Volle Reservierungsbücher, leere Tische
Einen Tisch reservieren und dann einfach nicht im Restaurant erscheinen: Seit zwei Jahren steigt laut Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) etwa in Sachsen die Zahl der Gäste „spürbar“, die sich in Gaststätten ankündigen und dann doch nicht kommen. „Die Gasthäuser reagieren darauf mit Ticketsystemen oder verlangen Anzahlungen“, sagte Axel Klein, Geschäftsführer von Dehoga Sachsen, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. „Ein Ticket für ein Weihnachtsmenü funktioniert wie ein Opernticket – eine Leistung wird davor bestellt und bezahlt“, erklärte Klein.
Auch Josef Hutter, Geschäftsführer des Restaurants Mückenschlösschen in Leipzig, verlangt seit etwa zwei Jahren zu Weihnachten eine Anzahlung. Damit will er sichergehen, dass die Gäste an den stark frequentierten Tagen auch tatsächlich erscheinen. „Anfangs haben das viele nicht eingesehen, aber inzwischen gibt es keine großen Diskussionen mehr“, sagte der Gastronom. Reges Treiben herrscht vor Weihnachten in seiner Gaststätte: Gänse werden bestellt, stornierte Tische werden erneut reserviert. Mit etwa 400 Gästen rechnet Hutter an den Feiertagen pro Tag.
30.000 Euro Verlust pro Jahr
An „normalen“ Geschäftstagen fragen Mitarbeiter der Gaststätte drei Tage vor der Reservierung telefonisch nach, ob es bei der Personenzahl bleibt. Bei größeren Buchungen würden Verträge aufgesetzt, so Hutter. „Die Leute kapieren einfach nicht, dass sie einen Vertrag mit den Gastronomen schließen“, sagte er. Wenn Plätze leer bleiben, entstehe der Gaststätte ein Schaden. Bevor Hutter Anzahlungen und Telefonnachfrage eingeführt hatte, habe er nach seinen Berechnungen im Jahr Verluste von bis zu 30 000 Euro durch ausbleibende Gäste gemacht. Inzwischen habe er etwa ein Viertel weniger Ausfälle, so der Gastwirt.
Jeder Unternehmer entscheide selbst, wie er auf den „Mentalitätswechsel“ vieler Restaurant-Besucher reagiert, betonte Klein vom Dehoga. Besonders hart träfe die Nicht-Wahrnehmung von Reservierungen Gaststätten, die sich stark spezialisiert hätten – etwa auf besonders frische Speisen. Gaststätten mit Laufkundschaft in den Metropolen Leipzig und Dresden hätten weniger Probleme mit ausbleibenden Kunden als spezialisierte Restaurants auf dem Land.
Klare Kommunikation wichtig
Für die Akzeptanz der Neuerungen bei der Tischbestellung sei vor allem eine klare Kommunikation wichtig. „Gerade mit Stammgästen muss man mit Fingerspitzengefühl vorgehen – das Problem erklären und Verständnis für das neue Vorgehen wecken“, so Klein. Für ihn hat eine frühzeitige Absage einer Reservierung mit Wertschätzung für die Arbeit der Gastronomen zu tun. (dpa/CK)