Keine Zusatzstoffe

Seilbahnwirtschaft gegen Chemie im Kunstschnee

Eine Schneekanone auf einem verschneiten Berg
Noch halten die Schneekanonen in Österreich Sommerschlaf, aber die Frage, ob man dem Kunstschnee zusätzlich künstlich auf die Beine helfen soll, beschäftigt Politik und Justiz schon jetzt. (© fotolia.com/GH Waldhart)
Österreichs Seilbahnen stehen zum „Reinheitsgebot“ für technischen Schnee und fordern Förderungsstopp für Skigebiete, die auf Zusatz von Bakterien oder Proteinen setzen.
Donnerstag, 16.08.2018, 09:55 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Zum aktuell bekannt gewordenen Urteil des Tiroler Landesverwaltungsgerichtshofs, Zusatzstoffe für technischen Schnee zu erlauben, meint der Obmann des Fachverbands der Österreichischen Seilbahnen, Franz Hörl: „Die Botschaft eines solchen Urteils ist eine verheerende und der drohende Schaden für den heimischen Wintertourismus ist ein massiver. Ich kann verstehen, dass Veranstalter von Großereignissen alles tun, um nicht zu 100% von äußeren Einflüssen abhängig zu sein. Enttäuschend ist allerdings, dass eine Olympiaregion wie Seefeld hier eine rote Linie überschreitet, und der Österreichische Skiverband diese Position augenscheinlich unterstützt.“

Hörl, der zum „Reinheitsgebot“ für österreichischen Schnee steht, erwartet von der Landespolitik ein Machtwort: „Unser Schnee besteht zu 100% aus Wasser und kalter Luft! Das soll so bleiben. Wenn schon die Gerichte hier keine Sensibilität haben (können), dann ist die Politik am Zuge. Seilbahnunternehmen, die Zusatzstoffe anwenden, dürfen keine öffentlichen Mittel – auch nicht seitens der Tourismuswerbung – bekommen. Hier gilt es für mich als Branchensprecher einen Imageschaden für die gesamte Seilbahnwirtschaft abzuwenden. Es kann nicht sein, dass alle dafür büßen müssen, weil ein paar wenige meinen, ihre Mitbewerber austricksen zu können bzw. sich Hersteller von Zusätzen ein gutes Geschäft erwarten.“

„Schwarze Schafe namhaft machen“
Für Hörl ist der Nutzen, den diese Stoffe bringen, in keiner Relation zum möglichen Schaden: „Wir werden jedenfalls die schwarzen Schafe namhaft machen. In Zeiten wie diesen überrascht mich die Naivität und Rücksichtslosigkeit jener, die meinen hier mit dem Kopf durch die Wand zu müssen. Eine überwältigende Mehrheit der heimischen Skidestinationen steht zum ‚Reinheitsgebot‘ und muss daher alles tun, um Schaden und negative Auswirkungen zu vermeiden.“

Konkret geht es bei dem betreffenden Gerichtsurteil um Zusätze, die die Schneequalität verbessern und den Einsatz von Schneekanonen auch bei höheren Temperaturen ermöglichen sollen. (CK)

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