Wirte fürchten Lebensmitteleinzelhandel und Lieferdienste
Nach der Prognose des Dehoga wird 2018 das neunte Wachstumsjahr in Folge. Die Branche rechnet mit 2 Prozent mehr Umsatz im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch berichtet in einer Umfrage etwa jedes dritte Unternehmen von Umsatzrückgängen im jüngsten Winterhalbjahr. Unter den Gastronomen sank der Betriebsgewinn in fast jeder zweiten Firma (46,8 Prozent).
Als größte Konkurrenz sehen die klassischen Gastronomen mittlerweile den Lebensmitteleinzelhandel. Der bietet immer mehr fertige Gerichte an, knapp 10 Milliarden Euro betrug im vergangenen Jahr der Umsatz, den Einzelhändler mit zubereiteten Speisen machten. Das meiste davon wurde mitgenommen und entsprechend nur mit der reduzierten Mehrwertsteuer von 7 Prozent besteuert. Das ist der Gastrolobby ein Dorn im Auge. „Gleiche Steuern für Essen, egal wo und wie zubereitet“, forder daher Dehoga-Präsident Guido Zöllick. Sonst sei das ein unfairer Wettbewerb.
Auch Lieferdienste sind eine von vielen verschiedenen Bedrohungen, mit denen die Gastronomie umgehen muss, wie der aktuelle Branchenreport des Dehoga-Bundesverbandes zeigt. Die Bringdienste haben zum Teil schon so eine Marktmacht, dass sie ihre Konditionen diktieren können. Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges warnt vor den Folgen: „Ein Dorf ohne Wirtshaus ist arm dran.“ Frische, regionale Küche müsse wieder mehr Wertschätzung erhalten, eben auch durch politische Vorgaben. In anderen EU-Ländern sei die Mehrwertsteuer für Gasthäuser bereits gesenkt worden. (dpa/MJ)