Nachtgastronomie

„Sperrstunde verbietet uns, Geld zu verdienen“

Junge Leute beim Feiern in einem Nachtclub
Die Zeiten des fröhlichen Feierns in Discos & Co sind seit Mitte März in Österreich beendet – und keiner weiß, wie es weitergeht. (© bernardbodo.com/fotolia.com)
Vertreter der österreichischen Nachtgastronomie haben sich zu einem neuen Verein formiert. Ziel sind neue Regeln, die der Branche auch in Corona-Zeiten ein Überleben ermöglichen.
Donnerstag, 04.06.2020, 11:00 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Discos, Clubs und Bars stehen in Österreich vor dem Aus. Aufgrund der Corona-Regeln rentiert es sich für die wenigsten aufzusperren. Die aktuelle Sperrstunde von 23 Uhr (ab 15. Juni 01 Uhr) ist für die Nachtgastronomie ein zusätzliches Unding. Jetzt hat ein neuer Verein (Vereinigung der österreichischen Nachtgastronomen, VÖNG) einen Maßnahmenkatalog für ein Treffen mit Gesundheitsminister Anschober am 15. Juni erstellt. „Ziel ist es, dass dann die Sperrstunde wieder fällt“, sagt der Sprecher der Nachtgastronomen, Thomas Ratzenböck, laut einem Bericht der „Presse“.

In diesem Maßnamenkatalog will man auf die unterschiedlichen Lokaltypen eingehen. „Denn man kann eine 30-Gäste-Bar nicht mit einer Großraumdisko vergleichen“, erläutert Ratzenböck. „Der kleinste gemeinsame Nenner aller Lokaltypen ist, dass die Sperrstunde fallen muss. Denn diese verbietet es, Geld zu verdienen.“ Nur ohne eine „Corona-Sperrstunde“ könne wieder kostendeckend gearbeitet werden. Dann könnten Gastronomen viel eher entscheiden, ob es für sie Sinn mache, wieder aufzusperren.

Tägliches Fiebermessen bei Mitarbeitern geplant

Das Gesundheitsministerium erwartet das Konzept in den kommenden Tagen. Anschließend wird es von den Gesundheitsexperten geprüft“, teilte das Ministerium mit. „Wir sind in gutem Dialog mit den Vertreten der Nachtgastronomie und gehen davon aus, dass auch am 15. Juni das Gespräch sehr konstruktiv sein wird“, hieß es von einer Anschober-Sprecherin. Einzelne geplante Maßnahmen im Konzept der Nachtgastronomen umfassen laut Ratzenböck etwa Abstände zwischen Gästegruppen, die Installierung eines Coronabeauftragten in jedem Lokal und das tägliche Fiebermessen bei den Mitarbeitern.

Dass „Tanzlokale in der Nachtgastronomie wohl sicher die letzen sein werden, die aufsperren dürfen“, sieht laut „Presse“ auch Nachtgastro-Sprecher Ratzenböck kommen. „Tanzflächen mit 300 Leuten – das wird wohl länger nicht gehen. Aber wir versuchen auch hier Lösungen zu finden.“ Es müsse aber auch nicht zwingend auf großen Tanzflächen getanzt werden. Oft tanzten die Gäste ohnehin dort, wo sie gerade stünden.

Aus dem Tourismusministerium von Elisabeth Köstinger gab es zum Thema Nachtgastronomie und deren schwieriger Lage bislang keine Stellungnahme. (Presse/CK)

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