HOGAPAGE-Interview

So optimieren Restaurants auch kurzfristig ihr Weihnachtsgeschäft

Gruppe sitzt am bestückten Tisch im Restaurant und feiert Weihnachten
Das Weihnachtsgeschäft ist eine der umsatzstärksten Zeiten für die Gastronomie. (Foto: © chika_milan/stock.adobe.com)
Das Weihnachtsgeschäft stellt für die Gastronomie eine besonders geschäftige und zugleich lukrative Zeit dar. Wie Gastronomen diese herausfordernde Jahreszeit auch kurzfristig noch mithilfe digitaler Tools erfolgreich managen können, erklärt Sinahn Fabian Sehk, Head of DACH bei Lightspeed, im Interview mit HOGAPAGE.
Dienstag, 17.12.2024, 12:36 Uhr, Autor: Sarah Kleinen
Sinahn Fabian Sehk
Sinahn Fabian Sehk ist Head of DACH bei Lightspeed. (Foto: © Lightspeed)

Herr Sehk, wie wichtig ist das Weihnachtsgeschäft für die Gastronomie?

Das Weihnachtsgeschäft zählt zu den umsatzstärksten Zeiten des Jahres in der Gastronomie. Mit festlichen Veranstaltungen, speziellen Menüs und hoher Gästefrequenz bietet diese Saison eine einzigartige Möglichkeit, nicht nur Umsatz zu steigern, sondern auch die Kundenbindung zu stärken. Für viele Betriebe ist das Weihnachtsgeschäft ein entscheidender Faktor für die wirtschaftliche Bilanz des gesamten Jahres.

Was genau bedeutet das? Wie lukrativ ist diese Zeit für Restaurants?

Die Weihnachtszeit ist außerordentlich lukrativ, da viele Gäste bereit sind, für besondere Erlebnisse, exklusive Menüs und Veranstaltungen mehr auszugeben. Wie eine aktuelle Studie von Lightspeed* zeigt, gaben die Deutschen während der Feiertage im Jahr 2022 durchschnittlich rund 18 Prozent mehr in Restaurants aus als im Laufe des folgenden Jahres 2023. Die durchschnittliche Rechnungshöhe während der Feiertage 2022 belief sich auf 127 Euro, der folgende jährliche Durchschnitt 2023 auf 101 Euro. Die Ausgaben während der Feiertage 2023 stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 20 Prozent, wobei hier auch die Inflation berücksichtigt werden muss. Die durchschnittliche Rechnung im Jahresvergleich stieg um 7,38 Prozent auf 131 Euro, der Median der Rechnungsgröße stieg um 12,05 Prozent auf 93,00 Euro.

Die deutlich höheren Umsätze während der Feiertage weisen auf die große Bedeutung der Festivitäten für die Menschen hin. Insbesondere Angebote wie festliche Degustationsmenüs, Silvesterpartys oder Take-away-Festtagsboxen werden gern gebucht.

*Über die Studie

Die Studie (EMEA Holidays Trends 23-24) analysiert Transaktionsdaten von Restaurants in Deutschland und vergleicht die Ferienzeiten Dezember 2022 bis Januar 2023 und Dezember 2023 bis Januar 2024 sowie die Ferienzeiten 2022/23 mit den Nichtferienzeiten im Jahr 2023.

Die Analyse basiert auf Daten von 839 Restaurants für den Vergleich der Ferienzeiten 2023/24 mit dem Vorjahr 2022/23 und 853 Restaurants für den Vergleich der Ferienzeiten 2022/23 mit den Nichtferienzeiten im Jahr 2023. 

Zu den wichtigsten Kennzahlen gehören die Transaktionszahlen, die durchschnittliche Ticketgröße und der Median der Ticketgröße, um saisonale und jährliche Trends zu bewerten.

Wieso sind die Gäste in der Weihnachtszeit denn ausgabefreudiger als sonst?

Die festliche Stimmung und der Wunsch nach besonderen Erlebnissen machen Gäste in der Weihnachtszeit ausgabefreudiger. Sie investieren nicht nur in hochwertige Speisen und Getränke, sondern auch in Geschenkgutscheine oder zusätzliche Angebote wie Aperitifs, Digestifs und besondere Weinbegleitungen. Gruppen- und Firmenfeiern sorgen ebenfalls für höhere Durchschnittsausgaben pro Gast.

Wie können sich Gastronomen auf diese ausgabefreudige Stimmung der Gäste optimal vorbereiten und dieser gerecht werden?

Zunächst sind attraktive Angebote entscheidend: Hochwertige Menüs, festliche Getränke und saisonale Desserts sorgen für Begeisterung. Zusätzlich können Zusatzservices wie Geschenkgutscheine oder Take-away-Angebote wie zum Beispiel Weihnachtsboxen zusätzliche Einnahmen schaffen und den Umsatz weiter steigern.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist ein erstklassiger Service. Gut geschultes Personal, das die festliche Atmosphäre unterstützt und den Gästen eine unvergessliche Zeit bereitet, trägt maßgeblich zur Zufriedenheit und damit zur Wiederkehr der Gäste bei. Um die Gäste bereits im Vorfeld auf die besonderen Angebote aufmerksam zu machen, sind zielgerichtete Marketingkampagnen von großer Bedeutung. Durch Werbung auf Social Media oder E-Mail-Newslettern können Gastronomen ihre Angebote frühzeitig und effektiv kommunizieren.

Darüber hinaus sollten Gastronomen klare No-Show- und Stornierungsregeln einführen. Vorauszahlungen sind eine gute Möglichkeit, um die Buchungen abzusichern und das Risiko von No-Shows zu minimieren. Da die Kosten für die Zubereitung dieser größeren Menüs höher sind, könnte eine No-Show-Pauschale ebenfalls höher sein als die übliche Gebühr für Last-Minute-Stornierungen. So können Gastronomen ihre Planung sicherstellen und die finanziellen Risiken während dieser wichtigen Saison verringern.

Inwiefern kann die Digitalisierung Gastronomen während des Weihnachtsgeschäfts unterstützen?

Digitale Services sind unerlässlich für die Gastronomie, um sich auf diese herausfordernde Jahreszeit einzustellen und Reservierungen, Stornierungen und No-Shows mit Wartelisten, Reservierungsbestätigungen und Anzahlungen optimal zu managen. Ein weiterer Vorteil liegt in der Bestandsverwaltung: Es ist wichtig, zu wissen, wie viele Lebensmittel und Zutaten bestellt werden müssen, und welche Artikel in der vergangenen Weihnachtssaison besonders beliebt waren. Außerdem sind wichtig:

  • Inventarsysteme: Gastronomen sollten den Bedarf an Getränken, Speisen und Zutaten anhand der Zahlen der letzten Jahre berechnen. Entsprechend den Highlights der Vorjahre sollten sie ihre Getränke und Menüs entsprechend planen.
  • Reservierungssysteme: Diese reduzieren No-Shows, ermöglichen Vorauszahlungen und optimieren die Sitzplatzplanung.
  • Kassensysteme: Integrierte Systeme vereinfachen die Abrechnung und verkürzen Wartezeiten.
  • Digitale Speisekarten: Diese können saisonale Angebote und Änderungen in Echtzeit abbilden.
  • Marketing-Tools: Automatisierte Kampagnen erreichen potenzielle Gäste zur richtigen Zeit und erhöhen die Buchungsrate.

Was sind die besten digitalen Strategien, um während der Feiertage das Gästeerlebnis zu verbessern und gleichzeitig den Umsatz zu steigern?

Hierfür können Gastronomen verschiedene digitale Strategien gezielt einsetzen. Eine davon ist zum Beispiel die Verwendung personalisierter Marketingkampagnen. Durch E-Mail- oder SMS-Kampagnen können Stammgäste direkt mit exklusiven Angeboten angesprochen werden, die speziell auf ihre Vorlieben abgestimmt sind und sie so zur Buchung anregen.

Eine weitere Möglichkeit ist die Integration von Extras bei Online-Reservierungen. Optionale Upgrades wie Weinbegleitungen oder ein Willkommensdrink können direkt bei der Buchung angeboten werden.

Zudem sollten Gastronomen verstärkt Social Media nutzen, um gezielte Werbung zu schalten. Zielgruppenspezifische Anzeigen auf Plattformen wie Facebook und Instagram, die auf festliche Menüs oder besondere Veranstaltungen aufmerksam machen, können die Reichweite erheblich steigern und die Buchungsrate erhöhen.

Schließlich kann auch ein digitaler Take-away-Shop zur Umsatzsteigerung beitragen. Eine digitale Plattform also, über die Gäste Festtagsboxen oder Gutscheine bequem bestellen können.

Was sind die größten Herausforderungen, mit denen Gastronomen während des Weihnachtsgeschäfts konfrontiert sind. Wie können digitale Lösungen hierbei helfen?

Während des Weihnachtsgeschäfts sehen sich Gastronomen mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert, die mit digitalen Lösungen effektiv bewältigt werden können. Eine Herausforderungen ist der hohe Gästeandrang. Um dieser Situation Herr zu werden, bieten digitale Reservierungssysteme eine strukturierte und übersichtliche Möglichkeit, Buchungen zu verwalten, die Gästeströme zu steuern und Engpässe zu vermeiden.

Ein weiteres Problem ist der Personalmangel. Hier können digitale Tools zur Dienstplanung eine große Hilfe sein. Sie ermöglichen eine einfache Koordination von Schichten und Personal, sodass Gastronomen effizienter planen und personelle Engpässe besser managen können.

Auch No-Shows sind eine häufige Sorge – besonders in der Hochsaison. Durch Onlinesysteme, die Vorauszahlungen oder Kreditkartengarantie ermöglichen, können Gastronomen ihre Umsätze absichern und das Risiko von No-Shows minimieren. 

Schließlich stellt die komplexe Abrechnung in einem vollbesetzten Restaurant eine Herausforderung dar. Kassensysteme mit mobiler Bezahloption beschleunigen hier den Prozess und verringern Fehler.

Welche Tipps geben Sie Gastronomen, die ihre digitale Infrastruktur noch kurzfristig vor der Weihnachtszeit verbessern wollen, um das Beste aus der Saison herauszuholen?

Für Gastronomen, die ihre digitale Infrastruktur noch kurzfristig vor der Weihnachtszeit verbessern möchten, gibt es einige wertvolle Tipps, um das Beste aus der Saison herauszuholen. Eine Maßnahmen ist die Einführung eines Reservierungssystems. Selbst einfache Systeme bieten hier einen großen Mehrwert, etwa durch automatisierte Bestätigungen und die Integration von Wartelisten.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist, Social Media gezielt für Marketingzwecke zu nutzen. Gastronomen sollten ihre Angebote auf Plattformen wie Instagram oder Facebook bewerben, um kurzfristige Aufmerksamkeit zu generieren und potenzielle Gäste auf die festlichen Angebote aufmerksam zu machen.

Die Aktualisierung der digitalen Speisekarten ist ebenfalls sinnvoll. Eine optisch ansprechende, für die mobile Ansicht optimierte Speisekarte zeigt Gästen alle saisonalen Angebote auf einen Blick.

Darüber hinaus kann ein Online-Shop eine wertvolle Ergänzung sein. Geschenkgutscheine oder einfache Take-away-Angebote lassen sich hier auch kurzfristig digital anbieten.

Abschließend sollten Gastronomen in Erwägung ziehen, kontaktlose Bezahlmöglichkeiten zu integrieren. Schnell implementierbare Lösungen sorgen für ein modernes und unkompliziertes Zahlungserlebnis, das den Gästen entgegenkommt und gleichzeitig den Ablauf in den Betriebsabläufen beschleunigt.

Letztlich sorgt die richtige Kombination aus digitalen Tools und einer durchdachten Strategie dafür, dass Gastronomen die kommenden Wochen als eine der ertragreichsten Zeiten des Jahres verbuchen können.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Sehk!

(SAKL)

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