Trend-Check: Sekt und Schaumweine
Im Schaumweinmarkt ist neben den Klassikern auch immer Platz für Trends mit Potenzial. Immerhin waren die Rosés einst auch nur ein Trend.
Trend 1: Alkoholfrei
Das Wichtigste vorweg: Nur die Bezeichnung »ohne Alkohol« heißt, dass der Alkoholgehalt des Getränks bei 0,0 Prozent liegt. Das ist bei der Bezeichnung »alkoholfrei« nicht der Fall. Nach deutschem Gesetz fallen darunter Getränke, die bis zu 0,5 Prozent Alkohol haben. (Erst Erzeugnisse ab 1,2 Prozent Alkohol muss der Erzeuger laut europäischer Gesetzgebung präzisieren). Für Schwangere und trockene Alkoholiker ist dieses eine wichtige Information, ebenso für Moslems.
Wer jedoch als Fahrer der Clique die Nase gründlich voll hat von Mineralwasser oder schlichtweg eine Weile weniger Alkohol im Glas haben möchte, für den sind die alkoholfreien Varianten eine wunderbare Alternative. Kein Wunder, dass die Alkoholfreien boomen. Bei fünf Prozent liege schon der Anteil, sagt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. Zwar ist das kein Vergleich mit den alkoholfreien Biervarianten, die doppelstöckig im LEH stehen. Aber die Tendenz ist steigend.
Qualitätsmäßig hingegen ist noch Luft nach oben. Die Branchenriesen Rotkäppchen, Freixenet, Henkell und Mumm haben den Trend früh ausgemacht und sind eingestiegen, als es im gehobenen Segment kaum Angebote gab. C & H Buhl hat eine ganze alkoholfreie Range genannt Exquisite; den Riesling Mousseux gibt’s beispielsweise im HOGAPAGE-Shop. Bouvet Ladubay setzt dagegen auf die Petite Reine, einen Apfelsaft mit zugesetzter Kohlensäure, designt wie ein Schaumwein und nur mit natürlichem Zucker gesüßt.
Trend 2: brut nature, zéro dosage
Schaumweine können einen Zuckergehalt (dosage) von 0 bis 50+ g/l haben. Sekte mit dem Zusatz brut nature haben bis zu 3 g/l Restzucker, wie auch die Champagner mit der Deklarierung zéro dosage. Geldermanns Brut ist im LEH sehr erfolgreich, deshalb hält Marc Gauchey die sehr trockenen Schaumweine auch keinesfalls für eine trendige Eintagsfliege. Interessanterweise enthielten im 19. Jahrhundert Champagner wesentlich mehr Zucker. Das hatte allerdings auch damit zu tun, dass nicht nur der Champagner, sondern der Zucker ebenfalls ein Luxusprodukt war.
Trend 3: Pét Nat
Der Pétillant Naturel, natürlich prickelnd, ist Most, der sich in der alkoholischen Gärung befindet. Sobald er auf der Flasche ist, wird diese mit einem Kronkorken verschlossen. Die Kohlensäure kann nicht entweichen, der Most gärt, bis der natürlich im Wein vorhandene Zucker in Alkohol und Kohlensäure abgebaut ist. Das schafft das Prickeln.
Trend 4: Cocktails
Bei Henkell Freixenet setzt man in diesem Winter auf Sekt-Cocktails, die aber mit ihren Vorgängern aus dem letzten Jahrtausend nichts mehr zu tun haben. Es kann herb zugehen, alkoholfrei oder besonders ansprechend ausgarniert. Da lässt auch die Generation Instagram grüßen.
- Idee 1: Rosé-Gin mit Rosmarin und Blanc de Blancs
- Idee 2: alkoholfreier Granatapfelcocktail mit Limette und Vanille
- Idee 3: alkoholfreier Blaubeer-Spritz mit Thymian und Apfel
Und was kommen könnte ...
Schaumwein als Essensbegleiter? Geldermann veranstaltet regelmäßig Menüs nur mit hauseigenen Sekten als Begleitung, mit großem Erfolg, sagt Gauchey. Auch wenn er natürlich weiß, dass die Franzosen und Italiener Sekt anstelle von Wein als Essensbegleitung schon lange gelernt haben, während in Deutschland der Sekt doch immer noch etwas für den bestimmten Anlass ist.