Wiener Hotellerie rechnet mit zähem Start
Es ist keine überschäumende Vorfreude, mit der der Wiener Hotellerie-Obmann Dominic Schmid auf die Wiedereröffnung der Hotellerie blickt: „Wir sehen für den Juni nur eine 5- bis 10-prozentige Auslastung. Um positiv zu bilanzieren, benötigen wir jedoch 77 Prozent“. Er hofft, dass die Öffnung der Grenzen zu Deutschland ab Mitte Juni weitere Gäste in die Bundeshauptstadt locken wird. Und er will auch die Wiener mit eigenen Angeboten zum Urlaub in der Heimat – samt Übernachtung im Hotel – motivieren.
Viele Zimmer bleiben leer
Die Buchungszahlen seien derzeit noch verhalten, der überwiegende Großteil der Wiener Hotelzimmer werde auch in den kommenden Wochen leer bleiben. „Ab 15. Juni ist dann wieder mit Gästen aus Deutschland zu rechnen – die deutschen Nachbarn sind die größte ausländische Gästegruppe in Wien“, weiß Schmid und glaubt, dass die österreichische Bundeshauptstadt mit ihren Angeboten und Attraktionen auch im Sommer 2020 bei den deutschen Nachbarn wird punkten können.
Parallel dazu sollen verstärkt auch Gäste aus Österreich, sogar aus Wien selbst gewonnen werden. Schmid: „Wir wollen die Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten in Wien aufzeigen und bewerben. Da kann auch ein Wiener eine Nacht in einem Hotel buchen, um etwa in heißen Sommernächten die Klimatisierung zu genießen, sich einfach verwöhnen zu lassen oder auch touristische Hotspots, wie etwa die Donauinsel, voll auskosten zu können“. Dass Wien auch für Österreicher interessant ist, zeigen die mehr als drei Millionen heimischen Nächtigungen des Jahres 2019.
Entspannung erst für September erwartet
Mit einer spürbaren Entspannung der Lage für die Wiener Hotellerie rechnet Schmid frühestens im Herbst, ab September könnte das besonders wichtige Segment der Geschäftsreisen wieder Fahrt aufnehmen, wenn die Reisebeschränkungen in Europa und weltweit wieder gelockert werden. Aber auch hier gilt dann: „März bis Juni waren in den letzten Jahren starke Monate für Geschäftsreisende, der Verlust dieser Buchungen wird heuer keinesfalls mehr aufzuholen sein“. Deshalb hält Schmid eine Verlängerung der Kurzarbeit für seine Branche für wichtig: „Kurzarbeit ist eine wichtige Maßnahme für die Betriebe, um bewährte Mitarbeiter nicht kündigen zu müssen. Für die Hotellerie wird sie aber noch bis zum zweiten Quartal 2021 notwendig sein.“
In Wien gab es bis zur Covid-19-Krise mehr als 67.000 Gästebetten, im Vorjahr wurden 17,6 Millionen Gästenächtigungen verbucht. 14,5 Millionen davon von ausländischen Besuchern. Im März dieses Jahres brach die Zahl der Gästenächtigungen auf 377.000 ein, im Vorjahr waren es noch 1,28 Millionen.