Umfrage

Mehrwertsteuersenkung: Gäste erwarten günstigere Restaurantpreise

Kellner kassiert Gäste ab
Laut einer Umfrage rechnen 50 Prozent damit, dass Gerichte in den Speisekarten von Restaurants durch die Steuersenkung günstiger werden. (Foto: © cherryandbees/stock.adobe.com)
Union und SPD haben die Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie für ihre neue Bundesregierung verabredet. Die Gastro-Branche begrüßte dieses Vorhaben schon als wichtiges und Mut machendes Signal. Restaurantgäste scheinen jedoch skeptisch zu sein, wie eine aktuelle Umfrage nun zeigt. 
Dienstag, 22.04.2025, 11:30 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Union und SPD wollen in einer künftigen Bundesregierung die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie dauerhaft von 19 auf 7 Prozent senken, wie sie im Koalitionsvertrag ankündigen. Diese Pläne der künftigen schwarz-roten Koalition lassen bei vielen Gästen Hoffnungen aufkommen, dass ein Restaurantbesuch für sie bald etwas billiger werden könnte. Jeder Zweite erwartet laut einer Umfrage deshalb niedrigere Preise. 

Damit, dass Gerichte in den Speisekarten durch die Steuersenkung günstiger werden, rechnen 50 Prozent, wie die Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur ergab. Voll und ganz stimmten dem 19 Prozent zu, eher zustimmend äußerten sich 31 Prozent. Tendenziell nicht mit günstigeren Gerichten rechnen dagegen 44 Prozent.

„Preise sind von der Kostenentwicklung abhängig“

Konkret soll die Mehrwertsteuer auf Speisen zum 1. Januar 2026 gesenkt werden. Während der Corona-Krise mit Beschränkungen und Schließungen galt der ermäßigte Steuersatz von 7 Prozent als Hilfe für die Betriebe schon einmal. Die Sonderregelung lief aber Ende 2023 wieder aus.

Generell halten 81 Prozent die Steuersenkung der Umfrage zufolge für richtig. Falsch finden sie zehn Prozent. Für die Gäste in Restaurants und Cafés stellt sich aber noch die Frage, wie viel davon bei ihnen ankommt.

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) machte schon klar, dass es keinen einfachen Automatismus gibt. „Wie die Wirte auf die Mehrwertsteuersenkung reagieren und ob und in welchem Umfang sie ihre Preise anpassen können, wird maßgeblich von der Kostenentwicklung abhängig sein“, sagte Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

„Viele unserer Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand“, betonte Hartges. Einer Umfrage des Verbands zufolge fürchteten fast 40 Prozent der Unternehmer, 2025 in die Verlustzone zu rutschen.

Ausgleich für andere Kosten

Dass Restaurants die Senkung dafür nutzen könnten, um andere Mehrkosten auszugleichen, glauben denn auch mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Befragten. Und Ausgaben von Gastronomen etwa für Personal, Lebensmittel oder Getränke sind zuletzt teils massiv gestiegen, wie Hartges deutlich machte. „Dazu muss man wissen, dass in den meisten Betrieben 70 Prozent des Umsatzes für Personal- und Wareneinsatzkosten draufgehen.“

Neue Spielräume durch die niedrigere Steuer würden auch genutzt, um in attraktive Angebote, die Qualität und die Mitarbeiter zu investieren. Dabei sei klar: Die Betriebe wollten alles dafür tun, um Gäste zurückzugewinnen.

Die Preise in den Speisekarten sind dafür allerdings ein wichtiger Faktor. Wenn Gerichte günstiger werden, würden 74 Prozent nach eigenen Angaben öfter in Restaurants essen gehen, wie die Umfrage ergab. Und der Aussage „Mir ist es generell zu teuer, in Restaurants essen zu gehen“ stimmten mehr als zwei Drittel zu – voll und ganz 26 Prozent. Eher zustimmend äußerten sich weitere 42 Prozent. Befragt wurden vom 11. bis 14. April 2.069 Menschen ab 18 Jahren. 

Lieber Steuersenkung im Supermarkt

Ganz unumstritten ist auch die Stoßrichtung der geplanten Entlastung nicht. Mehr als drei Viertel der Befragten fänden es besser, wenn es eine Mehrwertsteuersenkung bei Lebensmitteln im Supermarkt gäbe und nicht in der Gastronomie – voll und ganz stimmten dem 44 Prozent zu, 34 Prozent äußerten sich eher zustimmend. Ablehnend äußerten sich 13 Prozent.

Die SPD hatte sich im Wahlkampf eigentlich dafür eingesetzt, den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für Lebensmittel des täglichen Bedarfs von sieben Prozent auf fünf Prozent zu senken. Das schaffte es aber nicht in den Koalitionsvertrag.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch fordert anstelle von „Geschenken“ für die Gastronomie eine Streichung der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse. Davon profitierten nicht nur die, die sich Essengehen überhaupt leisten können.

Gastronomen sollten offen und transparent kommunizieren

Die Umfrage und die aktuelle Stimmungslage verdeutlicht: Die geplante Mehrwertsteuersenkung auf Speisen bietet eine Chance – aber auch eine Herausforderung für die Gastronomie. Viele Gäste zweifeln daran, dass die Entlastung wirklich an sie weitergegeben wird. Umso wichtiger ist es jetzt für Gastronomen, mit Transparenz und offener Kommunikation zu punkten.

Wer klar zeigt, wie sich Preisgestaltung und Qualität zusammensetzen, kann Vertrauen aufbauen und sich als fairer Gastgeber positionieren. Die Steuersenkung kann so nicht nur betriebswirtschaftlich entlasten, sondern auch zur langfristigen Kundenbindung beitragen – vorausgesetzt, sie wird glaubwürdig und nachvollziehbar vermittelt.

(dpa/SAKL)

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