Tourismusbranche vorsichtig optimistisch
Nach einem Jahr der Extreme mit monatelanger Schließung und einem Rekordsommer blickt die Tourismusbranche mit vorsichtigem Optimismus auf das Jahr 2022. „Das Jahr 2021 hat gezeigt, dass wenn Reisen möglich ist, Mecklenburg-Vorpommern für viele Menschen ein bevorzugtes Urlaubsziel ist“, sagte der Geschäftsführer des Landestourismusverbands, Tobias Woitendorf, der Deutschen Presse-Agentur. Innerdeutsche Ziele würden momentan als sicherere Ziele angesehen, weil die Infektionslage gut einzuschätzen sei. Woitendorf rechnete damit, dass spätestens Ostern der Reiseverkehr wieder anspringt – bei Einhaltung von Hygienemaßnahmen.
Gar von kämpferischen Gefühlen spricht der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga MV, Lars Schwarz, beim Blick auf 2022. „Eine Welt ohne das Corona-Virus in verschiedenen Variationen wird es wohl nicht mehr geben, darauf müssen sich alle einstellen.“ Auch für das Gastgewerbe sei das Jahr nicht gut verlaufen. „Das bietet aber auch Chancen: Schlechter als 2021 mit fünf Monaten Schließung und starken Reglementierungen kann es kaum werden“, sagte Schwarz.
Nahezu alle Beherbergungsbetriebe sind laut Woitendorf von der Krise gebeutelt, aber bis auf wenige Ausnahmen seien alle weiter am Markt. „Es bestätigt sich, dass die, die nicht mehr da sind, auch mit anderen strukturellen Problemen zu kämpfen hatten.“ Über die Zahl der Betriebe, die bereits geschlossen oder stark bedroht sind, gebe es keinen Überblick. „Wir müssen auch auf die Gastronomie, Gruppenunterkünfte sowie kleinen Dienstleister blicken, die mit ihren Touren oder speziellen regionalen Produkten wichtige Bindeglieder im touristischen Geschehen sind“, sagte Woitendorf. Sie seien zum Teil nicht so professionell aufgestellt, um beispielsweise Hilfen beantragen zu können.
Personelle Probleme
Letztlich waren neben den Sommerumsätzen die staatlichen Hilfen ausschlaggebend, dass die Branche trotz der langen Schließzeiten überleben konnte. In allen Betrieben gebe es nun personelle Probleme. „Es bleibt abzuwarten, ob sie beherrschbar sind, wenn die Pandemie abklingt“, sagte Woitendorf. Derzeit müsse davon ausgegangen werden, dass mehr als zehn Prozent des Personals verloren gegangen ist. „Es gibt kein Allheilmittel, um Abhilfe zu schaffen.“
Unterstützung gefordert
Woitendorf schlug vor, für die beschäftigungsintensive Branche Tourismus einen Masterplan zu schaffen. Als ein mögliches Mittel nannte er eine Tourismus-Akademie zur Ausbildung von Fachkräften. „Wir sind eine der wenigen ausgeprägten Tourismusregionen, die so etwas nicht haben.“
Auch Schwarz forderte weitere Unterstützungsprogramme, die bisherigen Hilfen hätten gut gewirkt. „Die jetzt herunterzufahren, wäre nicht logisch. Jeder verantwortliche Politiker ist gut beraten, auch in der vierten Welle zu helfen.“ Andernfalls befürchtete Schwarz ein „leises Sterben“. Knapp 90 Prozent der Unternehmen im Gastgewerbe seien kleine Betriebe mit weniger als zehn Mitarbeitern oder Einzelselbstständige. „Wenn die beschließen aufzuhören, verschwinden sie heimlich.“
(dpa/MK)