Tourismus in Österreich

„Brauchen vier bis fünf Jahre zum Aufholen“

2 radfahrer am Hallstädtersee
Salzkammergutsee statt Adria: Österreichs Tourismusbetriebe werden sich im Sommer hauptsächlich auf den Inlandsgast konzentrieren müssen. (© Österreich Werbung/Martin Steinthaler/TineFoto)
In der österreichischen Wirtschaftskammer hofft man auf den Krisenfonds und Unterstützung beim Start in die Sommersaison. Der Inlandsmarkt wird besonders wichtig.
Freitag, 03.04.2020, 11:10 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Das Coronavirus ist eine Vollbremsung für den heimischen Tourismus, der binnen kürzester Zeit auf null zurückgefahren wurde. „Auch wenn wir uns derzeit noch in vielen Gebieten in der Nebensaison befinden, wäre jetzt für zahlreiche Betriebe, z.B. Stadthotellerie, Thermen, etc., Beginn der Hauptsaison. Die unsichere Situation belastet alle Unternehmerinnen und Unternehmer enorm“, kommentiert Petra Nocker-Schwarzenbacher, Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), die angespannte Lage der österreichischen Tourismusbetriebe. Momentan sind alle Tourismus- und Freizeitbetriebe im Ruhe- und Überlebensmodus, die Situation für die Unternehmen spitzt sich aber immer mehr zu. Nocker-Schwarzenbacher: „Stornierungen für Mai und Juni sind bereits an der Tagesordnung – und das in der normalerweise buchungsstärksten Zeit für Hotellerie und Reisebüros. Umso wichtiger ist es jetzt, unseren zukünftigen Gästen beim Buchen durch maximale Flexibilität größtmögliche Sicherheit zu geben, etwa durch kurze Stornofristen für den Fall einer Neubuchung. Zusätzlich soll jetzt verstärkt auf inländische Gäste gesetzt werden, unterstreicht Nocker-Schwarzenbacher: „Die Österreich Werbung wird dieses Jahr alle verfügbaren Kapazitäten auf die Bearbeitung des heimischen Marktes fokussieren, denn der wird für unsere Betriebe der erste stabile Anker nach der Krise sein.“

Konkrete finanzielle Unterstützung vom Krisenfonds würde Tourismusbetrieben helfen

Gerade im Tourismus sei die Sicherung der Liquidität entscheidend, um über die kommende Durststrecke zu kommen. Viele Hoffnungen liegen auf dem mit 15 Mrd. Euro dotierten Krisenfonds der Bundesregierung. „Die Abdeckung unserer Betriebskosten, wie Versicherungen, Steuerberatungskosten, Wartungsverträge, Überprüfungen, die weiterhin zur Gänze anfallen und sehr viele Ausgaben ohne jegliche Einnahmen bedeuten, müssen kompensiert werden“, betont Nocker-Schwarzenbacher.

Klar sei schon heute, dass es unzählige Geschäftsbereiche geben wird, die nach der Krise mit „soft openings“ starten werden. Viele Betriebe werden nicht von Anfang an mit hundert Prozent der Belegschaft ihre Geschäfte eröffnen können, weil die Saison später und mit Einschränkungen anlaufen wird. Allerdings benötigen auch viele Unternehmen von Beginn an mindestens 50-60 Prozent der Mitarbeiterkapazitäten, um überhaupt aufsperren zu können. Nocker-Schwarzenbacher: „Hier müsste die Gästenachfrage Hand in Hand mit einer Steigerung der Mitarbeiteranzahl und deren Arbeitszeit gehen, damit die Unternehmen – angepasst an die wirtschaftliche Situation des jeweiligen Betriebs – wieder hochfahren können.“

Hoffnung auf Nachholbedarf

Die Tourismus-Obfrau zeigt sich überzeugt, dass die wirtschaftlichen Folgen der momentanen Ausnahmesituation die touristischen Betriebe auf viele Jahre beschäftigen werden: „Selbst wenn der Tourismus wieder anzieht, wird es vier bis fünf Jahre dauern, bis wir wirtschaftlich wieder dort anschließen können, wo wir vor Corona waren. Uns bleibt nur zu hoffen, dass nach Ausgangssperren und der Einschränkung der Reisefreiheit das Bedürfnis nach Urlaub wieder groß sein wird.“

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