Neue Diskussion um Lieferdienstsysteme
Die Corona-Krise hat den Trend zu Food-Bestellungen massiv beschleunigt und für zahlreiche Restaurants sind diese
derzeit oft die einzige Möglichkeit, überhaupt etwas zu verkaufen. Doch das Ganze hat Kritikern zufolge auch Schattenseiten, wie nun Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges darlegt: „Das Abholen und Bringen von Speisen ist aktuell der einzig noch erlaubte Vertriebskanal für die Restaurants. Gezwungenermaßen setzen viele Gastronomen auf das Take-Away-Geschäft.“ Davon würden vor allem Lieferdienst-Plattformen wie der Branchenriese Lieferando profitieren. „Die großen Online-Plattformen greifen jede Menge Wertschöpfung ab“, sagt Hartges. Bei Provisionen von 30 Prozent pro Bestellung sei klar, dass sich nur sehr wenige Restaurants die Zusammenarbeit mit den Lieferdiensten leisten könnten.
„Gastronomen müssen individuell entscheiden“
Lieferando hingegen sieht sich als wichtiger Partner für die Gastronomen: „Wir beraten unsere Restaurants auch dahingehend, sich einen eigenen Lieferservice aufzubauen“, sagt Deutschland-Chefin Katharina Hauke. „Wir helfen den Gastronomen bei der Digitalisierung.“ 30 Prozent des Bestellumsatzes werden laut Hauke nur fällig, wenn ein Lieferando-Fahrer das Essen ausliefert. Liefert das Restaurant selbst, fallen 13 Prozent für die Nutzung der Plattform an. Das sei bei rund 90 Prozent der Gastronomen der Fall, sagt Hauke. Hartges erkennt das Argument an. Es gebe durchaus Betriebe, die sagten, dass sie über Lieferando deutlich mehr Bestellungen bekämen. „Letztendlich kann die Frage, was sich wirklich lohnt, der Gastronom nur individuell und abhängig von seiner konkreten Betriebssituation beantworten“, sagt sie.
Lieferdienst Wolt stößt in Marktlücke vor
Der Finnische Lieferdienst Wolt ist im Spätsommer vergangenen Jahres in den deutschen Markt eingestiegen und richtet sich vor allem an Restaurants ohne eigenen Lieferdienst. Deutschland-Marketingchef Felix Ecke dazu: „Wenn wir das Essen selber ausliefern, haben wir die größtmögliche Kontrolle darüber. Wenn das Restaurant selbst ausliefert, dann habe ich eine große Blackbox.“ 25 bis 30 Prozent nimmt Wolt als Provision dafür von den Restaurants. Mehr als 750 Gastronomen konnte das Unternehmen inzwischen überzeugen. Es ist bislang nur in Teilen Berlins sowie in Frankfurt und München unterwegs. (dpa-tmn/TH)