Bilanz

Tourismus in Hessen: Kommunen zufrieden, Gastgewerbe bleibt angespannt

Frankfurt Skyline
Frankfurt profitierte in diesem Jahr vor allem vom Großevent Fußball-Europameisterschaft. (Foto: © Manuel Schönfeld/stock.adobe.com)
Hessen zeigt sich in diesem Sommer als beliebtes Reiseziel. Events und Veranstaltungen sorgten für gute Besucherzahlen. Trotzdem bleibt die Lage im Gastgewerbe angespannt. 
Montag, 09.09.2024, 13:31 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Hessen begeisterte in diesem Sommer mit einer Vielzahl an Events und zog dadurch Gäste von nah und fern an. Einige Kommunen zeigen sich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur zufrieden mit den bisherigen Besucherzahlen für die warme Jahreszeit.

Fulda ist zufrieden

Der Sommer in Fulda etwa sei aus touristischer Sicht positiv verlaufen. „Allein der Fuldaer Musicalsommer und die Domplatzkonzerte brachten rund 160.000 Menschen in die Stadt, davon auch ein großer Teil als Übernachtungsgäste von außerhalb“, teilte ein Sprecher der Stadt mit.

Allerdings stehe allen Vergleichszahlen 2024 das Jahr 2023 gegenüber, das mit mehr als 739.000 Übernachtungen einen neuen Rekord eingefahren hatte, hieß es. Eine ähnlich gute Quote oder gar eine erneute Rekordmarke seien fraglich. 

Frankfurt profitierte von der Fußball-EM

Allerdings sei auch das ganze Land Hessen nicht so sehr von den Sommermonaten im Hinblick auf Tourismus angewiesen. Von Hessen Tourismus etwa heißt es: „Grundsätzlich kann man sagen, dass Hessen generell weniger stark von saisonalen Spitzen betroffen ist als Deutschland insgesamt.“ Gerade die nördlichen Bundesländer wie Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern wiesen im Vergleich eine deutlich höhere Saisonabhängigkeit auf.

Die Mainmetropole Frankfurt profitierte in diesem Jahr insbesondere vom Großevent Fußball-Europameisterschaft. Allein im Juni – dem Eröffnungsmonat der EM – registrierte die Stadt mehr als eine Million Übernachtungen. Dabei kamen erwartungsgemäß viele Gäste aus dem Ausland nach Frankfurt (490.590).

Probleme in der Branche bleiben

Laut dem Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Hessen ist die Stimmung trotz guter Auslastung „weiterhin getrübt“ – insbesondere im ländlichen Raum. Ein Grund: in Hessen gebe es immer mehr Dörfer ohne Gaststätte. 

„Gab es im Jahr 2017 noch 19 Gemeinden im ländlichen Raum mit weniger als einem Profibetrieb je 1.000 Einwohner, sind es in 2021 bereits 42 Gemeinden“, erklärte Dehoga Hessen-Geschäftsführer Oliver Kasties. Die Zahl der unterversorgten Gemeinden steige damit von 4,5 Prozent (2017) auf 9,9 Prozent (2021).

Die zum Jahresbeginn ausgelaufene Mehrwertsteuervergünstigung für die Gastronomie führe in Verbindung mit stark gestiegenen Kosten zu Schäden. Wegen Preiserhöhungen bei Ausschank und Gerichten sinke auch die Gästenachfrage und damit letztlich Umsatz und Ertrag in den Betrieben.

Ein weiteres großes Thema seien Rückforderungen von Coronahilfen. Diese stellten einige Betriebe vor Herausforderungen, führte Kasties aus. 

(dpa/SAKL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Touristen an der Ostsee
Zwischenbilanz
Zwischenbilanz

Durchwachsene Saisonbilanz für den Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern

Die Tourismusbranche in Mecklenburg-Vorpommern zieht eine kritische Zwischenbilanz der aktuellen Urlaubssaison. Die Übernachtungszahlen sind zwar gestiegen, dennoch sind viele Gastgeber unzufrieden.
Die Bürokratie nimmt überhand in der Gastronomie. (Foto: © MP Studio/stock.adobe.com)
Politik
Politik

Mehrwertsteuer ist nicht das größte Problem

Der Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes in Hessen, Oliver Kasties, macht deutlich, dass die Gastronomie derzeit mit weitaus größeren Herausforderungen zu ringen hat. Die Politik könnte auch hier für Entlastung sorgen. 
Die Preisträger von 2022 mit Ministerpräsident und Schirmherr Boris Rhein und Dehoga-Präsident Gerhard Kink (Foto: © Johannes Ruppel / DEHOGA Hessen)
„Die besten Dorfgasthäuser in Hessen“
„Die besten Dorfgasthäuser in Hessen“

Wettbewerb zur Stärkung ländlicher Gasthäuser in Hessen

Die Hessische Landesregierung startet zum dritten Mal den Wettbewerb „Die besten Dorfgasthäuser in Hessen“. Damit sollen Gasthäuser im ländlichen Raum gestärkt werden. 
Hotelzimmer Berge
Bilanz
Bilanz

Schweiz geht von Rekord bei Übernachtungen 2023 aus

Die Schweizer Tourismusbranche ist kräftig im Aufwind: Noch im Dezember verkündete Schweiz Tourismus, dass das Jahr 2023 mit einem deutlichen Plus an Übernachtungsbuchungen abschließen dürfte.
Gerald Kink (links) und der frisch gewählte Präsident Robert Mangold.
Personalie
Personalie

Präsidentenwechsel beim Dehoga Hessen

Nachfolge gesichert: Bei der gestrigen Landesdelegiertentagung hat Gerald Kink seinen angekündigten Rücktritt als langjähriger Präsident des Dehoga Hessen offiziell vollzogen. Wer wird in seine Fußstapfen treten?
Frau schaut auf Stadtkarte
Übernachtungszahlen
Übernachtungszahlen

Tourismus in Rheinland-Pfalz auf Erholungskurs

In Rheinland-Pfalz liegt die Zahl der Gäste und Übernachtungen zwar immer noch unter den Werten von vor der Corona-Pandemie. Trotzdem geht es mit dem Tourismus in Rheinland-Pfalz weiter bergauf.
V. l. n. r.: James Ardinast, Inhaber des Bar Shukas, Gesina Schalenberg, Projektleiterin bei Lust auf besser leben, Lena Iyigün, Inhaberin des Glauburg Cafés, und Frank Winkler, Inhaber des Restaurants Lorsbacher Thal, haben in ihren Betrieben wichtige Daten zur Co2-Bilanzierung erhoben. Auf dieser Basis hat die IGF einen Leitfaden „Initiative KlimaGastronomie“ entwickelt; damit ist sie für den hessischen Tourismuspreis „Typisch hessisch Award 2023“ nominiert.
Auszeichnung
Auszeichnung

Leitfaden der IGF für hessischen Tourismuspreis nominiert

Premiere in Hessen: Mit dem Leitfaden „Initiative KlimaGastronomie“ hat die Initiative Gastronomie Frankfurt (IGF) gemeinsam mit der Agentur „Lust auf besser leben“ einen für Hessen einzigartigen Leitfaden veröffentlicht. 
Blick auf die historische Altstadt von Lübeck
Bilanz
Bilanz

Starker Oktober kurbelt Tourismus im Norden an

Mehr Touristen in Schleswig-Holstein: Im Oktober nahm die Zahl der gebuchten Übernachtungen in Schleswig-Holstein erneut zu – und übertraf sogar das Vor-Corona-Jahr 2019. Über das Jahr gesehen, bleibt dennoch ein Minus.