Tourismus nach der Krise

„Balkonien kann Strand nicht ersetzen“

Steg und Palmenstrand auf den Malediven
Die Sehnsucht nach Palmen, Strand und Meer wird die Leute auch nach der Krise wohl wieder in ferne Länder treiben. (© Kriegelstein)
Elisabeth Kneissl-Neumayer, Geschäftsführerin des Reiseveranstalters Kneissl Touristik, über die Folgen der Pandemie auf Tourismusbetriebe, verändertes Reiseverhalten und Bewältigungsstrategien der Branche.
Mittwoch, 06.05.2020, 09:46 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Das Coronavirus hat die Reisebranche zum Erliegen gebracht. Urlaub in bisheriger Form wird es bis auf Weiteres nicht geben. Elisabeth Kneissl-Neumayer, Geschäftsführerin des Reiseveranstalters Kneissl Touristik, sprach in einem Interview mit der Online-Plattform pressetext.com über die nähere Zukunft der Tourismusbranche.

„Die veröffentlichten Regeln von Mecklenburg-Vorpommern klingen nicht nach entspanntem Urlaub“

2020 werde nichts so sein wie bisher, legte sie dar. Die Notstandsregelungen würden in einigen Ländern wie Frankreich immer länger, also werde hier kaum an normalen Tourismus zu denken sein. „Wir wissen auch noch nicht, wie Hoteltourismus dieses Jahr bei uns oder in Deutschland ausschauen wird – die veröffentlichten Regeln von Mecklenburg-Vorpommern klingen nicht unbedingt nach entspanntem Urlaub. Erst nach einem wirksamen Medikament sowie einer Impfung innerhalb von zwei bis drei Jahren wird es zu einer Zeit der Normalität kommen“, so Kneissl-Neumayer.

Nach ihrer Einschätzung werde die Zurückhaltung beim reisen noch rund zwei Jahre anhalten, allerdings glaubt sie danach nicht an ein neues Biedermeier: „Es gibt klare Gründe, warum man jetzt nicht reisen kann – danach werden unsere Kunden wieder sehr gerne reisen. Viele Kunden wollen eine klarere Abschätzung der Risiken und dann erst reisen. Und so wird es in allen anderen Bereichen sein – Balkonien wird nicht einen Strand oder einen Aktivurlaub oder eine Kreuzfahrt ersetzen können.“

Bei 14 Tagen Quarantäne kann niemand reisen

Beim Thema Auslandsreisen wisse derzeit niemand, welche Länder sich gut, welche weniger gut entwickeln werden. Kneissl-Neumayer: „Ich hoffe, dass eine mögliche beginnende Reisefreiheit zum Beispiel auch Länder wie Israel oder Jordanien berücksichtigt – oder Marokko oder Namibia, die kaum Corona-Infizierte haben beziehungsweise extrem schnell auf die Situation mit einem Lockdown reagiert haben. Genauso in Asien – zum Beispiel Vietnam, Thailand oder Südkorea. Auch Kanada oder Mexiko haben rasch und sinnvoll reagiert. Aber dies wird alles von politischen Entscheidungen hie und dort abhängig sein – bei Reisewarnung Stufe 6 kann ich nicht reisen, auch nicht bei einer notwendigen Quarantäne von 14 Tagen bei Einreise.“

Generell denkt die Tourismusexpertin nicht, dass die Reiseindustrie zusammenbrechen werde. Die Leute würden auch in Zukunft Badeurlaub nicht nur am Wörthersee machen oder eine Kreuzfahrt erleben wollen. Allerdings werde wohl der ökologische Aspekt mehr in den Vordergrund geraten. So würden sich etwa immer mehr Leute für eine ökologisch vernünftige Bahnanreise entscheiden wird anstelle eines Kurzstreckenflugs. Aber dazu bedürfe es guter Bahnverbindungen. „Selbst in Österreich ist eine gute Bahnanbindung von Graz und Klagenfurt und Innsbruck nach Wien nicht gegeben, auch nicht zum Flughafen München. Diese Inlandsflüge werden meiner Ansicht nach als Erstes wegfallen“, so Kneissl-Neumayer abschließend. (pte/CK)

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