Thüringen leidet unter Wespen
Vielerorts sorgen die angriffslustigen Insekten für Frust. Auch wenn der August traditionell der Monat der Wespen ist, stören die gestreiften Störenfriede über die Maßen. Die Insekten sind zahlreich und sehr aktiv. In manchen Eisdielen und Bäckereien in Thüringen sorgen sie für erheblichen Unmut.
In manchen Orten in Thüringen sind die Wespen zum Problem in der Freiluft-Gastronomie geworden. Die schwirrenden Insekten, die auf der Suche nach Futter sind, vertreiben derzeit manchenorts Gäste und schmälern Gastronomen zufolge den Umsatz.
Wespen vertreiben Gäste
„Das Problem ist nicht flächendeckend und es gibt nicht reihenweise Hilferufe. Aber ich habe von Bäckereien und Eisdielen gehört, dass Wespen Kunden abschrecken“, sagte der Geschäftsführer des Thüringer
Hotel- und Gaststättenverbandes, Dirk Ellinger, auf Anfrage in Erfurt.
Einzelne Betriebe, darunter Eisdielen in einzelnen Orten im Thüringer Wald, leiden unter einer großen Zahl von Wespen im Außenbereich. Gäste würden sich an den Tischen draußen ungern aufhalten und bevorzugten den Innenbereich, sagte ein Inhaber. Bei viel Andrang reichten die Tische in der Eisdiele kaum aus. Die Folge sei, dass weniger Eis verkauft werden könne.
Weniger Obst führt zu hungrigen Wespen
Nach Angaben von Rainer Hanke, Wespen- und Hornissenberater beim Naturschutzbund (Nabu) Thüringen, gibt es in diesem Jahr nicht überdurchschnittlich viele Wespen. In weiten Teilen Thüringens sei eher mit einer durchschnittlichen Stärke der Wespenvölker zu rechnen. „Regionale Unterschiede gibt es natürlich immer.“
Im August, wo viele Wespenvölker ihre volle Stärke erreichten, sei es normal, dass vor allem die Deutsche und die Gemeine Wespe auf Eis, Obstkuchen, Wurst und andere Speisen flögen. In diesem Jahr, in dem durch späten Nachtfrost wenig Obst an den Bäumen hängt, ist es Hanke zufolge möglich, dass die Tiere verstärkt andere Nahrungsquellen anfliegen. „Eine Eisdiele wirkt dann wie ein Magnet.“ Gäste und Gastronomen sollten Ruhe bewahren und Wespen vor allem nicht schlagen, wegpusten oder anatmen.
Wespen stehen unter Naturschutz
Viele staatenbildende Insekten hätten im Frühjahr einen denkbar schlechten Start gehabt – wegen Nachtfrösten und zeitweisen Kälteperioden, sagte Hanke. Das Wetter habe auch bei anderen Insekten, die die Wespen als Beute brauchten, für Probleme gesorgt.
Neben den Insekten, die Wespen als Proteine zur Aufzucht ihrer Brut brauchen, interessieren sie sich für die Zuckersäfte von Blüten, Pflanzen und reifen Früchten. Die Kohlenhydrate liefert den Wespen Energie zum Fliegen.
In diesen Tagen häuften sich beim Nabu auch Anfragen zum Umgang mit Wespennestern am Haus, in Schuppen und Gärten. „Wer jetzt ein Wespennest entdeckt, lebt schon eine ganze Weile mit den gelbbraunen Brummern zusammen und die Wespenvölker sterben im Herbst ohnehin ab“, so Hanke.
Es sei wichtig, den Nestbereich nicht zu erschüttern und sich nur langsam in der Nähe des Nestes zu bewegen, um die Insekten nicht zu reizen. Um Probleme zu vermeiden, empfehle er, einen Sicherheitsabstand von zwei bis drei Metern zum Nest einzuhalten. Sei eine Umsiedlung oder Beseitigung eines Wespennestes nötig, sollte das nur von Fachleuten durchgeführt werden.
Wespen sind laut Bundesnaturschutzgesetz – wie alle wildlebenden Tiere – geschützt. Es ist verboten, sie mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten.
(dpa/CHHI)