„Travel safely“ statt „stay home“
Bereits zum zweiten Mal bekamen Vertreter der Schweizer Tourismusbranche jüngst die Gelegenheit, sich mit Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga, Bundesvizepräsident Guy Parmelin und Gesundheitsminister Alain Berset auszutauschen. Sie machten deutlich, dass die aktuelle Situation aus wirtschaftlicher Sicht nicht mehr lange tragbar ist. Für die Branche sei es zentral, dass sie den touristischen Betrieb wieder aufnehmen und bis zum Beginn der Sommersaison sichere und ganzheitliche Angebote schaffen kann. Die Tourismusallianz strebt bis allerspätestens am 8. Juni 2020 die Öffnung der gesamten touristischen Wertschöpfungskette an. Diese Kette kann aber nicht vollständig funktionieren, solange u.a. das Versammlungsverbot besteht bzw. eine maximale Gruppengrösse von fünf Personen vorgeschrieben ist. Ebenfalls diskutiert wurde daher eine Anhebung dieser Begrenzung auf mindestens 100 Personen per 8. Juni 2020 und anschliessend in raschen Etappen bis mindestens 1000 Personen. Diese Maßnahmen seien für den weiteren Verlauf des Tourismusjahres 2020 und zur Förderung der touristischen Nachfrage entscheidend – genauso wie die beschlossenen Grenzöffnungen, die von der Branche begrüsst werden.
Lockerung bei den Schutzkonzepten nötig
Aufgrund der gesammelten Erfahrungen aus der Praxis, inbesondere in der Gastronomie, zeigt sich, dass die meisten Betriebe mit den Einschränkungen durch die Schutzkonzepte nicht rentabel wirtschaften können. Lockerungen bei den Schutzkonzepten seien daher zwingend notwendig. Im Vergleich zu den Nachbarländern herrschen in der Schweiz – vor allem in Bezug auf die Abstandsregeln – strengere Vorgaben, was im Hinblick auf die Sommersaison zu Wettbewerbsnachteilen führen könne.
Klare Kommunikation gefordert
Die Anweisung „Bleiben Sie zu Hause“ wurde bisher nicht offiziell aufgehoben, was in der Bevölkerung für Verunsicherung sorge. Die Tourismusallianz fordert vom Bundesrat, dass er seine Kommunikation spätestens per 8. Juni 2020 von „stay home“ auf eine Empfehlung im Sinne von „travel safely“ anpasst. Der Bundesrat müsse klar kommunizieren, was wieder möglich ist und Vertrauen dafür schaffen, dass die touristischen Angebote unter Einhaltung der geltenden Regeln mit gutem Gewissen genutzt werden können.
Auch gesunde Betriebe bedroht
Die Tourismusbranche ist von der Coronakrise überdurchschnittlich betroffen und wird ökonomisch durch sehr schwierige Zeiten gehen müssen. Selbst Unternehmen, die vor der Krise gut aufgestellt waren, fürchten aktuell um ihre Existenz. Es brauche weitere Unterstützungsmaßnahmen, um Konkurse im großen Stil und eine damit verbundene Negativspirale, die auch viele Arbeitslose zur Folge haben werde, zu verhindern. Zudem sei für die Tourismuswirtschaft mittel- und langfristig ein Konjunktur- und Impulsprogramm vorzusehen, um die existentielle Gefährdung abzuwenden.