Tourismusanalyse Mai bis August 2020

Erwartbare Nachfrageeinbußen

Mirabellgarten Salzburg
Überlaufen waren die Sehenswürdigkeiten in Österreich im abgelaufenen Sommer – hier der Mirabellgarten Salzburg – nicht gerade. (© Österreich Werbung / thecreatingklick.com)
In den ersten vier Sommermonaten musste Österreichs Tourismus ein deutliches Minus hinnehmen, wobei Juli und August deutlich besser ausfielen als Mai und Juni.
Mittwoch, 07.10.2020, 10:37 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Im Vergleich zu Mai und Juni (Gästeankünfte ‑73,7%, Übernachtungen ‑70,0%) fielen die Nachfrageverluste in den Hauptmonaten des Sommers 2020 in Österreich deutlich geringer aus (Juli und August: Ankünfte ‑23,0%, Nächtigungen ‑14,0%), wie eine aktuelle Statistik des WIFO zeigt. Insgesamt ergaben sich in der bisherigen Saison dennoch erhebliche Einbußen von 43,2 Prozent bei Ankünften und 33,0 Prozent bei Übernachtungen. Die Tourismuseinnahmen gingen von Mai bis August 2020 schätzungsweise um nominell 31,7 Prozent auf 7,22 Mrd. € zurück (real ‑33,0%).

Infolge der COVID-19-Krise verreisten inländische Gäste in der Sommerhauptsaison 2020 deutlich häufiger im eigenen Land als 2019, wobei sich die Dynamik im August mit +15,6 Prozent bei Ankünften und +22,6 Prozent bei Nächtigungen (Hochrechnung) im Vergleich zum Juli (+10,2% bzw. +15,9%) noch verstärkte. Besonders Destinationen an Seen und in alpinen Gebieten profitierten in den beiden Monaten überdurchschnittlich stark von dieser Entwicklung (Nächtigungen: Kärnten +38,9%, Salzburg +27,7%, Tirol +23,4%, Steiermark +22,4%). Die internationale Nachfrage unterlag dagegen weiterhin starken Einschränkungen im Flugverkehr und Einreiseverboten, sodass die Zahl der Ankünfte im August um 35,6 Prozent, jene der Nächtigungen um 23,6 Prozent schrumpfte. Das Ausbleiben ausländischer – und im Besonderen fernreisender – Gäste im Zuge der COVID-19-Pande­mie traf vor allem den Städtetourismus schwer: In den ersten vier Sommermonaten verlor Wien gegenüber 2019 85,6 Prozent seines internationalen Nächtigungsvolumens, in der Hauptsaison über drei Viertel (Juli ‑77,8%, August ‑76,8%). Auch Niederösterreich litt im Sog der Bundeshauptstadt überproportional unter einem massiven Nächtigungsrückgang ausländischer Reisender (August ‑49,8%; Mai bis August ‑62,4%), nicht zuletzt auch bedingt durch die Absage von Großveranstaltungen und Kongressen.

Zuwächse aus Deutschland

Gegenüber 2019 verschob sich im aktuellen Analysezeitraum die Gewichtung der Herkunftsmärkte deutlich: Stammten im Vorjahr noch 70,1 Prozent der bundesweiten Nächtigungen von Mai bis August von internationalen Gästen, lag dieser Anteil 2020 10 Prozentpunkte niedriger. Deutschland als bedeutendster Auslandsmarkt im österreichischen Tourismus (69,3% der internationalen Nächtigungen in der bisherigen Sommersaison) verzeichnete im August 2020 als einziges Herkunftsland Nächtigungszugewinne (+2,8%) sowie den geringsten Rückgang in den ersten vier Sommermonaten (‑24,4%). Auch auf anderen wichtigen Quellmärkten wie den Niederlanden (Marktanteil 9,7%), der Schweiz (Marktanteil 4,7%), Tschechien (Marktanteil 3,0%) und Belgien (Marktanteil 2,6%) blieb das Gesamtminus mit ‑34,0 bis ‑38,8 Prozent deutlich unter dem internationalen Durchschnitt (‑43,4%), während die Nächtigungsnachfrage aus stark von der COVID-19-Krise in Mitleidenschaft gezogenen Quellmärkten von Mai bis August 2020 massiv einbrach (Frankreich ‑65,2%, Italien ‑65,8%, Spanien ‑88,9%, USA ‑95,6%, Israel ‑98,6%).

Längere Aufenthaltsdauer

Das Ausbleiben von Fernreisenden im Speziellen sowie die durch die COVID-19-Pandemie bedingte Zurückhaltung der Gäste in Bezug auf Orts- und Unterkunftswechsel auf derselben Reise im Allgemeinen führte in der bisherigen Sommersaison 2020 zu einem sprunghaften Anstieg der mittleren Aufenthaltsdauer je Beherbergungsbetrieb (+17,9% auf 3,76 Nächte; ähnlich lang verweilten die Österreich-Gäste im Zeitraum Mai bis August zuletzt 2008). Zudem verreisen die Gäste in Krisenzeiten seltener, pro Reise dafür länger.

Nach Unterkunftstyp verzeichnete die Hotellerie in den ersten vier Sommermonaten 2020 österreichweit die stärksten Nächtigungseinbußen (‑40,2%), nachdem die Dynamik auch im August deutlich unter der Gesamtentwicklung lag (‑16,9% zu ‑11,2%). Die geringsten relativen Verluste verbuchten bisher Ferienwohnungen und ‑häuser (gewerblich ‑15,5%, privat ‑15,4%; August +3,7% bzw. +1,3%), die im Hinblick auf eine stärkere Isolierung von anderen Gästen und ein geringeres Infektionsrisiko punkten konnten. Ähnliches gilt auch für Privatquartiere, wo die Zahl der Nächtigungen von Mai bis August 2020 um gut ein Fünftel zurückging. Im Durchschnitt der übrigen Unterkünfte (Campingplätze, Unterkünfte für Kinder und Jugendliche, Kurheime, bewirtschaftete Schutzhütten, sonstige) schrumpfte die Nachfrage um 30,6 Prozent.

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