Trend 4: Warum kostet es, was es kostet?

Erstmals, gab der Deutsche Bauernverband zum Jahresende in  dürren Worten bekannt, sei der Absatz von Bioprodukten im Land geschrumpft. Die ­Supermarktkette Basic, die an ihrem Hamburger Standort einst medienwirksam einen McDonald’s verdrängte, musste sogar Insolvenz anmelden. 

Diese Absatzschrumpfung beziehe sich jedoch nicht auf die Discounter-Angebote, betonte der Bauernverband. Dort fällt der Unterschied zwischen Standardware und Bioprodukten preislich kaum ins Gewicht. Es geht banal ums verfügbare Geld. Wurde das, etwas übertrieben formuliert, früher ins neue Auto investiert, benötigen es viele Deutsche aktuell für das Bestreiten des ganz normalen Alltags. So präzisierte denn auch das international agierende Meinungsforschungsinstitut Mintel „das große Bedürfnis der Menschen, nachvollziehen zu können, warum etwas kostet, was es kostet“. Mintel nennt als Beispiel für eine gelun­gene Kommunikation den aktuellen Vorstoß des Branchenriesen Barilla. Der empfiehlt das sogenannte passive Kochen. Pasta kocht nur noch zwei Minuten. Danach wird die Herdplatte ausgeschaltet und die Pasta gart in der Hitze des Kochwassers zu Ende. Auf der Unternehmensseite gibt es neben den präzisen Angaben zur Garzeit jeder Pastasorte sogar einen übersichtlichen Rechner zur jeweils eingesparten Energiemenge.

Gutbürgerliche Deutsche Küche Zungenragout
Gutbürgerliche deutsche Küche  ist inzwischen beliebter denn je bei den Gästen. Foto: freeskyline via getty Images

Trend 5: Östlich-westliches Backwerk und Desserts

Das wird ein Trend, glauben jedenfalls die Foodexperten bei Debic. Denn Matcha, der sowieso kein flächendeckend beliebter Geschmack ist, sei längst nicht das einzige asiatische Dessertaroma mit Potenzial. „Sesam, Erdnüsse, Ingwer, Mohn, Mandarinen und Tee“ werden aufgezählt, die ebenfalls asiatische Wurzeln haben. Sie harmonieren fein mit hierzulande Bekanntem wie Schlagsahne, Schokolade und Früchten und bieten dem Gaumen doch etwas Neues.

Pinsa und Champagner
Fastfood und Champagner? It‘s a perfect match ‒ das zeigen auch Profiköche. Foto: Anna Shepulova via getty Images

Trend 6: Bubbles & Burger

In Londoner In-Bars scheint sich die Kombi Champagner und Fastfood zu einem spannenden Konzept zu ent-wickeln. Sommelier und Buchautor („Which Wine When“) Bert Blaize erklärt: „Champagner braucht als Er­gänzung Fett, das die Säure gefälliger macht, Eiweiß für besseres Mouthfeel und Kohlenhydrate, die die Aromen, die bei der Lagerung des Champagners auf der Feinhefe entstehen, noch verstärken. Fastfood erfüllt alle drei Kriterien.“

Trend 7: Wackelpeter

Das Londoner Kreativstudio Bompas and Parr designte für die Food Halls von Harrods eine Wunderwelt aus Gelees und brachte den Wackelpeter in die Neuzeit. In England war er einst so beliebt wie bei uns, dann aber aus dem kulinarischen Gedächtnis verschwunden. Auch die New Yorker Künstlerin und Köchin Laila Gohar hat Gelees entdeckt und neu gestaltet, beispielsweise als Koi-Karpfen mit Champagnergeschmack. Gelees haben wenig Kalorien, sind nicht zu süß und machen optisch richtig was her.

Tomatensuppe Simpel, aber schick serviert zählen Suppen zu den Dauerbrennern.
Simpel, aber schick serviert zählen Suppen zu den Dauerbrennern. Foto: Mariha-kitchen via Getty Images

(Wunsch-)Trend 8: Zurück zur richtigen Speisekarte

QR-Code-Menüs signalisierten während Corona Hygiene. Lust auf Genuss wecken sie nicht, Gesprächsstoff bieten sie allerhöchstens, wenn Opa ohne ­Enkel nicht weiß, wie er zur nächsten Menüseite blättert. Der Taschen Verlag hat gerade einen Prachtband zum ­Thema Menügestaltung in früheren Jahren herausgebracht, vielleicht eine Inspiration? Es bleibt auf jeden Fall spannend, was die Gäste in diesem Jahr von den Branchenplayern aufgetischt bekommen.

Was sagt das Zukunftsinstitut? Drei Stichworte von Hanni Rützler:

Glokalisierung

Die globalisierte Nahrungsmittelindustrie beinhaltet ökologische Nachteile und sorgt in Zeiten geopolitischer Krisen für ungewollte Abhängigkeiten. So entsteht ein neuer Fokus auf Regionalität und nachhaltiges Wirtschaften.

Regeneratives Food

Ein Nischentrend mit Breitenwirkung. Denn die sogenannte Diversifizierung von essbaren Pflanzenarten führt auch zu mehr Abwechslung auf dem Teller.  

Veganisierung

Vegane Alternativen bestimmter Traditionsspeisen werden zum Standard des kulinarischen Repertoires. Bestes Beispiel: Chili sin carne, also ohne Fleisch, ist längst auf Speisekarten angekommen.

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