Schaden

Tourismuswirtschaft durch Streiks stark beeinträchtigt

Streiktreffen des BTW in Berlin (Foto: © BTW)
Der BTW initiierte ein „Streiktreffen“ der Tourismuswirtschaf in Berlin. (Foto: © BTW)
Die Arbeitsniederlegungen der vergangenen Wochen, insbesondere bei der Deutschen Bahn, ziehen immense materielle und immaterielle Schäden für Gäste, Betriebe und den Standort Deutschland nach sich.
Donnerstag, 21.03.2024, 13:10 Uhr, Autor: Christine Hintersdorf

Streik auf Streik und Reiseunsicherheit – so hat das Jahr 2024 für die Tourismuswirtschaft begonnen. Zuletzt eskalierte die Streiksituation zur ITB Berlin, als Bahn und Luftverkehr gleichzeitig stillgelegt wurden, wodurch ein Novum geschaffen wurde.

Imageschaden für Deutschland

Auch wenn es nun nach einer Einigung zwischen GDL und Deutscher Bahn aussieht: Der wirtschaftliche Schaden genauso wie der Imageschaden sind immens.

Deutschland steht bei Gästen aus dem In- und Ausland eigentlich in dem Ruf, ein verlässlicher und gastfreundlicher Standort für Privat- und Geschäftsreisen zu sein. Dieser Ruf nimmt nachhaltig Schaden, wenn Reisende ständig und sogar alternativlos festsitzen. 

Zusammentreffen, um Lösungen zu finden

Auf Initiative des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft haben sich deshalb am Dienstag Vertreter aus verschiedensten Bereichen der Tourismuswirtschaft mit dem Koordinator der Bundesregierung für Maritime Wirtschaft und Tourismus Dieter Janecek getroffen, die dramatischen Auswirkungen zusammengefasst und Lösungsansätze diskutiert.

Vertreten waren gemeinsam mit dem BTW die Deutsche Bahn, die Deutsche Lufthansa, die ITB Berlin, der Hotelkonzern H World International (ehemals Deutsche Hospitality), der Deutsche Reiseverband DRV, der Flughafenverband ADV sowie der Verband der Deutschen Messewirtschaft AUMA. 

BTW-Präsident Sören Hartmann beschreibt die Situation wie folgt: „Die in der Summe schier endlosen Streiks in Luft- und Bahnverkehr ziehen einen immateriellen und finanziellen Schaden in Millionenhöhe nach sich. Das trifft einen Großteil unserer Betriebe, unzählige unserer Gäste und den Standort Deutschland gleichermaßen.“

Konkrete Zahlen vorgelegt

Die Teilnehmenden gaben Koordinator Janecek erste Zahlen zu den konkreten Auswirkungen mit:

•    Deborah Rothe, Director der ITB Berlin, bezifferte 20 Prozent weniger Gäste am dritten Tag der Messe. Zahlreiche internationale Geschäftstermine seien ausgefallen. 

•    Oliver Bonke, CEO der H World International und Managing Direktor von Steigenberger, machte deutlich, dass ein Streiktag eines Verkehrsträgers für sein Unternehmen 190.000 Euro Kosten verursacht. Der Schaden der vergangenen Streiks belaufe sich auf ca. 3-3,5 Millionen Euro. 

•    Dirk Inger, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Reiseverbandes, hob die hohen Umbuchungskosten bei bspw. Reisebüros und Reiseveranstaltern hervor. Allein ein einziger Reiseveranstalter musste über 50.000 An- und Abreisen mit zusätzlichen Mehrkosten umbuchen. 

Streikrecht ist gut – benötigt dennoch Modifizierung

Fest stand bei dem Austausch ebenso: Das Streikrecht ist ein hohes Gut. Aus Sicht des BTW sind dennoch dringend politische Konsequenzen aus dem jüngsten Streikmarathon anzudenken:

•    Streiks im Bereich der kritischen Infrastruktur müssen auf ein Mindestmaß begrenzt und bspw. verpflichtende Schlichtungsversuche vorgeschaltet werden.

•    Doppelstreiks verschiedener Mobilitätsanbieter wie zur ITB müssen verhindert werden, um den Kunden alternative An- und Abreiseformen zu ermöglichen. 

•    Möglichst frühzeitige Ankündigungsfristen sollten im Mobilitätssektor die Regel werden, auch um ein Grundangebot an Mobilität aufrecht zu erhalten.

•    Grundsätzlich darf die ausgeprägte Tarifkultur nicht durch inflationäre Streiks als letztes Mittel ins Wanken gebracht werden. 

Die Politik ist gefordert, an dieser Stelle konsequente Entscheidungen zu treffen, um ganze Wertschöpfungsketten wie den Tourismus zu sichern. Ansonsten droht ein langfristiger Schaden für den Tourismus- und Wirtschaftsstandort Deutschland, der auch die notwendige und gewünschte nachhaltige Transformation gefährdet.

(BTW/CHHI)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Apostolos Tzitzikostas
Politik
Politik

EU soll einen Tourismuskommissar bekommen

Ursula von der Leyen hat eine Vorschlagsliste für die künftigen EU-Kommissare vorgelegt. Diese sieht auch die Ernennung eines EU-Tourismuskommissars vor. Branchenverbände begrüßen die Entscheidung als einen bedeutenden Schritt zur politischen Stärkung des gesamten Tourismussektors.
Zwei Wanderer an einem schönen Tag im Wald
Studie
Studie

Resilienz im Tourismus stärken

Professor Dr. Martin Fontanari hat sich in mehreren Fachpublikationen mit dem Thema der Widerstandsfähigkeit als einem zentralen Instrument in der Regionalentwicklung beschäftigt. Hier gibt er Einblicke in die Zukunft der Branche. 
Sven Liebert, BTW-Generalsekretär, im Portrait
Forderung
Forderung

Tourismus braucht Zukunftsimpulse

Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft mahnt die künftigen Mitglieder des EU-Parlamentes an, die Branche nicht aus den Augen zu verlieren. Als einer der stärkten Wirtschaftsbereiche, sowohl in Deutschland als auch in der restlichen Gemeinschaft, müsse dessen Förderung in den kommenden fünf Jahren vermehrt im Fokus stehen. 
BTW-Präsident Sören Hartmann im Portrait
Zukunft
Zukunft

Tourismuswirtschaft ruft zur Beteiligung an Europawahl auf

BTW-Präsident Sören Hartmann mahnt dazu, die „EU dialog- und kompromissfähig zu halten!“. Dafür sei es dringend erforderlich, dass sich die gesamte Branche an der am 9. Juni stattfindenden Wahl an den Urnen einfindet. 
Touristen spazieren durch Hamburg im Winter.
Übernachtungen
Übernachtungen

Hamburg war im November beliebt

Der Tourismus in Hamburg konnte im November einen deutlichen Zuwachs an Gästen und Übernachtungen verzeichnen. Das Statistikamt Nord vermeldet für die Branche erfreuliche Zahlen. 
Einige hundert Wintersportler tummelten sich mit Skiern und Snowboard im Schnee auf dem Feldberg.
Statistik
Statistik

Rekordzahlen für den Tourismus im Schwarzwald

Der Schwarzwald Tourismus vermeldet erfreuliche Nachrichten für die Ferienregion. Geschäftsführer Hansjörg Mair stellte vor kurzem auf der Tourismusmesse CMT in Stuttgart die aktuell vorliegenden Tourismuszahlen vor.
Brandenburger Tor
Corona-Pandemie
Corona-Pandemie

Berliner Tourismusbranche geht von Erholung aus

Reisebeschränkungen, Übernachtungsverbote: Auch das Corona-Jahr 2021 hat die Berliner Tourismusbranche hart getroffen. Im neuen Jahr könnten wieder mehr rollende Koffer in der Hauptstadt zu sehen sein.
Plane tickets and passports for business trip travel, tourism on world map background. 3d illustration
Wirtschaft
Wirtschaft

Chefin der Tourismus-Agentur erwartet positive Entwicklung

Trotz aller Unsicherheiten infolge der Corona-Pandemie rechnet die Geschäftsführerin der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein, Bettina Bunge, für 2022 mit steigenden Preisen und einer positiven Entwicklung der Branche.
Blick auf die historische Altstadt von Lübeck
Bilanz
Bilanz

Starker Oktober kurbelt Tourismus im Norden an

Mehr Touristen in Schleswig-Holstein: Im Oktober nahm die Zahl der gebuchten Übernachtungen in Schleswig-Holstein erneut zu – und übertraf sogar das Vor-Corona-Jahr 2019. Über das Jahr gesehen, bleibt dennoch ein Minus.