Inklusionsprojekt

„PizzAut“ in Italien zeigt, wie Inklusion funktioniert

Nico Acampora und sein Team
Nico Acampora (Mitte) und sein Team von Kellnern und Pizzabäckern vom Restaurant PizzAut. In dem norditalienischen Restaurant arbeiten junge Menschen mit Autismus als Pizzabäcker und Kellner. (Foto: © picture alliance/dpa | Robert Messer)
In den Restaurants PizzAut im Großraum Mailand arbeiten junge Menschen mit Autismus als Pizzabäcker und Kellner. Ein Projekt, das Hoffnung macht – und für das sich sogar der Papst die Schürze umband.
Dienstag, 12.09.2023, 14:54 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Hastig laufen Kellner umher, nehmen Bestellungen auf und servieren frische Pizza. Auf den ersten Blick alles ziemlich „normal“ – aber „normal“ will diese Pizzeria eben nicht sein.

Im Restaurant PizzAut in der norditalienischen Stadt Monza arbeiten junge Menschen mit Autismus als Pizzabäcker und Kellner. „‚Du bist nicht normal‘ ist das beste Kompliment, das ich je bekommen habe!“, steht auf jeder Speisekarte. Eine Pizza heißt etwa „Normaloide“ – als Anspielung auf ein italienisches Schimpfwort für Behinderte.

„Unsere Leute sind hier, weil sie einfach so gut sind!“

Das Restaurant und das Projekt sind in Italien bekannt. Es will Autonomie und Unabhängigkeit geben – es ist ein Kampf gegen Diskriminierung von Autisten und Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung am Arbeitsplatz. Und diesen führt Nico Acampora, Gründer des PizzAut-Projekts, voller Energie.

Es geht um Inklusion von Menschen mit Autismus – dabei mag Acampora den Begriff gar nicht. „Dieses Wort gibt es nur deshalb, weil es noch immer keine echte Inklusion gibt!“, sagt er. „Mein Ziel ist es, dass wir keine ‚besonderen Restaurants‘ mehr brauchen, sondern dass alle Arbeitgeber Menschen mit Behinderung einstellen.“ Und PizzAut will mit gutem Beispiel vorangehen. „Unsere Leute sind nicht hier, weil sie autistisch sind, sie sind hier, weil sie einfach so gut sind!“

Individuelle Bedürfnisse werden berücksichtigt

Viele legen fast schon pedantisch Wert auf klare Regeln: Wer ein Wasser und dann eine Pizza Margherita bestellt, erhält prompt die Anweisung, zuerst das Essen und dann das Getränk zu ordern. Wer zum Kaffee Zucker mag, sollte das Tütchen schnell greifen – sonst meinen die Kellner, es wird nicht gebraucht und nehmen es prompt wieder weg.

Auch das Restaurant passt sich den individuellen Bedürfnissen etwa bei der Inneneinrichtung an. Das Licht ist so ausgerichtet, dass keine Schatten entstehen. Jeder Tisch hat eine rote Line, die einen kleinen Teil des Tisches abtrennt – manche Kellner brauchen das als „Komfortzone“, um sich sicher zu fühlen, berichtet Acampora. Die Gänge zwischen allen Tischen sind so ausgerichtet, dass kein Durcheinander entsteht – es gibt klare Wege.

Alles begann mit einem Foodtruck

Die Restaurant-Idee kam dem gebürtigen Neapolitaner im Jahr 2016. Der 52-Jährige hat einen autistischen Sohn und wollte für ihn und andere junge Leute mit Autismus eine Arbeitsmöglichkeit schaffen. Alles begann mit einem Foodtruck, in dem Acampora mit einigen Jungs Pizzas verkaufte.

Im Jahr 2021 eröffnete das erste Restaurant in Cassina de’ Pecchi nahe Mailand. Anfang Mai öffnete nun die Filiale im ebenfalls bei Mailand gelegenen Monza; dort arbeiten 35 junge Autisten.

Was ist eigentlich Autismus?

In Italien gibt es nach Angaben von Stiftungen und Vereinen rund 600.000 Autisten. Autistische Menschen haben eine besondere Wahrnehmung und sind in ihrer Kommunikation sowie Interaktion mit anderen Menschen mehr oder weniger stark eingeschränkt. Wiederholende Verhaltensmuster, besondere Interessen oder Aktivitäten können ebenso typisch sein. Man spricht auch vom autistischen Spektrum.

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO können einige Menschen mit Autismus ein unabhängiges Leben führen, andere hingegen haben schwere Behinderungen und benötigen lebenslange Pflege und Unterstützung.

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