Wiesn verzeichnet 3,6 Millionen Gäste zur Halbzeit
Die erste Hälfte des Oktoberfests lief bilderbuchmäßig. Meist blauer Himmel, fröhliche Gesichter, volle Biergärten, Andrang an den Fahrgeschäften. Das Oktoberfest verzeichnete bei entspannter Stimmung bis zur Halbzeit noch mehr Gäste als im schon rekordverdächtigen Vorjahr. Rund 3,6 Millionen Menschen kamen nach Schätzungen der Festleitung bis zum Sonntag auf das Fest, im Vorjahr waren es 3,4 Millionen.
Sonniges Wetter – sonniges Gemüt
Die Polizei meldet trotz der hohen Besucherzahl weniger Straftaten, und die Wiesn-Sanitätswache musste weniger Patienten behandeln. Es sieht nach einer Bilderbuch-Wiesn aus. Das Fest dauert noch bis zum 6. Oktober.
Der Festleiter und Münchner Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner
(CSU) sprach von einer starken und von einer „charmanten und friedlichen Wiesn“. „Wir sind ja nicht auf Rekordjagd. Uns geht es darum, dass wir glückliche und zufriedene Besucher haben.“ Auch wenn die Zelte ausreserviert waren: Mancher kam über ein Tauschportal der Wirte kurzfristig zu Plätzen, Reservierungen für mehr als 700 Tische wechselten so den Besitzer.
Viele Gäste aus dem Ausland feierten mit, vor allem aus den USA und Italien. Die Besucher griffen bei Essen und Trinken kräftig zu: Ein Plus von zehn Prozent meldeten die Wirte bei den Speisen, darunter zunehmend auch Vegetarisches und Veganes. Der Bierkonsum stieg um sieben bis acht Prozent.
Promis über Promis
Wie jedes Jahr war die Prominentendichte hoch. Traditionell kommt der FC Bayern zum Feiern. Unter den Gästen waren auch Schauspieler Arnold Schwarzenegger, Franz Herzog von Bayern, Moderator Thomas Gottschalk, Boris Beckers Tochter Anna Ermakova und Ex-Nationaltorhüter Jens Lehmann. Bill Kaulitz, Sänger der Band Tokio Hotel, war mit Model Marc Eggers unterwegs. Cathy Hummels lud zu ihrem Wiesn-Bummel, und die Mietwagen-Unternehmerin Regine Sixt zu ihrer „Damenwiesn“.
Die Gründe für den extrem entspannten Verlauf sehen Festleiter Baumgärtner und der Pressesprecher der Münchner Polizei, Andreas Franken, vor allem in dem meist guten Wetter. Bei Regen drängten alle ins Bierzelt – Folge: nass und grantig. Dieses Jahr aber verteilten sich die Gäste bei oft sonnigem mildem Herbstwetter gut drinnen und draußen.
„Das Wetter war schön und freundlich. Und entsprechend freundlich waren auch die Besucher“, sagte Franken. Aufklärung und Appelle hätten zusätzlich zu dem entspannten Verlauf beigetragen.
Wenig Polizei-Einsätze
Die Polizei meldete in der ersten Festwoche 317 Straftaten gegenüber
479 im Vorjahr – ein Rückgang um 30 Prozent. Die Wiesn laufe „friedlich und freundlich“, sagte Franken. „Wir hoffen, dass es so weitergeht.“
Es habe keine Kapitaldelikte gegeben. Körperverletzungen, Sexualdelikte und sogar Taschendiebstähle gingen zurück. Seit Jahren sind Taschendiebfahnder Langfingern auf der Spur. Gerade bei Sexualstraftaten – größtenteils Belästigung oder Filmen unter den Rock – greift die Polizei auf dem Oktoberfest scharf durch: Ein ausländischer Gast, der seine Hände nicht bei sich behalten konnte, musste 20.000 Euro Sicherheitsleistung hinterlegen, um freizukommen.
Insgesamt liegen bei der Wiesn-Polizei bisher 170.000 Euro an solchen Leistungen. „Bleibt friedlich, passt auf euer Zeug auf, behaltet die Pratzen bei Euch“, mahnte Franken. „Und lasst die Autos dahoam“.
Durch die gesetzliche Neuregelung zum Umgang mit Cannabis sank die Zahl der Anzeigen wegen Drogendelikten erheblich auf 59 (2023: 151). Meistens ging es um Kokain. 13 Mal wurden Besucher beim Rauchen von Joints erwischt – Bayern hat das Rauchen auf Volksfesten per Landesgesetz verboten.
Die Stadt München und die Polizei haben ihr über die Jahre hinweg entwickeltes Sicherheitskonzept für das Oktoberfest nach dem Terroranschlag von Solingen und den Schüssen in München weiter optimiert. Erstmals kontrollierten Ordner an den Eingängen auch mit Hand-Metalldetektoren. Einige Mal wurde Messer entdeckt und abgenommen, einmal flog so auch ein Kokain-Händler auf: Er hatte eine Feinwaage dabei.
Trotz der verstärkten Kontrollen gab es kaum größere Staus an den Eingängen. „Die Besucher warten auch einmal ein, zwei Minuten länger“, sagte Festleiter Baumgärtner. Die Gäste seien gelassen und verstünden die Gründe.
Sanitäter mussten weniger tun
Die Wiesn-Sanitätsstation der Aicher-Ambulanz musste sich um gut
3.000 Patienten kümmern. Das waren gut 350 weniger als im Vorjahr – ein Rückgang um etwa elf Prozent, wie Michel Belcijan, Betriebsleiter der Aicher Ambulanz berichtete.
Ein Drittel der Patienten landet regelmäßig wegen überhöhten Alkoholgenusses auf der Station, die deshalb auch dieses Jahr wieder über Nacht in Betrieb bleibt. Andernfalls müssten Betrunkene, die noch nicht nach Hause geschickt werden können, in Krankenhäuser gebracht werden, sagte Belcijan. So würden die Kliniken entlastet.
Wenn noch Platz ist, nimmt die Station sogar auch noch Betrunkene aus dem Stadtgebiet auf – auf Alkohol-Intoxikation ist man schließlich spezialisiert.
(dpa/CHHI)