Gute Zwischenbilanz für deutschen Incoming-Tourismus
Aus dem Travel Industry Expert Panel geht hervor, dass vom 1. bis zum 4. Quartal die Einschätzung der aktuellen Geschäftssituation von minus 40 auf plus 25 (auf einer Skala von minus 100 bis plus 100) gestiegen ist. Die Business-Erwartungen für die kommenden sechs Monate, die nach dem Beginn des Ukraine-Krieges im Verlauf des ersten Halbjahres von plus 74 auf plus 55 gesunken waren, haben sich stabilisiert, liegen jedoch weiterhin krisenbedingt unter der Einschätzung zu Beginn des Jahres.
Bereits in der Sommersaison 2022 erholte sich der deutsche Incoming-Tourismus deutlich. Das Übernachtungsvolumen ausländischer Gäste erreichte im dritten Quartal rund 85 Prozent des Vorkrisenniveaus. Zugleich muss sich die Branche auf weiterhin schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen einstellen. Attraktive nachhaltige Angebote und weitere Fortschritte in der digitalen Transformation sind aus Sicht der DZT essenziell, um die Position des Reiselandes Deutschland in einem schärfer werdenden Wettbewerb der Destinationen zu festigen.
Petra Hedorfer, Vorsitzende des Vorstandes der DZT, beschreibt die aktuelle Situation des Incomings wie folgt: „Die Reiseabsichten sind weiter hoch. Das bestätigt die jüngste Studie ‚Monitoring Sentiment in Intra European Travel‘ der European Travel Commission (ETC) vom Oktober 2022.“ Demnach würden 70 Prozent der Reisenden aus Europa, dem wichtigsten Quellmarkt für das Deutschland-Incoming mit einem Marktanteil von über 80 Prozent, in den kommenden sechs Monaten planen zu verreisen – ein Plus von vier Prozent im Vorjahresvergleich. Auslandsreiseziele innerhalb Europas würden 62 Prozent der Europäer präferieren – ein Plus von sieben Prozent gegenüber 2021. Zugleich sinke der Anteil derer, die im eigenen Land Urlaub machen oder eine Fernreise unternehmen wollen, um jeweils drei Prozent.
„Auch die Analysten von Tourism Economics bestätigen eine hohe Reisebereitschaft und prognostizieren für den Incoming-Tourismus einen weiteren Anstieg von 60 auf 67 Millionen internationale Übernachtungen in Deutschland für 2023. Allerdings erwarten auf Seiten der Reisewirtschaft 90 Prozent der Befragten im DZT Industry Expert Panel für das Jahr 2023 steigende Preise für das Reiseangebot in Deutschland aufgrund von Inflation und höheren Energiekosten. Trotzdem erklärt mehr als ein Drittel der Top-Manager, dass moderate Preissteigerungen die Kundennachfrage nach Reiseangeboten in Deutschland nicht beeinflussen würden, 57 Prozent erwarten einen leichten Rückgang der Nachfrage aufgrund von Preissteigerungen“, erläutert Petra Hedorfer.
Positive Entwicklung des Incomings im Sommer 2022
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stiegen die Übernachtungszahlen internationaler Besucher von Januar bis September 2022 auf 50,6 Millionen. Das entspricht 72 Prozent des Vergleichszeitraumes 2019. Im Juli erreichten die Incoming-Zahlen 84 Prozent, im August 83 Prozent und im September 87 Prozent des Vorkrisenniveaus.
Top-Märkte für das Incoming waren die Niederlande, gefolgt von der Schweiz, den USA, Österreich und Polen. Die Recovery entwickelte sich positiv, obwohl der große Quellmarkt China aufgrund der strikten Null-Covid-Policy weiterhin reglementiert ist, kriegsbedingt gilt dies auch für den russischen Quellmarkt.
Wichtige Kennziffern von MKG Consulting für die Hotellerie zeigen allerdings, dass Deutschland mit einem Minus von 5,9 Punkten etwas schwächer performt als die Mitbewerber. In allen untersuchten Märkten – Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, der Schweiz und Österreich – liegt die Belegungsrate der Hotels im Oktober 2022 unter der des Vergleichsmonats 2019.
Zugleich sind die nicht inflationsbereinigten Durchschnittspreise für Hotelübernachtungen in diesen Destinationen in Europa gestiegen. Bei den aktuellen Zimmerpreisen verteuert sich Deutschland ebenfalls, bewegt sich jedoch weiterhin im unteren Drittel.
Auf Basis der aktuellen Daten prognostiziert das Marktforschungsinstitut Tourism Economics für das Deutschland-Incoming 2022 ein Volumen von circa 60 Millionen Ausländerübernachtungen – rund zwei Drittel des bisherigen Rekordjahres 2019.