Hoteltrends für 2025: Wie Hotels sich anpassen können
Frau Becher, welche Entwicklungen werden im Jahr 2025 die Hotellerie prägen?
Die Hotellerie wird 2025 von mehreren bedeutenden Entwicklungen geprägt sein, die die Art und Weise, wie Hotels mit ihren Gästen interagieren und ihre Dienstleistungen anbieten, verändern werden. Ein zentraler Trend ist die wachsende Erlebnisorientierung der Gäste. Sie erwarten mehr als nur eine Übernachtungsmöglichkeit – sie suchen nach einem umfassenden, einzigartigen Erlebnis. Dies zeigt sich in der Nachfrage nach individuell gestalteten Zimmern, einer Vielzahl von Angeboten wie Spa, Restaurants und außergewöhnlichen Aktivitäten.
Auch das Buchungsverhalten der Gäste verändert sich. Aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Lage und den Erfahrungen der letzten Jahre möchten Gäste lieber kurzfristig buchen und erwarten, dass Hotels auf spontane Anfragen schnell und effizient reagieren.
Zudem werden technologische Tools und moderne Annehmlichkeiten in den nächsten Jahren selbstverständlich und gehören zum Standard. Gleichzeitig spielt das Erwartungsmanagement eine immer wichtigere Rolle. Durch die wachsende Transparenz der Angebote über Social Media und Influencer-Berichte kommen Gäste mit höheren Ansprüchen in Hotels. Sie erwarten, dass Hotels nicht nur mithalten, sondern diese Erlebnisse übertreffen.
Und was genau erwarten die Gäste dabei hinsichtlich der Hotelangebote und -services?
Die Erwartungen der Gäste werden weiter steigen, und die Hotellerie kann nichts dagegen tun – sie muss sich anpassen. Gäste erwarten heute mehr als nur ein schönes Zimmer. Sie wollen ein Erlebnis, das ihre Persönlichkeit widerspiegelt und ihnen Bequemlichkeit, Freundlichkeit und eine Vielzahl von Zusatzleistungen bietet.
Während in anderen Ländern bereits Hotels ohne Personal existieren, bleibt in Deutschland der menschliche Kontakt nach wie vor immens wichtig. Dennoch erwarten die Gäste einfache, schnelle und unkomplizierte Prozesse.
Das Schlagwort für die Hotellerie lautet hier: Flexibilität. Hotels sollten sowohl digitale Check-in-Optionen als auch eine traditionelle Rezeption mit freundlichem Service anbieten. Ebenso sollten sie die Möglichkeit bieten, Spa-Anwendungen über eine App zu buchen, aber auch eine ausführliche Beratung an der Spa-Rezeption.
Die Erwartungen an Personalisierung werden ebenfalls weiter zunehmen. Gäste erwarten maßgeschneiderte Erlebnisse, die auf ihre individuellen Vorlieben und Bedürfnisse ausgerichtet sind, und dies nicht nur bei der Zimmerauswahl, sondern während des gesamten Aufenthalts – von der Begrüßung bis zur Abreise. Gäste möchten mehr Freiheit bei der Gestaltung ihres Aufenthalts. Hotels müssen ihre Buchungs- und Servicemodelle entsprechend anpassen.
Frau Klag, welche Schlüsseltrends werden Ihrer Meinung nach im kommenden Jahr wegweisend sein?
Ein bedeutender Trend ist das Community-Building über Social Media. Hotels werden verstärkt darauf setzen, durch exklusive Inhalte und besondere Events eine emotionale Bindung zu neuen Generationen von Gästen aufzubauen. Es werden neue Stammgäste aufgebaut, und diese jüngeren Gäste streben nach Erlebnissen, die sie langfristig an ein Hotel binden.
Auch die Echtzeitkommunikation wird immer wichtiger. Gäste erwarten, über Plattformen wie WhatsApp oder Instagram sofort mit dem Hotel in Kontakt treten zu können. Diese schnelle Kommunikation ist entscheidend für die Zufriedenheit.
Schließlich ist die Persönlichkeit des Hotels ein essenzieller Faktor. Ein Hotel muss sich durch die Persönlichkeit seiner Mitarbeiter und Gastgeber auszeichnen, um Erlebnisse und Bindungen zu schaffen. Ihre Präsenz auf Social Media und vor Ort ist ausschlaggebend für den nachhaltigen Erfolg.
Ein bedeutender Schlüsseltrend wird jedoch vor allem die Personalisierung durch Künstliche Intelligenz sein. KI ermöglicht es Hotels, durch die Analyse von Gästedaten maßgeschneiderte Angebote zu erstellen, die auf die individuellen Bedürfnisse der Gäste ausgerichtet sind. Diese Personalisierung beginnt schon in der Buchungsphase und setzt sich durch gezielte Werbung und Inhalte auf Social Media fort.
KI spielt also eine große Rolle. Welche Auswirkung wird sie Ihrer Meinung nach auf die Hotellerie haben?
Künstliche Intelligenz wird die Interaktion zwischen Hotel und Gast revolutionieren. KI und Chatbots ermöglichen eine 24/7-Kommunikation sowie personalisierte Ansprachen durch die Analyse von Gästedaten. Dies führt zu maßgeschneiderten Empfehlungen und individuell gestalteten Aufenthalten. Hierfür sind Social Media Analytics und allgemeine Monitoring-Tools unverzichtbar, um das Gästeverhalten zu verstehen und gezielte Marketingstrategien zu entwickeln. Social Commerce, also die direkte Buchung über Social Media Plattformen, wird ebenfalls an Bedeutung gewinnen und den Buchungsprozess vereinfachen.
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist in der Hotellerie aber generell keine Option mehr, sondern eine Notwendigkeit. Hotels, die keine KI verwenden, werden im Wettbewerb zurückfallen. KI-Tools sind entscheidend, um Arbeitsprozesse zu vereinfachen und die Effizienz zu steigern. Sie entlasten die Mitarbeiter, sodass diese sich stärker auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren können: den direkten Kontakt mit den Gästen. Fast alle Back-Office-Tätigkeiten können heute durch KI unterstützt werden, was den Arbeitsalltag erheblich erleichtert.
Im Marketing kann KI ebenfalls sehr nützlich sein, sei es bei der Ideengewinnung, der Skript- und Texterstellung, der Bildbearbeitung oder der Nutzung von Stimmen-Technologien. Diese Anwendungen werden sich in den kommenden Jahren noch stärker durchsetzen.
Allerdings sollte man nicht blind auf KI vertrauen – die Technologie ist ein Werkzeug, das von Experten genutzt werden sollte, um fundierte Entscheidungen zu treffen und kreative Strategien zu entwickeln. Viele KI-Anwendungen sind noch nicht weit genug entwickelt, um echte Experten zu ersetzen, aber sie können dennoch wertvolle Begleiter im Arbeitsalltag sein.
Welche digitalen Technologien werden sonst noch Auswirkung auf die Hotellerie haben?
Weiterhin werden in der Hotellerie mobile Apps zum Standard, da sie die Benutzerfreundlichkeit erheblich verbessern. Gäste können damit ihren Aufenthalt planen, einchecken, Angebote buchen und digitale Schlüssel nutzen – alles über ihr mobiles Endgerät.
Im Social-Media-Kontext rückt Content Marketing und User-generated Content (UGC) wieder in den Fokus. Hotels, die ihre Gäste dazu ermutigen, Erfahrungen über Social Media zu teilen, profitieren von authentischem Marketing. UGC ist oft glaubwürdiger und auch wirkungsvoller als traditionelle Werbung und hilft, eine engagierte Community aufzubauen, die als Botschafter für die Marke fungiert.
Inwiefern verschieben sich die Prioritäten und Erwartungen der Hotellerie in Anbetracht der neuen Entwicklungen?
Auf den ersten Blick könnte es so erscheinen, als müsse die Hotellerie enorme Anstrengungen unternehmen, um mit den Entwicklungen Schritt zu halten. Doch ein Perspektivwechsel ist hier notwendig: Es geht nicht darum, ständig neue Dinge hinzuzufügen, sondern darum, bestehende Prozesse neu zu denken und effizienter zu gestalten. Besonders das Marketing muss nun endlich den Fokus erhalten, der ihm in den letzten Jahren oft gefehlt hat.
Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Zielgruppenfokussierung. Hotels sollten sich genau überlegen, welche Gäste sie ansprechen möchten. Wer versucht, jeden anzusprechen, spricht am Ende niemanden an. Besonders in einer Zeit, in der Erlebnisse im Mittelpunkt stehen, ist es wichtig, Nischenkonzepte zu entwickeln und sich auf spezifische Zielgruppen zu konzentrieren. Der große Vorteil einer klar definierten Zielgruppe besteht darin, dass die Gästezufriedenheit steigt, weil ihre Erwartungen gezielt erfüllt werden können.
Welche Chancen ergeben sich durch die Anpassung an diese Veränderungen für die Hotellerie?
Eine der größten Chancen besteht darin, nur die Gäste anzusprechen, die man tatsächlich erreichen möchte. Eine präzise definierte Zielgruppe ermöglicht es dem Hotel, eine klare und starke Markenidentität zu entwickeln. Dies erleichtert es, sich im Markt abzuheben und bei der Zielgruppe als bevorzugte Wahl wahrgenommen zu werden. Dadurch können Hotels effizientere Marketingstrategien entwickeln. Marketingressourcen können gezielt eingesetzt werden, was die Effizienz und Wirksamkeit der Kampagnen steigert. Anstatt breite, weniger zielgerichtete Werbung zu schalten, kann das Hotel spezifische Inhalte erstellen, die genau auf die Interessen und Bedürfnisse der Zielgruppe abgestimmt sind. Dies führt zu höherem Engagement und einer besseren Conversion-Rate.
Auch die Preisgestaltung kann optimiert werden. Mit einer klaren Zielgruppe kann das Hotel seine Pricing-Strategie präziser gestalten und entsprechend höhere Preise für spezielle Services und Annehmlichkeiten setzen, die genau den Erwartungen dieser Gruppe entsprechen. Mitarbeiter können besser geschult werden, um die besonderen Anforderungen der Zielgruppe zu erfüllen, was zu einer höheren Gästezufriedenheit und -bindung führt.
Durch den Einsatz neuer Technologien und KI können zudem Fachkräfte entlastet werden, sodass sie sich wieder verstärkt dem Kerngeschäft widmen können: dem direkten Kontakt mit den Gästen. Dies wird auch dabei helfen, neue Stammgäste aufzubauen und langfristige Gästebeziehungen zu pflegen.
Welche größten Herausforderungen sehen Sie für Hotels bei der Anpassung an die Veränderungen und wie können sie diese bewältigen?
Viele Hotels hinken in Bezug auf Digitalisierung und Technologie bereits jetzt hinterher. Im Jahr 2024 sehen wir, dass viele Hotels noch nicht auf dem neuesten Stand sind. Dies schafft keine guten Voraussetzungen für 2025, wenn aktuelle Technologietrends noch weiter voranschreiten. Tablets in den Zimmern, eigene Apps und der Einsatz von KI im Back-Office sollten eigentlich längst Standard sein, sind es aber oft noch nicht. Hier muss dringend mit höchster Priorität investiert werden.
Wir sehen schon, dass mittlerweile mehr Hoteliers die Relevanz und Wirkkraft der sozialen Medien anerkennen. Dennoch gibt es immer noch viel zu wenige, die sich wirklich dieser Thematik widmen. Es ist besorgniserregend, dass viele Hotels ihr Marketing in ungeschulte Hände legen, was letztendlich Gäste eher abschrecken wird als anziehen. Nicht verwunderlich sind die daraus resultierenden Aussagen, dass Social Media Marketing gar nichts bringen würde. Würden Sie einen Azubi die Buchhaltung machen lassen und hoffen, dass die Zahlen stimmen? Da auch ein Anfänger in der Küche keinen Michelin-Stern erkocht, liegt unsere klare Empfehlung darin, sich professionelle Unterstützung durch eine Agentur zu holen, um das Marketing effizient und professionell betreuen zu lassen. Dies wird nicht nur die Sichtbarkeit des Hotels erhöhen, sondern auch sicherstellen, dass die Kundenansprache zeitgemäß gestaltet wird.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Becher und Frau Klag!
(SAKL)