Klares Votum

Mehrheit der Deutschen hält Mehrwertsteuererhöhung für ungerechtfertigt

Frau steht vor einem Restaurant und schaut in die Speisekarte
Eine große Mehrheit der Menschen in Deutschland hält die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie von sieben auf 19 Prozent für ungerechtfertigt. (Foto: © PR Image Factory/stock.adobe.com)
Die Mehrwertsteuererhöhung in der Gastronomie sorgt seit einem Jahr für Unmut – nicht nur bei Gastronomen, auch in der Bevölkerung stößt sie auf Ablehnung. Das untermauert eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA im Auftrag des Dehoga.
Montag, 13.01.2025, 14:18 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie von sieben auf 19 Prozent zum 1. Januar 2024 stößt in der Bevölkerung auf breite Ablehnung. Das ergab eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA im Auftrag des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga Bundesverband). Mehr als zwei Drittel (67,7 Prozent) der Befragten bewerten die Maßnahme als ungerechtfertigt.

Besonders betroffen von der Erhöhung der Mehrwertsteuer sind Menschen mit geringerem Einkommen, die nun seltener gastronomische Angebote nutzen. Die neue INSA-Studie belegt zudem die große Bedeutung von Restaurants, Wirtshäusern und Biergärten für die Lebensqualität jedes Einzelnen als auch für Städte und Gemeinden. 82,7 Prozent der Befragten würden es bedauern, wenn gastronomische Betriebe in ihrer Region schließen müssten.

Die repräsentative Befragung fand zwischen dem 13. und 16. Dezember 2024 statt und wurde zwischen 2.002 Personen aus ganz Deutschland durchgeführt.

Massive Ablehnung der Steuererhöhung

Die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie von sieben auf 19 Prozent zum 1. Januar 2024 wird von 67,7 Prozent der Befragten und damit einer absoluten Mehrheit als eher (29,2 Prozent) oder absolut ungerechtfertigt (38,5 Prozent) angesehen. Nur 19,8 Prozent empfinden dies als absolut (5,3 Prozent) oder eher gerechtfertigt (14,5 Prozent). 6,4 Prozent ist dies egal, 4,8 Prozent wissen es nicht, und 1,5 Prozent wollen dazu keine Auskunft tätigen.

44,4 Prozent der Umfrageteilnehmer haben aufgrund der Mehrwertsteuerhöhung gastronomische Betriebe im Jahr 2024 seltener besucht als noch im Jahr zuvor, 45,7 Prozent haben dies nicht getan. 8,0 Prozent wissen es nicht und weitere 1,8 Prozent wollen sich nicht äußern.

Mehrwertsteuererhöhung trifft Geringverdiener besonders hart

Die Umfrage zeigt auch, dass vor allem Menschen mit niedrigerem Einkommen auf Restaurantbesuche verzichten müssen. 53,0 Prozent der Befragten mit einem Haushaltsnettoeinkommen bis 1.000 Euro gaben an, aufgrund der Mehrwertsteueranpassung seltener auswärts essen zu gehen. In der Einkommensklasse 4.000 Euro und mehr sagten dies „nur“ 38,7 Prozent.

Somit trifft die Mehrwertsteuererhöhung gerade auch die ökonomisch schwächeren Haushalte.

Restaurants entscheidend für Lebensqualität

Das Vorhandensein von Restaurants, Wirtshäusern und/oder Biergärten für ihre Lebensqualität im jeweiligen Wohnort ist den Befragten zu 35,3 Prozent eher und zu 23,7 Prozent sehr wichtig. Dies ergibt eine absolute Mehrheit von 59,0 Prozent.

Etwa ein Viertel (23,1 Prozent) ist hier neutral und lediglich 15,2 Prozent sind der Meinung, dass diese eher (8,5 Prozent) oder sehr unwichtig (6,7 Prozent) für ihre Lebensqualität sind. 2,7 Prozent können oder wollen sich nicht festlegen.

Gastronomiebetriebe haben größte Relevanz

Insgesamt 82,7 Prozent der Befragten würden es sehr (46,2 Prozent) beziehungsweise etwas (36,5 Prozent) bedauern, wenn gastronomische Betriebe in ihrer Region schließen müssten. Lediglich 11,4 Prozent würden kein Bedauern empfinden, 4,5 Prozent wissen es nicht und 1,4 Prozent wollen dazu keine Auskunft tätigen.

Essengehen ist fest verankert im Alltag der Menschen

88,6 Prozent der Befragten geben an, dass sie die Gastronomie regelmäßig nutzen. Davon gehen 22,2 Prozent der Befragten einmal im Monat essen, 20,1 Prozent mehrmals im Monat, 11,0 Prozent einmal in der Woche und 5,2 Prozent mehrmals in der Woche.

30,1 Prozent der Umfrageteilnehmer gehen durchschnittlich seltener als einmal im Monat in Restaurants, Wirtshäuser oder Biergärten, um dort zu essen. Nur 8,9 Prozent nutzen gar nicht die Gastronomie. 2,4 Prozent können oder wollen sich dazu nicht äußern.

7 Prozent für eine lebendige und vielfältige Gastro-Kultur

„Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache“, kommentiert Dehoga-Präsident Guido Zöllick. „Eine einheitliche Besteuerung von Essen mit 7 Prozent Mehrwertsteuer ist nur fair und gerecht. Es geht um die Zukunft unserer Restaurants und Wirtshäuser und damit um den Erhalt der kulinarischen Vielfalt in unserem Land.“

Die Gastronomie sei nicht nur ein starker Wirtschaftsfaktor, sondern habe auch eine hohe Relevanz für die Gemeinschaft. „Unsere Betriebe sind wichtige Orte der Begegnung, des Austausches und des Miteinanders“, betont Zöllick.

(Dehoga/SAKL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Seit dem 1. Januar 2024 gilt in der Gastronomie auch für Speisen wieder der normale Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. (Foto: © picture alliance/dpa | Jens Kalaene)
Umfrage
Umfrage

Trotz regulärem Mehrwertsteuersatz ist die Lage nicht hoffnungslos

Seit Jahresbeginn müssen Gäste in Restaurants wieder den regulären Steuersatz zahlen. Eine Befragung in Rheinland-Pfalz zeigt deutliche Rückgänge bei Umsätzen und Gästezahlen, dennoch bleibt der Dehoga zuversichtlich.
Dr. Marcel Klinge
Umsatzsteuer-Kampagne
Umsatzsteuer-Kampagne

„7 Prozent Mehrwertsteuer wären möglich gewesen“

Die Beibehaltung der 7-Prozent-Mehrwertsteuer wäre auch kurzfristig noch möglich gewesen – so lautet zumindest das Ergebnis einer neuen Analyse der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG). Die DZG sieht vor allem deutliche Schwachstellen in der Umsatzsteuer-Kampagne des vergangenen Jahres. Was sollte beim nächsten Mal besser laufen?
Schweriner Landtag
Landtag in Schwerin
Landtag in Schwerin

Hitzige Debatte um Mehrwertsteuer in der Gastronomie

Zum Abschluss seiner dreitägigen Plenarsitzung hat der Landtag in Schwerin ein für das Gastgewerbe wichtiges Thema aufgerufen. Entfacht ist eine emotionsgeladene Debatte um die Anhebung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie auf 19 Prozent.
Ein Küchenchef beim Anrichten eines Tellers.
Preisanpassungen
Preisanpassungen

Gaststätten reagieren auf gestiegene Mehrwertsteuer mit Preiserhöhungen

Den Anstieg der Mehrwertsteuer in der Gastronomie zum Jahreswechsel haben mittlerweile zahlreiche Betriebe zum Anlass genommen, ihre Preise den neuen Bedingungen anzupassen. Aber es kommen noch weitere Kostenfaktoren hinzu.
Frau bei der Abrechnung
Umsatzsteuer
Umsatzsteuer

Mehrwertsteuererhöhung: Größere Restaurants warten mit Preiserhöhung

Seit dem 1. Januar gilt für Restaurantspeisen wieder eine höhere Mehrwertsteuer. Die Sorge vor einer Überlastung der ohnehin angeschlagenen Gastronomiebranche war groß. Doch wie reagieren Gastronomen auf die Steuererhöhung?
Kellner nimmt Bestellung auf
Kassensystem- und Bezahlplattform
Anzeige
Kassensystem- und Bezahlplattform

Lightspeed Advanced Insights – Die Antwort auf Personalmangel und die steigende Mehrwertsteuer

Die Herausforderungen in der Gastronomie sind vielfältig. Für Gastronomen gilt es mehr denn je, innovative Strategien zu entwickeln, um mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer oder Personalmangel umzugehen. Lightspeed Advanced Insights unterstützt Gastronomen dabei, ihre Effizienz zu steigern, Kosten zu senken und Umsatzpotenziale zu maximieren.
Kemal Üres
Mehrwertsteuererhöhung
Mehrwertsteuererhöhung

Mehrwertsteuer in der Gastronomie: Die Branche kämpft weiter

Ein herber Schlag für die Gastronomie! Die Mehrwertsteuer auf Speisen in Restaurants soll wieder auf 19 Prozent steigen. Die Branche will jedoch nicht aufgeben und kämpft weiter für 7 Prozent.
Kellner bringt Essen an den Tisch
Gegen das Dorfgasthofsterben
Gegen das Dorfgasthofsterben

Verein schlägt Wirtshausprämie zur Förderung von Gaststätten vor

Übernahmen oder Neueröffnungen von Gastronomiebetrieben werden in Niederösterreich mit einer Wirtshausprämie gefördert. Könnten mit einer solchen Finanzspritze auch in Bayern Dorfgasthöfe gerettet werden?
Andreas Senn
Neues Barkonzept
Neues Barkonzept

Andreas Senn eröffnet neue Bar mit Sterneküche à la carte

À la carte statt Gourmetmenü: Andreas Senn eröffnet in seinem Restaurant im Salzburger Gusswerk die Senns.Bar. Hier bringt er seine Kulinarik jetzt auch à la carte auf den Tisch.