Fußball-EM 2024 hinterlässt durchwachsene Bilanz in der Hospitality
Die Europameisterschaft ist vorbei. Die Gastro und Hotelbranche gibt nun Rückmeldung, wie sich der Wettkampf auf die Besucherzahlen ausgewirkt hat. Die Eindrücke sind dabei recht unterschiedlich. Volle Hotels, volle Bars, volle Kassen – für einige Gastronomen hat sich dieser Traum während der Fußball-EM nicht erfüllt.
Abhängig vom Standort und Betriebsgröße
Die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland hat dem Gastgewerbe nach Ansicht des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga „erwartungsgemäß keine Umsatzzuwächse“ beschert.
Dabei gab es je nach Standort und Art des Betriebs große Unterschiede. Bei den Kneipen, Bars und Biergärten zeigten sich 32,1 Prozent zufrieden. Auch in den Städten, in denen Spiele ausgetragen wurden, ist die Stimmung mit Blick auf die EM der Umfrage zufolge im Gastgewerbe besser als andernorts.
„Etwas getrübt wurde die Feierlaune insbesondere durch das wechselhafte Wetter und das Ausscheiden unserer Mannschaft im Viertelfinale“, sagte Dehoga-Präsident Guido Zöllick laut einer Mitteilung.
Auch aus Sicht des Handelsverbands (HDE) wäre eine längere Turnierteilnahme der deutschen Mannschaft gut gewesen. „Die Fußball-Europameisterschaft sorgt auf jeden Fall vielerorts für gute Stimmung und Kaufanlässe. Das wird man im Bereich Lebensmittel und bei vielen Fanartikeln auch an den Umsätzen sehen“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth der dpa.
Mit einer detaillierten Bilanz will der Verband noch abwarten. „Wir werden sehen, ob die gute Stimmung während des Turniers einen Beitrag zu einer dauerhaft positiveren Haltung leisten kann.“
Leipziger Hotels profitieren von Fußball-EM
Viele Hotels in Leipzig haben von der diesjährigen Fußball-Europameisterschaft profitiert. „Die Branche konnte insgesamt höhere Margen als sonst üblich erzielen“, sagte der Vorsitzende der Leipziger Hotel Alliance, Axel Erhardt. Dies sei unter anderem auf die vergleichsweise höheren Übernachtungskosten während des Turniers zurückzuführen.
Während der Spieltage in der Messestadt seien die Betten in den meisten Hotels mindestens zu 90 Prozent ausgebucht gewesen. Zudem hätten die Stadt, das Land und schlussendlich auch die Hotels von einem Image-Gewinn profitieren können.
Kein Zuwachs an Buchungszahlen in Leipzig
Die Zahl der Hotelgäste sei allerdings im Vergleich zum Vorjahr in etwa gleich geblieben, „da die EM auch Geschäft verdrängt hat“, sagte Erhardt weiter. So hätten einige Kundengruppen aufgrund des Turniers und den dadurch zu erwartenden höheren Preisen und Auslastungen die Stadt gemieden.
Leipzig war eine von zehn deutschen Städten, in denen Spiele der Fußball-EM ausgetragen wurden. Neben den drei Gruppenspielen im Juni wurde auch das Achtelfinale zwischen Österreich und der Türkei (1:2) im Leipziger Stadion ausgetragen.
Leipzig zieht positive Bilanz
Auch die Gastronomie wurde durch die EM belebt. Der Hotel- und Gaststättenverband Sachsen zog jüngst eine insgesamt positive Bilanz.
Alleine auf der Fanzone auf dem Leipziger Augustusplatz strömten zur Halbzeit der EM 175.400 Fans. Es brauche noch mehr solcher Events, betonte der Geschäftsführer Axel Klein.
Gastro an Berliner Fanmeile zieht durchwachsene Bilanz
Pech mit dem Wetter und Tage ohne Übertragungen am Brandenburger Tor waren für die Betreiber in den Fanzonen nicht förderlich. Für die nächsten großen Fußballturniere haben sie daher einen Wunsch.
Die Gastronomen an den Berliner Fanzonen am Brandenburger Tor und am Reichstag blicken mit gemischten Gefühlen auf das Geschäft während der Fußball-EM. Ein Großteil der Betreiber zeige sich unter dem Strich zufrieden, sagte Arnold Bergmann, Inhaber der Bergmann Eventgastronomie.
Dennoch hätten die spielfreien Tage an der Fanmeile am Brandenburger Tor ihnen zugesetzt, es seien an diesen Tagen deutlich weniger Besucher gekommen. „Das war für die Gastronomen schwach bis schlecht“, so Bergmann.
Seine Firma hatte etwa die Bewerbungen der Händler für die Fanzonen koordiniert. „Dann hatte man natürlich mit dem Wetter Pech“, sagte Bergmann. Bei dem EM-Vorrundenspiel zwischen Polen und Österreich in Berlin waren die Fanzonen wegen Gewittergefahr geschlossen worden. Für kommende Fußballturniere wie EM und WM sei es sinnvoll, wieder jedes Spiel zu übertragen, sagte der Eventgastronom.
EM sorgt nicht für Umsatzschub im Südwesten
Das Gastgewerbe im Südwesten hat nicht allzu viel von der Fußball-Europameisterschaft profitiert. Ein Sprecher des Dehoga-Landesverbands sagte, an Spieltagen sei die Stimmung in den Kneipen und Biergärten wie auch bei den Public-Viewing-Veranstaltungen grundsätzlich gut gewesen.
„Unsere Betriebe präsentierten sich als gute Gastgeber mit kreativen Angeboten für die Fußballfans aus ganz Europa.“ Erwartungsgemäß verzeichneten die meisten Betriebe keine Umsatzzuwächse. Im Südwesten gibt es rund 27.000 gastgewerbliche Betriebe mit rund 300.000 Beschäftigten.
Erwartungen waren eher verhalten
Der Sprecher verwies zugleich auf eine nicht repräsentative Mitgliederumfrage des Bundesverbands, an der sich auch rund 540 Betriebe aus Baden-Württemberg beteiligt haben. Da berichteten 88,1 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass sie keine positiven Effekte durch die EM hätten.
Nur für 8,0 Prozent ergaben sich demnach positive Impulse durch das sportliche Großevent, wie der Sprecher des Landesverbands mitteilte. „Dazu mag auch das wechselhafte Wetter und das Ausscheiden der deutschen Mannschaft im Viertelfinale beigetragen haben.“
Unabhängig von kurzfristigen wirtschaftlichen Effekten sehe man die Fußball-EM als wichtigen Impulsgeber zur Stärkung des Deutschlandtourismus. „Die positiven Bilder und Berichte rund um die Spiele und ihre Austragungsorte werden nach unserer Einschätzung positiv nachwirken.“
(dpa/CHHI)