Ein Joint im Biergarten? Kommt nicht in die Tüte!
Wie Deutschlands Gastronomen mit der Cannabis-Legalisierung umgehen
von Wolfgang BubliesDie Suche nach Cannabis-Gaststätten ist müßig. Immerhin verweist der Deutsche Hanfverband auf die „hanftastische“ Marke Halla Parra, die im gesetzlichen Rahmen Hanf-Döner, -Pizza, -Pasta und -Burger präsentiert. Im gesetzlichen Rahmen? Verbandssprecher Simon Kraushaar macht deutlich: „Berauschende Speisen aus Hanf sind auch nach dem neuen Gesetz verboten.“ Allerdings könne man Hanfmehl bzw. Hanfsamen als hochwertige vegane Proteinquelle nutzen. „Es gibt Bäckereien, die Hanfbackwaren anbieten.“ Mehr werde sich bei Speisen in der Gastronomie vorerst nicht tun.
Ein geteiltes Meinungsbild
Aktuell müssen sich Deutschlands Wirtsleute und Hoteliers überlegen, wie sie es mit Cannabis halten. Hier zeigt sich ein geteiltes Meinungsbild. Viele Gastronomen machen von ihrem Hausrecht Gebrauch und sagen „Nein danke“ zum Cannabis-Konsum. Hier und da werden sogar Verbotsschilder aufgehängt, die man sich als Verbandsmitglied etwa beim DEHOGA Nordrhein herunterladen kann.
Eigene Recherchen wie der Blick in bundesweite Medien unterstreichen den Eindruck: Deutschlands Gastwirte weisen Joint-Konsumenten mehrheitlich ab. Bestärkt werden sie zum Beispiel vom DEHOGA Sachsen, der (gemäß einer Umfrage des Yougov-Instituts für die dpa) klarstellt, dass sich jeder zweite Bundesbürger gegen Cannabis in der Gastronomie ausspricht. Oftmals auch, weil der typisch krautartige Cannabis-Dunst als sehr unangenehm empfunden wird. Lediglich 17 Prozent sagen, Wirte sollten Cannabis dort erlauben, wo man Zigaretten rauchen darf.
„Wir halten uns an die Gesetze“
Entscheiden muss also der Gastronom: In der Bobs-Kneipenkette mit rund 20 Lokalen im süddeutschen Raum (und als Franchise auch in Bochum und Düsseldorf) will man „nicht päpstlicher als der Papst“ sein. Chris Ress aus der Geschäftsleitung sagt: „Wir halten uns an die Gesetze. Wenn es erlaubt ist, ist es erlaubt, wenn nicht, dann nicht.“ Natürlich bitte man um Rücksicht, sollten etwa Familien mit Kindern im Biergarten sein, so Ress. Allerdings: Da es Bobs vorwiegend in Bayern gibt, stellt sich die Frage wohl kaum, da der Freistaat bekanntlich auf eigene Cannabis-Verbote setzt, die auch den Konsum in Gaststätten einschließen. Ein Weg, den übrigens der Hanfverband ausdrücklich ablehnt. „Diese Bevormundung sehen wohl auch einige bayerische Gastronomen kritisch“, so Kraushaar.
Blicken wir ins benachbarte Ländle nach Baden-Württemberg, z. B. nach Karlsruhe, wo mit Bundesgerichtshof, Bundesverfassungsgericht etc. das Recht zu Hause ist. Alteingesessen ist dort zum Beispiel Rudi Vogel. Der 69-jährige Gründer und Chef von drei Vogelbräu-Gasthaus-Brauereien gibt sich locker. Eigentlich sei er gegen Verbote. Er wolle Gästen nichts vorschreiben. Wenn allerdings jemand unbedingt einen Joint rauchen will, was bis dato noch nicht vorgekommen sei, empfehle er den Park gegenüber. Etwas zurückhaltender gibt sich Sohn Lukas (29) – er ist der Restaurantleiter – bei der Cannabis-Frage: „Bei uns eher nicht“, sagt er, auch weil seit Corona das Essensangebot angehoben wurde. Zudem sollte man als Wirt darauf achten, ob sich im Umfeld Kindergärten oder Schulen befinden.