Mike Nährer eröffnet Dorfgasthaus der Zukunft
So hat Gasthauskultur im ländlichen Raum eine große Zukunft: Mit der Eröffnung seines neu gebauten Gasthauses im niederösterreichischen Rassing setzt Spitzenkoch Mike Nährer ein sichtbares Zeichen für die gesamte Branche.
2,2 Millionen Euro hat Nährer investiert, um ein Gasthaus samt Greißlerei zu errichten, das sämtlichen Anforderungen der heutigen Zeit standhält und so auch wirtschaftlich rentabel geführt werden kann. Entstanden ist ein multifunktionales Konzept, das vom gemütlichen Essen zu Zweit bis zum Rockkonzert für ein paar Hundert Leute eine flexible Bühne für die unterschiedlichsten Anlässe bietet.
„Das Gasthaus war immer jener Ort, an dem die Menschen aus dem Dorf zusammengekommen sind. Es erfüllt damit auch eine wichtige gesellschaftliche Funktion. Die Herausforderungen sind heute aber ganz anders als früher", sagt Nährer. "Mit unserem neuen Gasthaus geben wir den Menschen genau dieses Gefühl der Geselligkeit zurück. Als ein Ort, der für die unterschiedlichsten Anlässe konzipiert ist, wandelbar vom intimen Rahmen bis hin zum großen Fest.“
„Gasthauskultur bedeutet immer auch Zusammenhalt“
Die Architektur des Gebäudes spiegelt die Vision des Gastgebers wider. Zusammen gearbeitet wurde hier mit dem Architektur- und Planungsbüro „Spitzbart + Partners“.
Es ist ein einfach gehaltener Grundriss, vorne und hinten verglast. Im Rücken Nährers Stammhaus als stolze Erinnerung an die Wurzeln, nach vorne hin reicht der Blick vom Gastgarten bis in die „Vergessenen Gärten“. So nennen sich die Weingärten, die Nährer seit 2019 nach biologischen Vorgaben erfolgreich als Weinbauer bewirtschaftet.
Die Höhe und Form des neuen Gasthauses erinnert ganz bewusst auch an eine Markthalle. Denn als „Tor zum Traisental“ bietet Nährer regionalen Erzeugern eine Bühne – allen voran in der Greißlerei, die in wenigen Wochen fertig bestückt sein soll.
„Unser neues Gasthaus ist auch ein Ort für die Handwerker aus der Region sowie für die Künstler, die wir hier präsentieren werden", sagt Nährer. "Gasthauskultur bedeutet immer auch Zusammenhalt. Wir verstehen das als Einladung an alle Menschen, die das zu schätzen wissen.“
Eine ungeschminkte Kulinarik
Gleich neben dem Gasthaus baut Nährer in Kooperation mit dem Projekt „Grünzeug vom Feld“ übrigens selbst Biogemüse und Kräuter an. „Als Koch ist es für mich ganz essentiell, die Produkte über das Jahr direkt zu begleiten und zu spüren, wann schmeckt etwas gut und wann tut es das nicht mehr.“
Wildkräuter und Wildfrüchte werden aus den nahen Wäldern gesammelt, wie auch Pilze und Schwammerln. „Die Identität eines Gasthauses ist der Geschmack einer Region. Mir geht es um eine ungeschminkte Kulinarik, die sich nicht hinter irgendwelchen Kochtechniken oder Garnituren verstecken muss“, sagt Nährer.
Unverändert bodenständig und in höchster Qualität bleibt daher die Kulinarik: Die Gäste erfreuen sich auch im neuen Gasthaus an so traditionellen Köstlichkeiten wie Rieslingsbeuscherl, Hasenlauf oder gerösteter Rehleber – Gerichte, die am Stammtisch ebenso viel Anklang finden wie bei Feinschmeckern aus ganz Österreich. Der Gault&Millau verleiht aktuell 16,5 Punkte und 3 Hauben, der Falstaff 2 Gabeln mit 84 Punkten.
Ein multifunktionales Gebäude
Das Stammhaus, das seinen Ursprung im 16. Jahrhundert hat, und gleich gegenüber des neuen Gasthauses liegt, bleibt übrigens bestehen. Das alte Gasthaus wird aktuell noch für Veranstaltungen und Treffen von der Feuerwehr bis zur Musikkapelle genutzt, mittelfristig sollen hier Fremdenzimmer entstehen.
„Die Beherbergung ist für ein Gasthaus ja ebenso etwas ganz Ursprüngliches“, sagt Nährer.
Insgesamt bietet das neue Gasthaus im Regelbetrieb rund 70 Sitzplätze auf 200 Quadratmetern. Für Veranstaltungen kann auf über 100 Sitzplätze ausgeweitet werden.
Das Mobiliar ist so variabel ein- und versetzbar, dass das Gasthaus auch komplett ausgeräumt werden kann. Dann finden sogar mehrere hundert Personen Platz „Es ist die Idee eines multifunktionalen Gebäudes, das die meiste Zeit ein Gasthaus ist, aber auch alles andere sein kann“, sagt Nährer.
Konzipiert ist Nährers neue Wirkungsstätte sogar so, dass man selbst mit einem Traktor in das Gasthaus hineinfahren kann.
(Gasthaus Nährer/SAKL)