Corona trifft Tagungsbranche besonders
Österreich zählt mit seinen Vertretern der Tagungsindustrie seit Jahrzehnten zu den gefragtesten Kongressdestinationen weltweit. Dies belegen die Ergebnisse des Meeting Industry Report Austria (mira) und die jahrelange Präsenz Österreichs auf den vorderen Plätzen der internationalen Kongressstatistiken. Laut des heute veröffentlichten Reports mira fanden im vergangenen Jahr erstmals über 25.000 Seminare, Firmentagungen und Kongresse mit knapp 1,8 Mio. Teilnehmern und 2,3 Mio. berechneten Nächtigungen statt, was einem Anteil von 2,2 Prozent aller Tourismusnächtigungen (rd. 3,4 Mio. Nächtigungen) in Österreich entspricht.
Durch das Covid-19 verursachte Veranstaltungsverbot fanden von März bis Ende Mai 2020 kaum bis keine Live-Veranstaltungen statt. Zum Vergleich: 2019 wurden in diesem Zeitraum 7.200 Veranstaltungen (rd. 30 Prozent des Jahresgeschäfts) erfasst, die auch in den nächsten Monaten nicht kompensiert werden können. Das Austrian Convention Bureau initiierte mehrere Befragungen zur aktuellen Situation. So ergab eine Umfrage bei 126 Tagungsbetrieben, dass allein bei diesen im Zeitraum von Mai bis Juni Umsatzverluste in Höhe von mind. 100 Mio. Euro entstanden sind. „Ebenso wie die Reisebüros, Messe- und Eventbranche zählt die Tagungsbranche zu jenen, die es derzeit am Härtesten trifft, denn sie musste als eine der ersten schließen und wird noch für das verbleibende Jahr in ihrer Handlungsfähigkeit stark eingeschränkt sein“, erklärt Gerhard Stübe, Präsident des Austrian Convention Bureaus, im Rahmen des Convention Talks der ersten virtuellen Convention4u. „Für abgesagte Veranstaltungen wurde versucht, Ersatztermine zu finden, jedoch erfolgen aufgrund der unsicheren Lage derzeit kaum neue Buchungen und Planungen werden dadurch nahezu unmöglich“, erklärt er weiter.
Neue Veranstaltungsformate
Umso wichtiger sei es, dass die gesamte Veranstaltungsbranche jetzt zusammenhält: Dazu gehört auch eine vertiefte Kollaboration zwischen ÖW, ACB, den Bundesländer Convention Bureaus und den Landestourismusorganisationen in Form einer Arbeitsgemeinschaft: „Gerade jetzt zeigt sich, wie wichtig der MICE Bereich ist. Wir müssen an einem Strang ziehen, neue Kooperationen und Formate andenken und den Austausch untereinander verstärken“, so Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich Werbung.
Ein Thema, das durch Corona erheblich an Bedeutung gewonnen hat, ist Sicherheit. „Neben Österreichs innovativem Angebot, der Servicequalität und der Gastfreundschaft ist selbstverständlich auch das Vertrauen in die Sicherheitsvorkehrungen von erheblichem Interesse“, so Stolba. Zu diesem Zweck arbeitet die Bundesregierung gemeinsam mit Branchenvertretern laufend an der Umsetzung und Weiterentwicklung zielgerichteter Regelungen und Maßnahmen.
Sicherheit gefragt
Aber auch die Branche selbst erarbeitet gerade Präventionskonzepte für sichere Live-Veranstaltungen, um das persönliche Fortbilden, Netzwerken und Austauschen so sicher und vertrauensvoll wie möglich zu machen. „Die Maßnahmen müssen von allen beteiligten Veranstaltern über die Mitarbeiter in den Betrieben bis hin zu den Teilnehmern, ernst genommen und verantwortungsvoll umgesetzt werden. Denn nur so können wir das Vertrauen in Kongresse und Tagungen stärken und die Chance auf Live-Veranstaltungen aufrecht halten“, appelliert Stübe im Namen des Dachverbands an die Branche.
„Wir setzen alles daran, Österreich im In- und Ausland als verantwortungsvolles, innovatives Gastgeberland zu positionieren, um als Tagungsstandort im weltweiten Vergleich attraktiv zu bleiben“, sind sich Stolba und Stübe einig. „Österreich soll – in Abhängigkeit von den weltweiten Entwicklungen rund um Covid-19 – seine Stellung als gefragte Destination in der Meeting Industrie wieder einnehmen“. Weiters weist der ACB Präsident darauf hin: „Um die Branche handlungsfähig zu machen und Österreich als erfolgreichen Standort für Kongresse und Tagungen zu erhalten, muss die Regierung über langfristige Konjunktur- und Hilfspakete, eine Ausfallshaftung für den Fall eines erneuten Veranstaltungsverbots sowie die Verlängerung der Kurzarbeit bis Ende des Jahres 2021 nachdenken.“