Streetfood-Paradies Sizilien
Wie die heiße Insel mit Arancini, Bellini & Cassata und malerischem Ambiente verzaubert
von Sebastian BütowBöse Zungen behaupten ja gern, dass Sizilien auf der Landkarte aussehe wie ein Fußball, getreten von einem Frauenstiefel, als wolle der Rest Italiens dieses lästige Ärgernis am Südzipfel wegkicken. Traditionell gilt die prachtvolle Insel als „Armenhaus Italiens“, das mit Arbeitslosigkeit, Armut und Korruption zu kämpfen hat. Und dann wäre da noch das schlimme M-Wort. Doch dazu später.
Sizilien verzaubert die Menschen, betört die Sinne
Aus Genießersicht stellt Sizilien definitiv ein Paradies dar. Die heiße Insel habe die Macht, Menschen zu verzaubern und ihre Sinne zu betören, schwärmte einst der US-Schriftsteller Truman Capote („Frühstück bei Tiffany“). Er verliebte sich so sehr in Sizilien, dass er dem nicht weniger berühmten Kollegen D. H. Lawrence dessen Villa in Taormina abkaufte, um hier seinen Bestseller „Die Grasharfe“ zu schreiben. Auch Goethe, Thomas Mann und Richard Strauss ließen sich in dem malerischen 10.000-Einwohner-Städtchen inspirieren.
Pasta, komponiert wie eine Oper
Apropos Komponist: Eine allgegenwärtige Speise auf Sizilien ist Pasta alla Norma, Nudeln mit gebackenen Auberginenscheiben und sizilianischem Schafskäse. Der Name des Gerichts basiert auf der berühmten Oper von Vincenzo Bellini. Womit wir Catania erreichen, die zweitgrößte Stadt Siziliens. Bellini ist ihr berühmtester Sohn, sein junges Konterfei schmückt die Barockstadt überall. Er wurde nur 34 Jahre alt.
Mancherorts sind Straßensnacks schon für einen Euro zu haben.
Der gleichnamige Cocktail – Sekt oder Prosecco mit püriertem weißem Pfirsich – zählt zu den populärsten auf Sizilien. Aber Vorsicht: Mit der katanesischen Ikone hat die fruchtige Erfrischung nichts zu tun! Der Drink ist benannt nach dem venezianischen Maler Giovanni Bellini.
Von arabischen Eroberern bis zum größten Fischmarkt Europas
Wer durch Catania schlendert, wird Freude haben an den vielen Märkten, wo zwischen herrlichstem Gemüse auch beinahe echte französische Luxusparfums und Mode-Fakes mit Rechtschreibfehlern und äußerst dilettantischen Krokodilstickereien angepriesen werden. Feste Preise? Eher nicht. Hier wird gefeilscht mit den temperamentvollen Marktschreiern, was wohl dem arabischen Einfluss Siziliens geschuldet ist.
Die Araber eroberten Sizilien nämlich im 9. Jahrhundert, ihr Einfluss ist heute noch spürbar, denn sie führten so einige relevante Zutaten ein, etwa Reis, Orangen und Zitronen, Auberginen, Zuckerrohr, Pistazien und Safran. All diese Zutaten haben die sizilianische Küche erobert, sind bis heute charakteristisch für so ziemlich alle sizilianischen Gerichte.