Schlierseer Bürger stimmen gegen geplanten Hotelneubau
Die Bürger haben sich in dem Bürgerentscheid gegen den umstrittenen Hotelneubau in der geplanten Form ausgesprochen.
Laut vorläufigem Ergebnis des Bürgerentscheids votierten 2.115 Bürger dafür, dass beim geplanten Neubau die jetzige Größe der Bebauung nicht wesentlich überschritten werden soll. 1.656 Bürger stimmten dagegen.
„Wir wollen keine überdimensionierten Gebäude“
Die Eigentümer des in die Jahre gekommenen Traditionshauses Schlierseer Hof wollen das Haus abreißen und größer neu bauen. Sie argumentieren, eine Sanierung sei teurer als der auf 55 Millionen Euro veranschlagte Neubau.
Die Initiatoren der Bürgerinitiative Schlierseer Hof hatten unter dem Motto „Schliersees Schönheit bewahren – kein Megahotel am See“ den Bürgerentscheid initiiert und rund 1.300 Unterschriften gesammelt. Das waren etwa doppelt so viele, wie in dem 7.000-Einwohner-Ort nötig gewesen wären.
Sie kritisieren das rund 90 Meter lange und knapp 24 Meter hohe geplante Gebäude als zu groß und zu wuchtig: „Wir wollen keine überdimensionierten Gebäude, die das Ortsbild zukünftig prägen und dadurch weitere Investorenwünsche wecken.“
Alexander von Schoeler, Pressesprecher der Bürgerinitiative, hatte stets betont, man befürworte die umfassende Renovierung, den Umbau oder den maßvollen Neubau des Schlierseer Hofs.
„Unsere Motivation war es stets, Schaden von Schliersee abzuwenden, sei es in Form eines unschönen viel zu großen Baukörpers, einer drohenden ewigen Baugrube wegen der sehr schwierigen Bausituation, einer Bauruine wegen ungesicherter Finanzierung oder einer leichtfertigen Überlassung von Gemeindegrund an einen privaten Investor“, kommentierte Alexander von Schoeler das Abstimmungsergebnis.
„Unsere Motivation war es auch den Startschuss zu geben für einen offenen Dialog – nicht nur über das Hotel Schlierseer Hof, sondern über die Zukunft des Ortes insgesamt.“
Gibt es eine Perspektive für den weiteren Betrieb?
Der Gemeinderat des Orts hatte im Februar den Bürgerentscheid zugelassen. Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer (CSU) sagte damals, es sei nicht schlecht, wenn so ein großes Projekt auf eine breite Basis gestellt werde. Er selbst verbindet mit einem möglichen neuen Hotel der gehobenen Klasse die Hoffnung, den Tourismus im Ort vor allem auch in der Nebensaison voranzubringen.
Die Eigentümer-Familie argumentiert, sie habe in Absprache mit der Gemeinde die Zimmerzahl von 146 auf 116 reduziert. Weniger rechne sich nicht und ermögliche auch keine Finanzierung von der Bank, sagte Hotelier Marcel de Alwis.
Nun da die Bürger gegen den Neubau entschieden haben, sehe er keine Perspektive für den weiteren Betrieb. Man habe in den vergangenen Jahren das Hotel stetig renoviert, doch leider sei dies nicht mehr wettbewerbsfähig.
„Schliersee hat klar Nein zum Fortschritt gesagt“, sagte Marcel de Alwis am Montag. „Die Entscheidung trifft uns natürlich hart.“
Er ergänzt: „Wir haben immer klar kommuniziert, dass die Fragestellung des Bürgerbegehrens die Neubaupläne des Hotels komplett beenden würden“, sagte Marcel de Alwis. „Viele meinten, dass wir nur pokern wollten und am Ende doch kleiner bauen – aber dies wird leider nicht passieren. Wir haben in der Vergangenheit drei Mal verkleinert und sind beim absoluten Minimum angekommen.“
Der Neubau sollte 55 Millionen Euro kosten. Allein die bisherige Planung für den Bau habe drei Millionen Euro verschlungen – die besser hätten gespendet werden sollen. „Wir werden dies die kommende Woche sacken lassen und dann eine Entscheidung für uns treffen“, sagte de Alwis.
Eine lange Geschichte
Das Haus, in dem auch für Folgen der ZDF-Serie „Der Landarzt“ Sequenzen gedreht wurden, hat eine lange Historie: Um 1895 beherbergte das damalige Hotel Spitz den heutigen Eigentümern zufolge erstmals Übernachtungsgäste. Im Zweiten Weltkrieg waren demnach teils verwundete Soldaten untergebracht.
Seine Glanzzeit hatte das Haus in den 1950er-Jahren. Schauspieler Curd Jürgens hat nach Angaben der jetzigen Eigentümer-Familie eine seiner Hochzeiten dort gefeiert. Die Familie de Alwis hatte das damalig insolvente Hotel 2006 übernommen.
(dpa/SAKL)