Wie können Hotels energieeffizienter betrieben werden?
Herr Oremek, welche Rolle spielen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit in der zukünftigen Entwicklung der Hotelbranche?
Energieeffizienz und Nachhaltigkeit sind nicht nur aktuelle Trendbegriffe, sondern zentrale Pfeiler für die Zukunft der Hotelbranche. Angesichts des wachsenden globalen Bewusstseins für Umweltfragen und der zunehmenden Nachfrage der Verbraucher nach umweltfreundlichen Verfahren, übernehmen Hotels eine Vorreiterrolle in der Implementierung nachhaltiger Strategien. Auch aus ökonomischer Sicht ist es für Hotels sehr wichtig, eine konsequente Nachhaltigkeitsstrategie zu verfolgen. Für mich und viele anderen Kunden sind Hotels auch immer eine Quelle der Inspiration, und in diesem Zusammenhang wird die Nachhaltigkeit zu einem immer wichtigeren Faktor für Gästezufriedenheit und Markenbildung. Die Energieeffizienz spielt eine entscheidende Rolle für die zukünftige Entwicklung der Hotelbranche und vor allem vor dem Hintergrund der steigenden Energiepreise.
Wie kann ein Hotel denn möglichst energieeffizient betrieben werden?
Für Hoteliers ist es entscheidend, die größten Einsparpotenziale bei den Energiekosten zu identifizieren. Nur so können sie effizient und kostengünstig wirtschaften. Der erste Schritt in diese Richtung ist die Durchführung eines sogenannten Energieaudits. Dabei sollten alle Aspekte des Hotelbetriebes berücksichtigt werden – von der Beleuchtung und der Klimatisierung bis hin zu den Geräten und der Isolierung des Gebäudes. Professionelle Energieberater können bei dem Energieaudit helfen, indem sie die Bereiche mit dem höchsten Energieverbrauch identifizieren. Ein wesentlicher Faktor ist dabei in vielen Fällen die Beleuchtung. Durch den Umstieg auf energieeffiziente LED-Lampen können hier erhebliche Einsparungen erzielt werden. Ebenso wichtig ist die Überprüfung der Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen. Moderne, energieeffiziente Systeme oder auch intelligente Thermostate können den Energieverbrauch deutlich senken.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Energiemanagement. In vielen Hotels sind bereits intelligente Systeme im Einsatz, die den Energieverbrauch in Echtzeit überwachen und automatisch anpassen können. Solche Systeme können z. B. die Klimaanlage in wenig genutzten Bereichen reduzieren oder ganz abschalten. Auch der Wasserverbrauch ist ein großer Kostenfaktor. Durch den Einsatz von wassersparenden Wasserhähnen und Duschköpfen sowie durch den Einsatz von effizienten Wäschereimaschinen kann der Wasserverbrauch und damit auch der Energieverbrauch für die Aufbereitung des Wassers reduziert werden. Auch das Personal muss in Sachen Energieeffizienz geschult werden. Durch Bewusstseins- und Verhaltensänderungen können weitere Einsparungen erzielt werden, z. B. durch das Ausschalten von Geräten, wenn sie nicht benötigt werden.
Welche Möglichkeiten gibt es, um ein Hotel auch ohne umfangreiche Investitionen effizienter und umweltfreundlicher zu betreiben?
Auch ohne große Investitionen gibt es zahlreiche wirksame Möglichkeiten, ein Hotel umweltfreundlicher und effizienter zu gestalten. Eine Schlüsselrolle spielt dabei das Energiemanagement. Schon einfache Energiesparmaßnahmen wie das Ausschalten von Licht in ungenutzten Räumen oder das Absenken der Heizung in Zeiten geringer Auslastung können erheblich zur Energieeinsparung beitragen.
Auch Nachrüstlösungen spielen in diesem Zusammenhang eine große Rolle. Diese ermöglichen es, auch ohne teure und oft langwierige Neuanschaffungen von Anlagen, wie z. B. Heizungsanlagen, bereits vorhandene Anlagen effizienter und intelligenter zu nutzen. Dabei werden die Daten digital erfasst und gesteuert, was zu mehr Transparenz führt, die für eine gezielte und intelligente Nutzung der Anlagen notwendig ist.
Welche kostengünstigen Nachrüstlösungen gibt es denn, um Energie in Hotelgebäuden zu sparen?
Hier sehe ich gerade bei Lösungen, die sich auf Heizungssysteme konzentrieren, ein großes Potenzial. E.ON One hat mit Intelligent Heating Control (ICH) eine Lösung im Portfolio, die genau auf diese Bedürfnisse zugeschnitten ist. Dabei steht nicht nur die automatisierte Heizungssteuerung im Vordergrund, die Einsparungen von bis zu 30 Prozent ermöglicht, sondern auch der Aspekt, dass die Lösung zentral und einfach installiert werden kann, was auch die Nachrüstkosten senkt.
Welche Energiemanagementsysteme eignen sich für Hotels und erfüllen dabei gesetzliche Auflagen?
Dafür gibt es einige Lösungen am Markt. Meine klare Empfehlung hier wäre eine Lösung mit Zertifizierung nach DIN EN ISO 50001 zu wählen. DIN EN ISO 50001 ist ein internationaler Standard für Energiemanagementsysteme und gilt für Organisationen jeder Größe und enthält Anforderungen für die Einführung, Verwaltung und Verbesserung des Energieverbrauchs und der Energieeffizienz.
Welche Herausforderungen sehen Sie in der Umsetzung von energieeffizienten Maßnahmen in der Hotelbranche und wie können diese bewältigt werden?
Viele energieeffiziente Technologien erfordern hohe Anfangsinvestitionen. Dies kann für Hoteliers abschreckend wirken. Eine Lösung kann darin bestehen, Förderprogramme zu nutzen und die langfristigen Einsparungen durch Energieeffizienz zu berücksichtigen.
Eine weitere Herausforderung stellen die Betriebsunterbrechungen dar. Damit der Hotelbetrieb möglichst wenig gestört wird, können Umbauten und Installationen in Zeiten mit geringer Auslastung geplant werden. Wichtig ist, gut zu planen und mit den Gästen zu kommunizieren. Auch fehlendes Fachwissen kann eine Hürde darstellen. Die Zusammenarbeit mit Energieberatern und Fachfirmen kann Hoteliers bei der Auswahl und Umsetzung geeigneter Maßnahmen unterstützen. Wichtig ist auch, die Mitarbeiter einzubeziehen und zu motivieren. Schulungen und Anreizsysteme können bei der Sensibilisierung der Mitarbeiter für das Thema Energieeffizienz und deren aktiver Einbindung in den Prozess hilfreich sein.
Schließlich ist eine kontinuierliche Wartung und Überwachung der eingesetzten Technologien wichtig, um deren Effizienz zu gewährleisten. Energiemanagementsysteme können dabei helfen, den Energieverbrauch zu überwachen und gegebenenfalls anzupassen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Herausforderungen durch strategische Planung, Nutzung von Fördermitteln, Fachwissen, Engagement der Mitarbeiter und regelmäßiges Monitoring effektiv bewältigt werden können.
Gibt es erfolgreiche Fallbeispiele oder Best Practices, die Sie teilen können, bei denen Hotels signifikante Energieeinsparungen erzielt haben?
Ja, als Fallbeispiel kann ein Freizeitunternehmen im Vereinigten Königreich dienen, das vor der Herausforderung stand, nachhaltige Energie- und CO2-Einsparungen in einem Gebäude mit mehreren Standorten zu erzielen. Das Unternehmen hatte mit einem veralteten Gebäudemanagementsystem und veralteten Anlagen zu kämpfen, die sich negativ auf die Effizienz auswirkten.
Die Lösung für diese Herausforderung war die Implementierung von Optimum Professional Energy Management zur Optimierung der Gebäudeleistung. Das Gebäudemanagementsystem wurde vollständig modernisiert und entspricht nun dem neuesten Stand der Technik. Außerdem wurde die Fernkonnektivität verbessert, um ein effizientes Energiemanagement zu ermöglichen. Das bedeutet, dass das Unternehmen nun in der Lage ist, die Energieeffizienz seiner Gebäude aus der Ferne zu überwachen und zu steuern.
Auch die Kosteneinsparungen können sich sehen lassen. Im Durchschnitt konnte das Freizeitunternehmen Einsparungen in Höhe von 8.859 GBP (ca. 10.300 Euro) pro Standort und Jahr erzielen. Diese finanziellen Vorteile sind direkt auf Effizienzsteigerungen, niedrigere Energiekosten und ein nachhaltigeres Energiemanagement zurückzuführen. Insgesamt zeigt dieses Fallbeispiel, wie die richtigen Maßnahmen im Bereich Energiemanagement zu erheblichen Einsparungen und einer verbesserten Umweltbilanz führen können.
Welche Trends und Entwicklungen erwarten Sie in Bezug auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit in der Hotellerie in den kommenden Jahren?
In den kommenden Jahren wird die Hotellerie einen signifikanten Wandel im Bereich Energieeffizienz und Nachhaltigkeit erleben, insbesondere in Bezug auf die Kostenstruktur. Derzeit führen nachhaltige Initiativen häufig zu Mehrausgaben, aber diese Dynamik ändert sich zunehmend. Es wird immer deutlicher, dass mangelnde Nachhaltigkeit in Zukunft zu deutlich höheren Kosten führen wird – sowohl durch finanzielle Belastungen wie CO2-Steuern als auch durch entgangene Geschäftschancen aufgrund veränderter Gästepräferenzen.
Ein wichtiger Trend ist die zunehmende Integration erneuerbarer Energien. Die anfänglichen Kosten für Solar- und Windkraftanlagen werden zunehmend durch langfristige Einsparungen und staatliche Anreize kompensiert. Hotels, die in erneuerbare Energien investieren, können sich gegen steigende Energiepreise und CO2-Abgaben absichern. Digitale Technologien für das Energiemanagement werden weiter an Bedeutung gewinnen. Intelligente Systeme, die den Energieverbrauch optimieren, sind zunächst mit Investitionskosten verbunden, führen aber langfristig zu erheblichen Einsparungen.
Ein weiterer Trend ist die zunehmende Bedeutung grüner Architektur. Während nachhaltiges Bauen zunächst teurer sein kann, führen Energieeinsparungen und ein verbessertes Gästeerlebnis langfristig zu finanziellen Vorteilen. Die Reduzierung der Wasser- und Lebensmittelverschwendung wird ebenfalls ein Schlüsselelement sein. Durch effiziente Wassermanagementsysteme und Strategien zur Minimierung von Lebensmittelabfällen können Hotels ihre Kosten senken und gleichzeitig ihre Umweltbilanz verbessern.
Die Zertifizierung als nachhaltiges Hotel wird zunehmend zu einem Wettbewerbsvorteil. Gäste entscheiden sich immer häufiger für umweltfreundliche Unterkünfte, was die Einnahmen von Hotels, die in Nachhaltigkeit investieren, steigern kann. Die Einbeziehung lokaler Gemeinschaften und die Förderung eines nachhaltigen Tourismus haben nicht nur positive soziale und ökologische Auswirkungen, sondern stärken auch die Kundenbindung und die Markenstärke.
Diese Entwicklungen zeigen, dass Nachhaltigkeit und Energieeffizienz zunehmend als Investitionen in die Zukunft gesehen werden, die nicht nur die Umwelt schützen, sondern sich langfristig auch finanziell auszahlen.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Oremek!
(SAKL)