Inlandstourismus erholt sich am raschesten
Corona hat den internationalen Tourismus besonders getroffen. Allerdings gibt es durchaus Unterschiede, welche Märkte sich bald erholen könnten und wo noch kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist. Märkte und Städte mit einer geringeren Abhängigkeit von Urlaubsreisen, internationalem Tourismus sowie internationalen Kongressen, Events und Messen werden sich voraussichtlich rascher erholen, ist der Immobilienspezialist CBRE überzeugt. Inlandsreisen werden als erstes nach der Krise wieder möglich sein, bedingt durch die Öffnung der Wirtschaft sowie die Lockerung der Reisebeschränkungen. Rund 63 Prozent des Tourismus in Europa waren im Jahr 2019 bereits auf Inlandsreisen zurückzuführen.
Deutschland, Großbritannien und Italien sind die Märkte mit dem höchsten Anteil an Inlandstourismus. Dadurch dürften diese Märkte sich rascher erholen, wobei man allerdings die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise in den einzelnen Ländern sowie die Betroffenheit und die Risikobereitschaft der Bevölkerung berücksichtigen müsse.
Hotels abseits der Ballungsräume gefragt
Die Nachfrage am internationalen Reisemarkt werde noch länger auf sich warten lassen, der Markt für Kurztrips werde voraussichtlich wieder früher anspringen als jener für längere Reisen. Daher gehen die Experten von CBRE davon aus, dass Hotels und Unterkünfte in Flughafennähe sowie in Gateaway-Städten am meisten vom sehr limitierten internationalen Reisemarkt betroffen sein werden. Urlaubsreisen sollten rasch wieder nachgefragt sein, wobei hier vor allem Hotels auf dem Land in ganz Europa profitieren sollten, da Reisende versuchen werden, in weniger dicht besiedelte Gegenden zu reisen.
Bereits in den vergangenen zehn Jahren wuchs der Markt der Urlaubsreisen mehr als jener der Geschäftsreisen. Die Zahl der Geschäftsreisen steigt proportional zu den wirtschaftlichen Aktivitäten, allerdings geht CBRE davon aus, dass der Markt kurz- bis mittelfristig unter seinem bisherigen Niveau bleiben wird. Solange sich Unternehmen nicht von den wirtschaftlichen und finanziellen Konsequenzen der Krise erholt haben, werden auch Geschäftsreisen wohl nur sehr eingeschränkt stattfinden.
Wien stark vom Ausfall der MICE-Touristen betroffen
Innerhalb der Reisebranche ist der Bereich MICE – d.h. Meetings, Incentives, Conferences und Events – am meisten betroffen von der Krise und wird lange brauchen, um sich zu erholen. Dies gilt vor allem für Städte wie Paris, Wien, Madrid, Barcelona oder Berlin, die von Verschiebungen oder Absagen großer Kongresse am meisten getroffen sind. Allerdings seien all diese Städte gut positioniert und würden langfristig von ihrer ausgezeichneten Infrastruktur profitieren.
Die Situation in Österreich sehen die Experten von CBRE – seit wenigen Monaten gibt es in Wien eine auf Hotelinvestments spezialisierte Abteilung – wie folgt: „Die bevorstehende Wiedereröffnung der Hotels Ende Mai in Österreich wird als erster Lichtblick gesehen und gibt dem heimischen Tourismus Hoffnung. Österreich ist allerdings – anders als Deutschland – größtenteils von Touristen aus dem Ausland abhängig. Die anhaltenden Reiseeinschränkungen werden sich vor allem auf die international ausgerichtete Hauptstadt Wien auswirken. Der Hotelinvestmentmarkt ist im Moment aufgrund dieser Entwicklungen sehr ruhig. Wir erwarten erst in der zweiten Jahreshälfte mehr Bewegung“.