Bettwanzen im Hotel: Dr. Christian Klockhaus gibt Tipps zur Verhinderung und Bekämpfung
Herr Dr. Christian Klockhaus, in jüngster Zeit gibt es Berichte über eine massive Invasion von Bettwanzen in Frankreich, insbesondere in Paris. Haben Sie eine Idee, warum Bettwanzen gerade jetzt so stark auf dem Vormarsch sind?
Darüber, warum gerade Frankreich derzeit mit einer akuten Bettwanzen-Plage zu kämpfen hat, kann ich im Moment nur spekulieren. Bettwanzen sind aber kein lokales Problem, sondern treten weltweit auf. Schon seit Jahren nimmt ihre Ausbreitung zu. Das mag zum einen an einer kritischeren Haltung der Länder zum großflächigen Einsatz von Insektiziden liegen, zum anderen aber auch deutlich an unserer Globalisierung. Je mehr wir reisen, desto einfacher gelangen die Bettwanzen per Anhalter in Koffern, Kleidung und Schuhen von einem Ort zum anderen.
Das heißt, auf diese Weise können Bettwanzen auch in deutsche Hotels gelangen und sich verbreiten?
Die Möglichkeit, dass sich Bettwanzen mit den Koffern der Urlauber auch in deutschen Hotels verbreiten, ist durchaus gegeben, ja. Legen diese ihre Koffer beispielsweise zum Auspacken aufs Bett, hat die Wanze es besonders leicht. Umso wichtiger also, dass sich Hotelbetreiber durch gut geschultes Personal und regelmäßige Kontrollen bestmöglich absichern. Denn nur wer einen Befall frühzeitig erkennt, kann ihn auch schnell und unkompliziert in den Griff bekommen.
Welche generellen Schäden können Bettwanzen in einem Hotelzimmer oder sogar in einem gesamten Hotel anrichten?
Bettwanzen zählen zweifellos zu den Dingen, die Gästen eine Reise gehörig vermiesen können. Dadurch schädigen sie in erster Linie das gute Image eines Hotelbetriebs – und zwar nachhaltig. Denn viele denken immer noch, ein Bettwanzenbefall habe etwas mit mangelnder Hygiene zu tun. Weit gefehlt! Dem Schädling ist es egal, ob ein Bett sauber oder dreckig ist, und wie viele Sterne das Hotel hat, das er bewohnt. Ganz konkret drohen Umsatzverluste wegen Gästereklamationen und fehlender Zimmerverfügbarkeit während des Schädlingsbefalls. Das kann sich auch langfristig auf die Gästezahlen niederschlagen.
Das Gute: Bettwanzen sind für den Menschen in der Regel nicht gesundheitsschädlich und ihre Bisse sind schmerzfrei. Ihr Speichel verursacht aber einen starken Juckreiz mit roten Quaddeln oder Blasen. Die Symptome dauern in der Regel sieben bis zehn Tage an.
Wie können Hoteliers frühzeitig feststellen, ob ein Zimmer bzw. ihr Hotel von Bettwanzen befallen ist?
Das deutlichste Anzeichen für einen Befall ist natürlich der Biss. Dann ist das Problem aber schon weit fortgeschritten und der Gast vergrault. Am besten lässt man es also erst gar nicht so weit kommen.
Beliebte Aufenthaltsorte der Bettwanzen sind Matratzen und Bettrahmen, Nachttische und Schränke, Sofas sowie das Reisegepäck. Auch in Fußleisten, Fugen und Ritzen finden sie Unterschlupf. Gut geschultes Personal kann aber bei einem Zimmercheck einen Bettwanzenbefall erkennen. Das Tier ist mit bloßem Auge sichtbar, braun und flach. Wenn es gerade gefressen hat, ist es etwas rundlicher. Eine erwachsene Wanze ist fünf bis sieben Millimeter groß. Da sie sich aber meisterhaft verstecken kann und das Licht scheut, sollten Hotelmitarbeiter besser nicht nur nach der Wanze, sondern auch nach ihren Hinterlassenschaften suchen. Das können Reste von Häutungen, schwarze Exkremente, Eier oder kleine, verschmierte Blutflecken sein. Auch ein süßlicher Geruch ist ein deutliches Indiz für einen Befall.
Was sollte unternommen werden, wenn ein Befall vermutet wird?
Bei einem Verdacht auf Bettwanzen sollte das Personal die Hotelleitung unverzüglich informieren und den verdächtigen Bereich für Mitarbeiter und Gäste sperren. Als Nächstes ist dringend angeraten, einen professionellen Schädlingsbekämpfer einzuschalten.
Und auch wenn die Gäste drängeln, sollten das Gästegepäck und andere Gegenstände nur nach einer gründlichen Inspektion durch geschultes Personal oder den Schädlingsexperten aus dem verdächtigen Zimmer entfernt werden. Vorsicht auch mit Wäschewagen und Reinigungsutensilien! Denn auch über diesen Weg können sich die Wanzen von einem Zimmer zum nächsten bewegen.
Und wenn sich der Schädling nun doch eingenistet hat? Wie kann ein Bettwanzen-Befall im Hotel wirksam bekämpft werden?
Die Erfolgschancen, das Problem mit Hausmitteln oder Bekämpfungsaktionen auf eigene Faust zu lösen, sind äußerst gering und verschwenden wertvolle Zeit, in der sich die Wanzen ausbreiten können. Das schnelle Einschalten eines Profis ist daher unbedingt anzuraten. Dieser verschafft sich im Rahmen einer gründlichen Inspektion zuerst einen Überblick über die Befall-Situation. Anschließend leitet er individuelle Maßnahmen ein.
Besonders schonend und sehr wirksam ist das sogenannte Entotherm-Verfahren, das wir von Rentokil bevorzugt einsetzen. Bei diesem kombinieren wir Wärme mit gezielt ausgebrachten Kontaktinsektiziden. Die Raumluft der befallenen Zimmer wird mittels Wärmekanone auf bis zu 55 Grad Celsius erwärmt. Durch die Hitze denaturieren die Eiweißverbindungen in den Enzymen der Wanzen und die Stoffwechselvorgänge brechen zusammen. Die Schädlinge sterben in allen Entwicklungsstadien vom Ei bis zum ausgewachsenen Exemplar. Kein Schlupfwinkel bleibt unbehandelt.
Da das Verfahren rückstandsfrei und geruchlos ist, können die Zimmer sofort im Anschluss wieder genutzt und an Gäste vermietet werden. In der Regel braucht es nur eine Behandlung je betroffenem Bereich.
Gibt es auch Maßnahmen, mit denen Hoteliers einem Bettwanzenbefall vorbeugen können?
Die einzige Möglichkeit der Prävention ist es, die eigenen Mitarbeiter für das Thema und deren Folgen zu sensibilisieren. Wir bei Rentokil bieten branchenspezifische Schulungen an, die das Personal dazu befähigen, einen Befall schnell zu erkennen und im Verdachtsfall richtig zu reagieren.
Gibt es irgendwelche Mythen oder Missverständnisse über Bettwanzen, die Sie gern richtigstellen würden, um das Bewusstsein und das Verständnis in der Hotelbranche zu erhöhen?
Egal, ob günstiges Hostel oder schickes Fünf-Sterne-Hotel: In allen Übernachtungsbetrieben können sich Bettwanzen ausbreiten. Das hat nichts mit fehlender Hygiene zu tun. Falsche Scham ist also unangebracht und führt häufig nur zu gefährlichen Verzögerungen in der Schädlingsabwehr.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Klockhaus!
PS: Weitere branchenspezifische Tipps und Informationen gibt es online auf der Webseite von Rentokil.
(SAKL)