Weiterer Bella Italia-Hotspot in Augsburg
Werbung musste die Unternehmerin für den Eröffnungstag kaum machen. Das an der Albert-Schenavsky-Straße gelegene Restaurant, unter der Marke L‘Osteria bekannt für sein authentisch italienisches Essen in hochwertiger Design-Location, füllt sich wie von allein um die Mittagszeit zusehends mit Gästen. Im Hintergrund läuft hippe Musik, unter Besteck- und Geschirr-Geklapper füllt sich der Raum mit angeregten Geplauder und von der Backstube weht eine köstliche Duftwolke von frisch gebackener Pizza durch den großen Raum. Mittendrin sitzen wir und sprechen mit der Unternehmerin und ihrem Mann Mirko Silz, Geschäftsführer L’Osteria.
Wieso eröffnet man gerade in solch turbulenten Zeiten einen zweiten Standort in Augsburg?
Katharina Silz: Wir haben 2019 den Mietvertrag unterschrieben, zu diesem Zeitpunkt konnte man nicht unbedingt davon reden, dass hier im Stadtteil Lechhausen der Bär gebrummt hat. Jedoch haben wir das Potenzial gesehen und lagen damit scheinbar ganz richtig. An einer der Hauptverkehrsachsen der Stadt, der Albert-Schenavsky-Straße, ist gerade viel in Bewegung. Man kann zusehen, wie die „Meran Arkaden“ Schritt für Schritt zu einem Einkaufsareal heranwachsen.
Mirko Silz: Die Gastronomie wird seit Jahrzehnten erstmals wieder in ein anderes Licht gerückt. Jahrzehntelang tönte man „Wer nix wird, wird Wirt.“ Doch jetzt endlich erfahren wir Gastronomen auch mal die Wertschätzung, die unserem Handwerk eigentlich gebührt. Dazu zählt aber auch, dass wir entsprechend dafür entlohnt werden sollten. In anderen Ländern geben die Gäste schließlich auch mehr für Essen aus. Bei uns hingegen wird oft darüber gejammert, dass die Löhne in der Gastronomie so schlecht seien. Gerade diese Relationen scheinen sich nun aber zu wandeln.
Katharina Silz: Die Gesellschaft hat endlich erkannt, dass die Gastronomie als Sozialfaktor gebraucht wird. Wo sonst kommen denn schon so viele Menschen zusammen und unterhalten sich über gesellschaftliche Themen. Und schauen wir uns heute hier um, spüren wir gerade, wie sehr die Menschen das Ganze hier vermisst haben.
Was war die größte Challenge, die Sie bis zur Eröffnung zu bewältigen hatten?
Katharina Silz: Seit dem Baustart im September 2020 ist trotz der schwierigen Bedingungen durch die Pandemie erstaunlicherweise alles reibungslos verlaufen. Im Gegensatz zu anderen Baustellen hatten wir das große Glück, noch an Baumaterial gekommen zu sein. Knapp zehn Monate später haben wir nun eröffnet – kleine Verzögerungen gab es lediglich wetterbedingt.
Geschwitzt habe ich allerdings schon, als im November letzten Jahres der zweite Lockdown ausgesprochen wurde. Denn zu dieser Zeit haben wir angefangen, die ersten Mitarbeiter einzustellen. Was wäre gewesen, wenn der Lockdown nochmals weitergeführt worden wäre? Einen Plan B gab es nicht – das war also höchstes Risiko.
Unser Restaurant scheint daher unter einem unfassbar guten Stern zu stehen. Und der Vorteil am Standort in dieser Universitätsstadt liegt ganz klar auf der Hand: Die Augsburger kennen L’Osteria und haben somit keinerlei Berührungsängste. Noch während der Bauphase kamen schon die ersten Menschen vorbei und fragten uns, wann wir denn öffnen würden. Wir mussten das Konzept nicht im Geringsten erklären, sondern können öffnen und dann geht es volle Fahrt voraus.
Die Ansprüche der Gäste haben sich im Laufe der Pandemie verändert, was bedeutet das für Sie?
Mirko Silz: Wir merken, dass wir gebraucht werden. Gleichzeitig tragen wir damit aber eine große Verantwortung. Nicht nur in Hinsicht auf eine nachhaltige Ernährung – Gäste legen nun noch mehr Wert auf hohe Qualität, statt einfach nur Quantität. Auf der anderen Seite betrifft diese Nachhaltigkeit aber auch allgemeine Geschäftsprozesse, beispielsweise durch Digitalisierung Abläufe effizient zu optimieren, aber auch ausreichend Mitarbeiter zu beschäftigen, die wir in einem Notfall wie dem Lockdown weiterhin angemessen bezahlen können.
Bereits vor der Pandemie sind Fachkräfte reihenweise in andere Branchen abgewandert – Corona hat dies nun noch verstärkt. Wie gehen Sie damit um?
Katharina Silz: Ich habe das große Glück etwa zehn von 45 Mitarbeitern zu unserem Team zählen zu können, die bereits vorher für L’Osteria gearbeitet haben. Sie kennen die Abläufe und strahlen damit eine Sicherheit und Erfahrung aus, die unheimlich viel Ruhe in den Laden bringt.
Vor der Pandemie war es eher schwierig, Fachkräfte wie Pizzabäcker zu finden, Servicekräfte gab es immer genug. Inzwischen ist es genau andersrum – so wie es derzeit in der ganzen Branche bekannt ist. Viele Mitarbeiter sind nun in anderen Bereichen untergekommen und wollen größtenteils erst einmal abwarten, wie sich die Lage entwickelt. Für uns bedeutet dies, dass wir vor der großen Aufgabe stehen, erst einmal wieder das Vertrauen der Menschen gewinnen zu müssen.
Die Außer-Haus-Verpflegung hat während Corona einen nie dagewesenen Boom erfahren. Wie gehen Sie damit künftig um?
Mirko Silz: Anfang April 2020 haben wir unseren eigenen Lieferservice L’Osteria Delivery gelauncht. Unser Ziel ist es, das On- und Offside-Geschäft langfristig miteinander zu vereinen. Während der Pandemie konnten wir deutschlandweit rund 35 Prozent des gesamten Umsatzes mit Delivery erzielen. Klasse wäre es, wenn sich dieser Geschäftszweig in zwölf Monaten bei ca. 15 Prozent Umsatz einpendeln würde.
Katharina Silz: Aus diesem Grund haben wir hier als erster Standort bereits bei der Planung eine eigene Take-away-Station implementiert. Ohne dass die Gäste Inhouse gestört werden, können unsere drei Fahrer die Lieferungen räumlich durch eine Glasfront getrennt die Bestellungen abholen. Transportiert werden die Speisen in Wärmeboxen, die im Auto selbst an den Zigarettenanzünder angeschlossen werden. Jetzt gilt es zu testen, in welchem Radius wir langfristig diesen Service einsetzen werden. Darüber hinaus, können sich die Gäste Ihre Pizzen auch zum Abholen am Take-away-Schalter bestellen.
Vielen Dank für das Gespräch!
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