Branchenumfrage

Dunkle Wolken am Tourismushimmel

Hotelzimmer
Die Aussichten für die Schweizer Hotellerie sind derzeit ziemlich trüb. (© HotellerieSuisse)
Eine aktuelle Umfrage von HotellerieSuisse in der Schweizer Beherbergungsbranche zeigt eine höhere Konkurswahrscheinlichkeit in den kommenden Monaten.
Montag, 12.10.2020, 10:59 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

In der neusten Branchenumfrage des Branchenverbandes HotellerieSuisse zeigt sich schweizweit eine Verschärfung der Lage. Die kommenden Monate werden für die Beherbergungsbranche wohl deutlich herausfordernder als der Sommer. Der Verband hat vom 30. September bis 4.Oktober 2020 seine Mitglieder zur aktuellen Lage befragt.

Touristische Erholung nur schleppend

Die Sommersaison verlief für die große Mehrheit der Betriebe schweizweit deutlich schlechter als im Vorjahr (66 Prozent). Obwohl in den ländlich-alpinen Gebieten mehr Schweizer Ferien machten, wurden teils massive Einbußen verzeichnet. Vor allem Betriebe im Berner Oberland und im Wallis fehlten die internationalen Gäste.

In den kommenden Monaten erwarten die Hotelbetriebe klar tiefere Auslastungszahlen sowie große Umsatzeinbußen. So rechnen schweizweit 70 Prozent der Betriebe mit einer schlechteren Wintersaison als im Vorjahr. Besonders alarmierend sind die Einschätzungen aus den städtischen Gebieten. 90 Prozent der Befragten in den städtischen Gebieten sehen eine deutliche Verschlechterung der Lage. In den Ferienregionen rechnen 57 Prozent mit einem negativeren Verlauf der Wintersaison.

Unklare und uneinheitliche Reisebestimmungen bremsen den Tourismus aus

Als besondere Herausforderung sehen die Befragten die uneinheitlichen Reiseregelungen in Europa. Derzeit wird die Erholung der Reisetätigkeit massiv ausgebremst. 63 Prozent der Befragten befürworten eine Harmonisierung. Weiter wünschen sich 61 Prozent eine schnelle Zulassung von Schnelltests und die Anpassung der Quarantäneregelungen. „Wir fordern den Bundesrat auf, schnellstmöglich für die Harmonisierung der Reiseregelungen einzutreten und die Quarantäneregelungen anzupassen“, sagt Andreas Züllig, Präsident HotellerieSuisse.

Die derzeitigen Regeln würden die Wirtschaftlichkeit der Betriebe gefährden, was die Gefahr für unnötige Betriebsschließungen erhöht. Oft würden ganze Teams von Mitarbeitenden unter Quarantäne gestellt. Zudem würden Reisende abgeschreckt, in die Schweiz zu kommen.

Fachkräfteabbau im Fokus betriebsinterner Maßnahmen

Aufgrund der Corona-bedingten Liquiditätsprobleme werden zwei Drittel der Hotelbetriebe (67 Prozent) ihre geplanten Investitionen in den nächsten sechs Monaten verschieben. Damit greifen deutlich mehr Betriebe zu dieser Maßnahme als noch in der Juni-Umfrage (55 Prozent). Mehr als ein Drittel der Befragten (37 Prozent) werden in den kommenden Monaten Kündigungen aussprechen müssen. Die Quote ist vor allem in den Städten hoch (59 Prozent). Somit bleibt die Situation auf dem Arbeitsmarkt besorgniserregend. Die Möglichkeit der Kurzarbeit bleibt deshalb auch in den kommenden Monaten eine wichtige Stütze im Kampf gegen Massenarbeitslosigkeit im Gastgewerbe.

Konkurswahrscheinlichkeit steigt wieder

Aufgrund der deutlich getrübten Aussichten schätzt die Hotellerie die Konkurswahrscheinlichkeit wieder höher ein. Während im Juni ca. 3 Prozent der Hotelbetriebe eine Konkurswahrscheinlichkeit von 60 Prozent und mehr angegeben hatten, rechnen nun 6 Prozent mit einem solch hohen Konkursrisiko. Dabei sind vor allem städtische Betriebe betroffen: Die Konkurswahrscheinlichkeit von 60 Prozent und mehr droht 12 Prozent der Betriebe in der Stadthotellerie, v.a. in Zürich und Genf. Allein auf die gesamte Stadthotellerie hochgerechnet sind aktuell rund 142 Betriebe konkursbedroht. HotellerieSuisse fordert mit Nachdruck einen zeitnahen Rückzahlungserlass einfacher Covid-Kredite in Härtefällen sowie einen Nullzinssatz während der gesamten Laufzeit. Diese Maßnahmen seien nötig, um Liquiditätsprobleme und Investitionsstaus zu bekämpfen sowie Arbeitsplätze und die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu erhalten.

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Kapellbrücke in Luzern am Abend
Top-Ranking
Top-Ranking

Luzern ist erfolgreichste Sommerdestination

BAK Economics hat eine Studie zur Performance von 150 internationalen Destinationen im Alpenraum veröffentlicht. Luzern belegt im Ranking der Sommerdestinationen zum siebenten Mal die Spitzenposition.
Tiefschnee-Skifahrer in der Schweiz
Positiver Buchungsstand
Positiver Buchungsstand

Herausforderungen für Schweizer Wintersaison bleiben

Die Branche kann auf einen guten Sommer zurückblicken. In der kommenden Wintersaison erwarten die Hoteliers eine positive Entwicklung. Dies zeigen die Resultate einer Befragung von HotellerieSuisse.
Schweizer Franken vor Schweizer Fahne
Budget nicht gekürzt
Budget nicht gekürzt

Parlament stärkt Schweizer Tourismus

Der Nationalrat hat jüngst den Ständeratsentscheid zu Schweiz Tourismus bestätigt. Damit stehen für das Landesmarketing in den kommenden vier Jahren 230 Mio. Franken zur Verfügung.
Skifahrer auf Piste
Schweizer Wintertourismus
Schweizer Wintertourismus

Zahl der Hotellogiernächte leicht gestiegen

Die Hotellerie in der Schweiz verzeichnete in der touristischen Wintersaison 2018/19 (November bis April) insgesamt 16,7 Millionen Logiernächte und damit das beste Ergebnis seit über zehn Jahren.
Graubünden
Stadt-Land-Kooperation
Stadt-Land-Kooperation

Berge als Ergänzung zum Urbanen

Mit dem Ziel, gemeinsam neue Gäste in die Stadt und die Berge zu holen, gehen Zürich Tourismus und Graubünden Ferien eine strategische Kooperation ein.
Neues Gstaad-Marketing-Plakat
Emotionalisierter Auftritt
Emotionalisierter Auftritt

Neues Kleid für Gstaad

Das neue Design und die Bildsprache soll die Stärken der Destination in den Fokus rücken: Genuss, Erholung und Aktivität inmitten der schönen, intakten Natur.
Schneewanderer in der Schweiz
Winterbilanz 2018/19
Winterbilanz 2018/19

Schweizer Tourismus rechnet mit leichtem Plus

Eine erste Einschätzung der Tourismusbranche für die Wintersaison 2018/19 ist leicht positiv. Im Durchschnitt gehen die Befragten bei den Übernachtungen von einem leichten Plus von 0,7 Prozent aus.
St. Moritz im Winter
MEETINGS UND INCENTIVES
MEETINGS UND INCENTIVES

St. Moritz fokussiert sich auf MICE

Die Engadin St. Moritz Tourismus AG hat entschieden, mehr Meetings und Incentive-Anlässe in die Destination zu holen. Partner aus der Destination sollen die Akquisition mitfinanzieren.
Münsterbrucke in Zürich
Mehr Logiernächte und Wertschöpfung
Mehr Logiernächte und Wertschöpfung

Zürich freut sich über Gästeplus

Die Logiernächte in der Tourismusregion Zürich konnten im letzten Jahr um 5.4 Prozent gesteigert werden. Besonders erfreulich ist, dass wieder vermehrt Besucher aus den europäischen Ländern stammen.