Prognosen zum Reisejahr 2021
Stadthotels gehören zu den größten Verlierern der Coronakrise. Während im letzten Sommer Ferienregionen Rekordgästezahlen verzeichnen konnten, bangen insbesondere Hotels in Metropolen wie Frankfurt am Main, Düsseldorf oder München um ihre Existenz. Zwei Beispiele für Pandemie-bedingte Hotelschließungen sind Münchens erstes Designhotel Anna am Stachus sowie Frankfurts einziges privatgeführtes Luxushotel Hessischer Hof gegenüber der Frankfurter Messe. Genaue Zahlen, bei wie vielen Hotels das Insolvenzverfahren eingeleitet werden musste, liegen noch nicht vor. Was aber klar ist: Besonders Stadthotels leiden unter dem Wegbleiben von Messebesuchern, Kongressteilnehmern oder Businessreisenden. Ein optimistisches Bild zeigt hingegen die Buchungsanalyse von kurz-mal-weg.de. Zwar profitierten nach Ende des ersten Lockdowns im Mai 2020 zunächst Ferienhotels, die Nachfrage nach Unterkünften in Innenstadtnähe erholte sich jedoch rasch und erreichte im September 2020 das Vorjahresniveau. Da zu diesem Zeitpunkt noch viele Mitbewerber geschlossen hatten, profitierten geöffnete Häuser sogar mit einem Umsatzplus von 15 Prozent im Vergleich zu 2019. Obwohl die Ferienhotellerie zum gleichen Zeitpunkt ein Plus von 32 Prozent aufweisen konnte, zeigen die Zahlen, dass im Bereich „Urlaubsarrangements“ buchbare Stadthotels von der verstärkten Inlandsnachfrage profitierten.
Vorausbuchungszeiten sind stark abhängig vom Zeitpunkt
Anzunehmen ist, dass sich in unsicheren Pandemiezeiten der Last-Minute-Booking-Trend verstärkt. Die Buchungsanalyse von KMW zeichnet jedoch ein anderes Bild: 2019 wiesen 70 Prozent der KMW-Buchungen eine Vorausbuchungszeit von weniger als sechs Wochen auf, 43 Prozent dieser Buchungen gingen sogar weniger als drei Wochen vor Reisestart ein. Lediglich zwölf Prozent der KMW-Urlauber planten ihren Urlaub langfristig, mit einer Vorausbuchungsdauer von drei Monaten oder mehr. Corona drehte dieses Buchungsverhalten um: Während des Lockdowns, aber auch bereits bei steigenden Inzidenzen, lag der Anteil von Langfristbuchungen im Zeitraum Oktober 2020 bis März 2021 bei 94 Prozent. KMW-Geschäftsführer Stephan Kloss erwartet, dass der Anteil von Kurzfristbuchungen in den kommenden Wochen zwar zunimmt, allerdings werden – solange ein Ende der Pandemie nicht absehbar ist – noch immer viele Kunden mittel- und langfristige Buchungen vornehmen. Aktuell beträgt der Anteil von Langfristbuchungen bei KMW 45 Prozent. Für Hotels ergibt sich so die Chance sowohl kurzfristig als auch langfristig für den Herbst Geschäft zu generieren.
Trend von Kurzreise zu längeren Aufenthalten
Bei kurz-mal-weg.de lag die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in 2019 bei 2,2 Nächten. Im Laufe der Pandemie stieg die Nachfrage nach längeren Auszeiten, sodass das Onlinereiseportal zuletzt Buchungen mit durchschnittlich drei Nächten generierte. Ferienhotels profitierten mit 3,1 Übernachtungen dabei leicht überproportional zu Stadthotels (2,7 Nächte). Auf Grund von noch immer risiko-behafteten Reisen ins europäische Ausland oder auf der Fernstrecke wird für 2021 weiterhin eine positive Entwicklung für längere Inlandsurlaube erwartet.
Menschen geben in 2021 noch mehr Geld für das Reisen aus
Gäste können es kaum erwarten, in den wohlverdienten Urlaub zu fahren, dies zeigt sich auch beim Thema Reisebudget. Laut der aktuellen „Travel Trends 2021 Studie“, durchgeführt von der Strategie- und Marketingberatung Simon-Kucher & Partners und ROIRocket, soll sich der Reisemarkt ab Sommer 2021 deutlich erholen. Dabei planen rund 70 Prozent der befragten deutschen Freizeitreisenden keine Kürzungen ihres Reisebudgets gegenüber der Pre-Corona-Zeit. Einen Aufschwung geben zudem die sogenannten „Revenge Traveler“. Zehn Prozent der Befragten gehören zu dieser Konsumentengruppe, die nun mehr Geld für ihren Urlaub ausgeben möchten als sonst üblich, um das verlorene Reisejahr 2020 umso schöner nachzuholen. 54 Prozent von ihnen wollen längere Reisen unternehmen, wohingegen 46 Prozent kürzere, dafür aber häufigere Urlaube planen. Ebenfalls sind sie bereit, mehr Budget für Unterkunft und Verpflegung einzuplanen. Auch kurz-mal-weg.de prognostiziert eine anhaltende positive Steigerung des durchschnittlichen Buchungswarenkorbs, denn: Die Entwicklung der Warenkörbe von 307 Euro pro Buchung in 2019 bis hin zuletzt durchschnittlich 550 Euro, wird sich fortführen. Ebenso erfreulich zeigt sich die Entwicklung des RevPARs: 2019 wies dieser einen Durchschnittswert pro gebuchtem Zimmer von 129 Euro auf, heute liegt dieser bei 150 Euro, Tendenz steigend.
Urlauber besinnen sich auf einfache Dinge
KMW geht außerdem der Frage nach, was Urlaubshungrige nach der langen Corona-Reisepause buchen. Waren vor der Pandemie noch Themen wie Wellness, Thermenbesuche sowie Events wichtige Buchungsgründe, so geht der Trend bei vielen Reisenden in Richtung „Keep it simple“. Wandern, Radfahren oder beispielsweise eigenständige Städte-Entdeckungstouren sind seit dem Reise-Restart 2020 bis heute die Urlaubstrendgewinner. Viele Hoteliers haben das Potential erkannt und heben sich mit kreativen Arrangements, mit beispielsweise gefüllten Wanderrucksäcken oder Picknickkörben, von der Konkurrenz ab.
(KMW/NZ)