Insolvenz

Thomas Cook-Pleite sorgt für Chaos

Hunderte Touristen strömen in ein Flugzeug
Ob Tourismusbranche oder Privaturlauber: Die plötzliche Insolvenz von Thomas Cook zieht katastrophale Konsequenzen nach sich. (© picture alliance / AA)
Die Pleite des britischen Reiseunternehmens schlägt hohe Wellen. Nicht nur bei Urlaubern, sondern auch in der weltweiten Tourismusbranche sind jetzt die Folgen zu spüren. Hier wichtige Fragen, Antworten und neue Entwicklungen.
Dienstag, 24.09.2019, 11:16 Uhr, Autor: Thomas Hack

Der britische Touristikkonzern Thomas Cook hat einen Insolvenzantrag gestellt. Von der Pleite betroffen sind etwa 600 000 Touristen, darunter Zehntausende Deutsche (Wir berichteten hier). Auch am Tag nach der Bekanntgabe schlägt die Pleite des britischen Reiseunternehmens hohe Wellen, denn in der weltweiten Tourismusbranche sind die Folgen zu spüren. Reisen ab dem 23. September konnten nicht mehr durchgeführt werden, erklärte die Thomas Cook GmbH dazu. Zudem würden zum jetzigen Zeitpunkt keine Reisen mehr verkauft werden. Derzeit sind rund 140.000 Touristen mit deutschen Reiseveranstaltern von Thomas Cook im Urlaub. Zudem wären für Reisen mit Abreisedatum 23.09. und 24.09. rund 21.000 Gäste gebucht gewesen.

Was bedeutet die Situation für Reisende?

Wer mit dem insolventen Reiseveranstalter in den Urlaub gestartet ist, muss jetzt möglicherweise seine Koffer packen – und zwar auch, wenn der Urlaub eigentlich noch einige Tage dauern sollte. „Die Reise ist jetzt eigentlich vorbei“, erklärte Reiserechtler Paul Degott aus Hannover der Deutschen Presseagentur. Der Grund: „In dem Moment, in dem der Hotelier kein Geld mehr von dem Leistungserbringer, also Thomas Cook, bekommt, wird er auch die Leute nicht mehr beherbergen und verpflegen wollen.“ In jedem Fall sollten Betroffene jetzt klären, wie es für sie weitergeht. Wer im Urlaub ist, sollte sich erst einmal an seine Reiseleitung wenden. „Die gibt es ja immer noch“, sagt Degott. „Da gibt es vielleicht schon Vorgaben, wie man die Reise jetzt zu Ende bringt.“ Nicht ratsam sei es, auf eigene Faust eine Ersatzunterkunft oder einen Rückflug zu buchen. Möglicherweise bekomme man diese Kosten nicht erstattet.

Was passiert bei Insolvenz der deutschen Töchter?

Im Falle einer Insolvenz auch der deutschen Töchter, greife zunächst die Insolvenzversicherung. Diese sei dann für die weiteren Schritte der Ansprechpartner. „Jeder, der eine Reise bucht, bekommt eine Reisebestätigung“, erklärte Degott. „Auf der Reisebestätigung ist ein Sicherungsschein, der gesetzlich vorgeschrieben ist und auf dem Sicherungsschein steht die Insolvenzversicherung des jeweiligen Veranstalters.“

Was ist, wenn der Urlaub erst in ein paar Tagen startet?

Auch hier gilt: Erstmal auf den Veranstalter zugehen, entweder direkt oder über das Reisebüro, in dem gebucht wurde. Betroffene sollten konkret fragen, ob die Reise wie geplant stattfinden könne oder es eventuell eine Erstattung der Reisekosten gebe. „Eigentlich ist hier der Veranstalter derjenige, der erklären muss, weil er hat Geld genommen, er hat Verpflichtungen übernommen und die kann er jetzt nicht mehr erfüllen“, sagte Degott. Der Veranstalter müsse sich kümmern.

Gibt es Anspruch auf Schadenersatz?

Das ist unter Experten umstritten. Urlaubern, die ihre Reise am 23.09. oder 24.09. nicht antreten konnten, steht Schadenersatz wegen entgangener Urlaubsfreuden zu, erklärte Reiserechtlerin Sabine Fischer-Volk aus Berlin. Nach Ansicht von Paul Degott gibt es aber nicht automatisch Schadenersatz wegen nutzlos aufgewendeter Urlaubszeit. „Ich glaube, das ist an dieser Stelle nicht vorgesehen.“ Entstandene Zusatzkosten könnten allerdings seiner Ansicht nach möglicherweise bei der zuständigen Insolvenzversicherung geltend gemacht werden.

Welche Verluste erleidet die Tourismusbranche?

Griechische Tourismusverbände gehen davon aus, dass die Insolvenz den Tourismussektor des Landes bis zu 500 Millionen Euro kosten könnte. Die spanische Tourismusbranche werde wegen der von Reisekonzern Thomas Cook nicht beglichenen Rechnungen mindestens 200 Millionen Euro verlieren, wie es heißt. Diese Verluste würden große Hotelketten wie Meliá und Iberostar, aber auch mittlere und kleinere Unternehmen treffen, ließ der Vizepräsident des Reiseunternehmerverbandes Exceltur, José Luis Zoreda, verlauten. Die Präsidentin der Hotelierverbandes von Mallorca (FEHM), Maria Frontera, hatte zuvor gewarnt, wegen der Thomas-Cook-Pleite sei „die Zukunft vieler Unternehmen ernsthaft gefährdet“. Hilfe des Staates werde auf jeden Fall nötig sein, damit diese Unternehmen überleben.

Was ist mit den Hotel-Geiseln in Tunesien?

Die wegen der Thomas Cook-Insolvenz im tunesischen Hammamet  festgehaltenen Hotelgäste haben die Anlage nach offiziellen Angaben verlassen. Die Gäste seien nach Einschaltung des tunesischen Tourismusministers zum Flughafen eskortiert worden, teilte das Ministerium  mit. Der Präsident des Hotelverbandes im Bezirk Nabeul, Mehdi Allani, kritisierte das Verhalten der Hotelführung. Nicht die Gäste, sondern der Reiseveranstalter sei für die offenen Zahlungen verantwortlich. (dpa/tmn/TH)

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