam hat sich gute Gedanken über die Eierspeisenkarte gemacht. Und lässige T-Shirts.

Lüttich, ein bisschen wie Berlin, nur viel preiswerter und freundlicher, hat mit dem Get Your Mug ein instagramtaugliches Café. Bagels und Pancakes bestimmen die Speisekarte, bei den Kaffees sind es interessante Aromen wie Salty Cappuccino mit einem zart gesalzenen Buttergebäck, die sofort Sinn machen.

In der Maastrichter Broth Bar hat man sich zum Frühstück auf Pancakes spezialisiert, auf Buchweizenbasis und diversen Toppings. Das macht auch in der Kalkulation Sinn und ist wirklich mal was Neues. Brot und Patisserie im So Delicious sind so entzückend wie aus einer Proust’schen Erinnerung; Brotbackkurse zum Mitnehmpreis von unter 30 Euro bietet die Restobar auch an. Im Brandweer steht ein kaltes Neun-Minuten-Ei, freilaufend, für einen Euro auf der Karte (auch ohne Augenzwinkern). Ein Riesenfrühstück für 16 Euro ist dann nicht mehr teuer, wenn der Gast Kleehonig, Sauerteigbrot, frisch gepressten Orangensaft, Bioschinken und regionalen Hofkäse erspäht.

Empanadas und Shrimps
Empanadas und Shrimps – auch überraschend Deftiges darf auf
den Frühstückstisch 2020. Foto: Arrels Restaurant

»Seven Sundays« in der Provinz

Zwei Filialen in Hannover, eine dritte unweit des Düsseldorfer Rheinhafens – das erstaunt. Doch in der Provinz und unweit von coolen Frank-Gehry-Bauten greift das gleiche schlichte, aber sehr modern umgesetzte Konzept. Seven Sundays heißt die Minikette mit Dschungeltouch in der Ausstattung. Und wo jeden Tag Sonntag ist, werden Gäste ermutigt, sich ihr eigenes Frühstück zu »bauen«. Das preiswerte Grundgerüst ist geröstetes Bauernbrot mit Eiern und Salat, das mit einer ganzen Bandbreite an Add-ons zwischen Halloumikäse und Trüffelöl verfeinert werden kann. Wer mag, bestellt dazu ein Onsen-Ei. Das dürfte das kalte Ei aus Maastricht um Längen schlagen ...

Trüffel und Spiegelei
Das Gourmetlokal Arrels in Gran Meliá de Mar auf Mallorca serviert
ein nobles 5-Gänge-Frühstück. Foto: Arrels Restaurant

Wie sieht es in Hotels aus?

Das Frühstück auf dem Zimmer, sagt Maximilian Moser vom Hotel Vier Jahreszeiten (Vier Sterne Superior) in Starnberg, ist natürlich für Geschäftsreisende schon immer eine Selbstverständlichkeit. »Aktuell entzerrt es die Situation im Frühstücksraum und wird gerne angenommen.« Was Gästen immer im Gedächtnis bleibt, spricht er aus Erfahrung, »ist die Qualität von Backwaren. Bei uns sind frische Brezen sehr gefragt.« Wer dafür einen guten Lieferanten hat oder Zeit zum Selberbacken, hat sofort gewonnen. Marmeladen sind im Vier Jahreszeiten immer frisch gemacht, auch wegen der effektiven Resteverwertung, und die Butter wird offen und nicht im Plastikpäckchen serviert. »Das schafft einen höherwertigen Eindruck und kommt unserem Nachhaltigkeitskonzept entgegen.«

Das Hotel Hafen Flensburg wurde vor vier Jahren als Designhotel im Mix aus historischer und moderner Architektur direkt an der Förde eröffnet. Das Frühstück zeichnet sich durch das aus, was vor Corona gar nicht gut ankam. Durch kleinere Portionen nämlich. Der Personalaufwand dahinter ist beträchtlich, was nur nicht jeder Gast weiß oder versteht. Aber eine solche Portionierung bedeutet Frische und signalisiert weniger Lebensmittelverschwendung – beides in der aktuellen Zeit gut zu kommunizierende Werte. Ein verspielter Touch sind die Schokoküsse, eine Hommage an Dänemark.

Frühstück im Bett
Foto: Hellma

Das Büfett lebt weiter – aber anders

Im Naturhotel Leitlhof in den Dolomiten ist Regionalität Trumpf. Einerseits züchtet man hier Rinder und betreibt mit dem Mühlhof zusätzlich zum Hotel einen Bauernhof. Andererseits hilft auch die Einkaufsgenossenschaft HOGAST. »Wir arbeiten vor allem mit regionalen Lieferanten«, sagt Stefan Mühlmann, Geschäftsführer des Hotels. »Ein Gang zum Discounter würde sich schon deshalb nicht lohnen.« Beim Frühstück musste das Hotel dank Corona neu denken: »Vier zusätzliche Mitarbeiter sind jetzt im Frühstücksservice beschäftigt. Einen Teil gibt es nach wie vor in Büfettform, allerdings vorportioniert. Hier gilt dann auch die Maskenpflicht. Der andere Teil wird direkt am Tisch serviert.« Mit dem hoteleigenen Hof ergibt sich Saisonalität von selbst. Eine Wertschätzung, die man auch bei der Präsentation (Butter mit Model-Prägung, große Brotlaibe) sieht. »Weniger Auswahl, höhere Qualität« ist Mühlmanns Motto.

Das ganze Gegenteil geht auch. Geschäftsreisende, die tief in die Tasche greifen, waren schon vor Corona nur bis zu einem gewissen Grad geduldig. »Unsere Gäste mögen es vor allem glamourös und luxuriös, modern, wild und sexy«, sagt die Pressefrau der kleinen Hotelkette Roomers (Baden-Baden, Frankfurt, München), aber so was von ohne Augenzwinkern. Vielleicht auch deshalb taucht auf der Frühstückskarte neben Eggs Benedict und Eggs Florentine das Produkt »Porn« auf, wohinter sich kein Fernsehprogramm, sondern Instagram-Futter verbirgt. Jedoch gilt das im Zimmerpreis inkludierte Frühstück als top. Denn es bedient sich zwischen Ingwer Shots, Gemüsezubereitungen, Dips, hochwertigen Ölen, jeder Menge
Toppings und Brot an internationalen Trends und stellt diese opulent zur Schau.

Selbst gemachte Salate zum Frühstück: Im Hotel Hafen Flensburg gibt es Varianten mit Ei, Möhre, Geflügel, Avocado, Käse, Matjes.

Was gibt’s zu trinken?

Bubbles satt – wer davon träumt, geht zum Sonntagsbrunch im Storchen in Zürich. Zwischen 11.30 Uhr und 15.00 Uhr wird er im edlen La Rôtisserie aufgetischt. Schon die Kleinsten (zwischen 6 und 12 Jahren) werden hier zu Genuss verführt, natürlich zum niedrigen Preis. Bucht man die Variante »Prosecco satt« zu den Eierspeisen, Antipasti, saisonalen Gerichten direkt aus der warmen Küche und einer  großen Auswahl an regionalen Käse­sorten und Wurst, dann kostet das 90 CHF. Bucht man die »Champagner à discrétion«-Variante, geht es ab 130 CHF los.

Nicht ohne meine Marken! Praktische Singleportionen

Auf sein Lieblingsprodukt zum Frühstück muss auch in Zeiten der Corona-Pandemie kein Gast verzichten. Eine besonders hygienische und zugleich optisch ansprechende Lösung stellen die Einzelportionen aus dem Hause Hellma dar. Neben den süßen Marmeladengläsern mit fruchtiger Darbo-Konfitüre gibt es z.B. auch Langnese Honig oder den Frühstücks-Allstar Nutella.

Für fertig gepackte Frühstücksboxen sind Portionsartikel wie z.B. Brandt Zwieback und verschiedene Sorten Wasa Knäckebrot, jeweils zu zwei Scheiben verpackt, ideal. Ansprechend und lecker zugleich sind auch die Müsliherzen in Portionsgröße, die man im praktischen Becher auch ohne Löffel einfach pur genießen kann.

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