Türkeiurlaub ja oder nein?
Die Lage ist ernst: Mehrere Terroranschläge, ein zunehmend autoritärer Präsident Erdogan mit ausfälligen Kommentaren in Richtung Deutschland – und nun auch noch die Gefahr willkürlicher Festnahmen von Deutschen. Doch es gibt auch ein paar Punkte, die für einen Türkei-Urlaub sprechen.
Was spricht gegen eine Reise in die Türkei?
Das Auswärtige Amt (AA) weist explizit auf die Gefahr hin, dass auch Privatreisende in der Türkei ohne Gründe festgesetzt werden können. Konsularische Hilfe? Wahrscheinlich nicht möglich. Zuletzt berichtete „Spiegel Online“ von einem deutschen Rucksackreisenden, dem die Einreise verweigert wurde. Er verbrachte laut Bericht drei Nächte in einer Arrestzelle am Flughafen. Auf entsprechende Fälle verweist auch das AA in seinen Reise- und Sicherheitshinweisen.
Oppositionelle und Journalisten sitzen im Gefängnis, Präsident Erdogan teilt unverändert gegen Deutschland aus, will seine Macht ausbauen. Das klingt nicht nach einem Land, in dem man gerne seine Ferien verbringen möchte. „Als Urlauber würde ich mich in so einer Umgebung nicht wohlfühlen“, meint Prof. Marie-Luise Raters, Dozentin für Ethik an der Universität Potsdam. Als Urlauber habe man eine moralische Verantwortung.
Was spricht füreine Reise in die Türkei?
Zwei gewichtige Argumente führt die deutsche Reiseindustrie ins Feld, wenn es um Gründe für einen Türkei-Urlaub geht: Zum einen ist das der gute Preis, zum anderen die Gastfreundschaft.
Tui betont, in der Türkei gebe es das beste Preis-Leistungs-Verhältnis im gesamten Mittelmeerraum. Der Spezialist Öger Tours rechnet vor: Urlaub in einem sehr guten Hotel in der Türkei sei im Durchschnitt um bis zu 40 Prozent günstiger als ein vergleichbarer Urlaub zum Beispiel in Spanien. Der Reisepreis ist vor allem für Familien mit knappem Budget ein wichtiges Argument. Viele türkische Hotels bieten All-inclusive-Angebote.
Und dann ist da die viel beschworene Gastfreundlichkeit der Türken, die so gar nicht zu Erdogans scharfer Rhetorik passt. Tui etwa verweist auf die hohe Gästezufriedenheit der Türkei-Urlauber. Die Türken sollte man nicht kollektiv bestrafen, lautet ein weiteres Argument. „Ein Boykott eines Landes schadet meist nicht der Regierung, sondern vor allem den Menschen, die ihren Lebensunterhalt aus dem Tourismus beziehen“, so der Präsident des Deutschen Reiseverbands (DRV), Norbert Fiebig.
Und das Thema Sicherheit? Prof. Kirstges weist darauf hin, dass das Risiko eines Terroranschlags in der Türkei nicht unbedingt höher sein dürfte als in vielen anderen Ländern. „Opfer eines Anschlags kann man auch im hohen Norden Europas werden.“ (dpa/MJ)