Bundesregierung grenzt Sommerurlaub 2020 ein
Ja zum Urlaub im Ausland, aber nur in bestimmten Grenzen und auf eigene Gefahr: Mit dieser Ansage schickt die Bundesregierung die Deutschen in die Sommerferien. Für 29 europäische Länder wird die weltweite Reisewarnung für Touristen an diesem Montag zwar aufgehoben, doch für mehr als 160 Staaten soll sie aber zunächst bis zum 31. August verlängert werden. Bundesaußenminister Heiko Maas machte nach Beratungen mit den zwölf Haupturlaubsländern der Deutschen aber deutlich, dass es auch da noch Ausnahmen geben könnte – wie etwa die Türkei. „Wir werden das Woche für Woche überprüfen.“
„Nur eine Empfehlung, keine Vorschrift!“
Maas betonte auch, dass die Reisewarnungen nur eine Empfehlung und keine Vorschrift seien. „Die Verantwortung für eine Reise, die trägt jeder selbst. Selbst eine Reisewarnung ist ja kein Reiseverbot.“ Zu den Ländern, für die die Reisewarnung nun aufgehoben wird, zählen die 26 Partnerländer Deutschlands in der EU, Großbritannien sowie Island, Norwegen, die Schweiz und Liechtenstein. Für 29 Länder erfolgt die Aufhebung am 15. Juni, für Spanien und Norwegen erst später, weil dort noch Einreisesperren gelten. Für diese Länder wird es künftig nur noch sogenannte Reisehinweise geben.
Rückholaktionen sollen vermieden werden
Dass die Reisewarnung für mehr als 160 Länder weiterbesteht, begründet die Bundesregierung damit, dass in Ländern außerhalb der EU Reisebeschränkungen und Quarantänevorschriften „ohne jede Vorankündigung und mit sofortiger Wirkung“ wieder eingeführt werden könnten. Wegen solcher plötzlicher Maßnahmen waren im März Zehntausende deutsche Touristen im Ausland gestrandet. 240 000 wurden in einer wochenlangen Aktion zurück nach Deutschland geholt. Eine Wiederholung will die Bundesregierung unbedingt vermeiden.
Hotel- und Reiseverbände enttäuscht
Der Reiseverband DRV bezeichnete die Entscheidung als nicht „verhältnismäßig“, weil sie rund 160 Staaten über einen Kamm schere. „Die Pandemie klingt in sehr vielen Ländern der Welt ab“, sagte DRV-Präsident Norbert Fiebig. Er forderte schnellstmöglich differenzierte Reisehinweise. Zugleich wies er darauf hin, dass im Krisenfall die Veranstalter Pauschalurlauber zurückholten. Auch türkische Hoteliers reagierten enttäuscht. Die Türkei müsste „unter den ersten Ländern“ sein, für die die Reisewarnung aufgehoben werde, sagte Erkan Yagci, Chef des Mittelmeer Hotelier und Touristikverbandes (Aktob). Sein Land habe „Pionierarbeit“ geleistet und zahlreiche Vorsichtsmaßnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus getroffen. Eine Empfehlung der EU-Kommission könnte eine Aufhebung der Reisewarnung für die Urlaubsziele außerhalb Europas begünstigen. (dpa/TH)