Kuba will die USA erobern
„Zigarrenrollen erfordert sehr viel Erfahrung und Geschick“, sagt die Direktorin für Technologie und Entwicklung, Adriana Gómez. „Jede einzelne Zigarre wird einer strengen Qualitätskontrolle unterzogen. Was unseren Standards nicht genügt, wird aussortiert.“ Hochwertige Zigarren werden stets von Hand gerollt, dafür zahlen Liebhaber in Europa und Asien dann auch bis zu 50 Euro pro Stück. Zigarren gehören zu den bekanntesten Exportgütern Kubas – etwa von den Marken Cohiba, Montecristo, Partagás und Romeo y Julieta.
2016 verkaufte Kuba Zigarren im Wert von 445 Millionen Dollar (420 Mio Euro). Allein der Absatz des Monopolisten Habanos stieg um fünf Prozent gemessen am Vorjahr. Das Gemeinschaftsunternehmen des Staatskonzerns Cubatabaco und des spanischen Tabakunternehmens Altadis vertreibt seine Zigarren in rund 150 Ländern und kontrolliert über 70 Prozent des weltweiten Zigarrenmarkts.
US-Markt bislang noch tabu
Der US-Markt vor der Haustür bleibt den Kubanern aber wegen des Handelsembargos der Vereinigten Staaten gegen die Insel verschlossen. Kurz bevor die Sanktion 1962 in Kraft trat, soll sich der damalige US-Präsident John F. Kennedy mit über 1000 kubanischen Zigarren eingedeckt haben. „Wenn die Blockade fallen würde, könnten wir pro Jahr bis zu 50 Millionen Zigarren pro Jahr alleine in den Vereinigten Staaten verkaufen“, schätzt Entwicklungsdirektorin López. Immerhin dürfen US-Touristen bis zu 100 Zigarren mit nach Hause nehmen.
Die kubanischen Zigarrenhersteller wollen nun neue Käuferschichten erschließen. „Der typische Kunde ist ein älterer, wohlhabender Mann. Wir wollen Zigarren auch für jüngere Leute und Frauen attraktiv machen“, sagt López. Dafür werden nun kürzere, dickere Zigarren entwickelt, die sich schneller rauchen lassen.
Auch Rum soll in die USA exportiert werden
Viele Raucher genießen ihre Zigarre zudem mit einem Rum. Der Schnaps aus Zuckerrohr ist der zweite Exportschlager Kubas. 3,5 Million Kisten Rum á neun Liter etwa exportiert das staatliche Unternehmen Cuba Ron jedes Jahr. Wichtigster Absatzmarkt im Ausland ist Deutschland, gefolgt von Frankreich und Italien. „Wenn wir in die USA exportierten dürften, könnten wir zwei Millionen Kisten pro Jahr mehr verkaufen“, sagt Firmenchef Juan González Escalona. Die Markennamen hat das Unternehmen in den USA schon schützen lassen.
Auf dem größten Rum-Markt der Welt wird das Geschäft von Bacardi dominiert. Die Unternehmerfamilie war nach der sozialistischen Revolution auf Kuba in den Fünfzigerjahren enteignet worden und hatte die Produktion auf die Bahamas verlegt. Cuba Ron brennt in fünf Destillerien auf der Insel den Rum der Bacadi-Marken Havana Club, Santiago de Cuba und Perla del Norte. Acht Rum-Meister überwachen die Qualität und entwickeln neue Sorten. (dpa/MJ)