Entwicklung

Mehr Systemgastronomie, weniger Gaststätten in Bayern

Gäste in einem Gasthaus bekommen bayerische Schmankerl serviert
Der Dehoga befürchtet, das die traditionellen bayerischen Wirtshäuser langsam verschwinden. (Foto: © Kzenon/stock.adobe.com)
Der Dehoga Bayern äußert sich zu den kürzlich veröffentlichen Daten des Bayerischen Landesamts für Statistik und gibt Einblicke hinter die Zahlen. Obwohl die Zahl der gastronomischen Einrichtungen weitestgehend stabil bleibt, gibt es doch große Bewegungen in der Branche. 
Freitag, 07.03.2025, 10:28 Uhr, Autor: Christine Hintersdorf

Als die Mehrwertsteuer in Teilen der Gastronomie Anfang 2024 wieder auf 19 Prozent stieg, fürchteten viele eine Pleitewelle. Doch die Zahl der Betriebe in Bayern ist seither leicht gestiegen.

Worst-Case-Szenario blieb aus

Das große Wirtshaussterben nach dem Ende der Mehrwertsteuersenkung ist offenbar ausgeblieben. Zumindest die Zahl der gastronomischen Betriebe in Bayern ist vergangenes Jahr nicht gesunken, sondern sogar leicht gestiegen, wie aus aktuellen Zahlen des Landesamts für Statistik hervorgeht. Insbesondere die getränkelastige Gastronomie in den Städten legte zu.

Insgesamt gab es zwar viel Bewegung in der bayerischen Gastronomie, wie die Statistiker betonten, doch am Ende glichen sich die Verluste und Zugewinne beinahe aus. 5.255 vollständigen Aufgaben und Verkäufen standen laut Landesamt 5.472 Neugründungen und Käufe gegenüber – unter dem Strich ergibt das ein kleines Plus von 217.

Systemgastronomie nimmt zu

Die Entwicklung überrascht auch deswegen, weil Ende 2023 die wegen Corona eingeführte vorübergehende Mehrwertsteuersenkung für Speisen in der Gastronomie ausgelaufen war. Angesichts des Wegfalls hatte es Sorgen gegeben, dass viele Wirte aufgeben würden.

Zumindest in Summe ist es aber nicht zu einem massiven Rückgang gekommen – auch nicht auf dem Land. Ob dort allerdings möglicherweise alteingesessene Gasthäuser verschwanden, während Imbissbuden entstanden, lässt sich aus der Statistik nicht ablesen. Für den Branchenverband Dehoga Bayern sind die Zahlen kein Grund zur Entwarnung.

„Diese beinahe ausgeglichene Bilanz verschleiert jedoch, dass viele traditionelle und inhabergeführte Betriebe vor dem Aus stehen, während sich insbesondere systemgastronomische Konzepte zunehmend durchsetzen“, sagt Landesgeschäftsführer Thomas Geppert.

„Ohne gezielte Maßnahmen wird die bayerische Wirtshauskultur zunehmend von standardisierten Kettenbetrieben verdrängt“, sagt Geppert. „Die Politik muss jetzt handeln, um den einzigartigen Charakter unserer Gastronomie zu bewahren!“

Wenig Bewegung bei Zu- und Abgängen

Insgesamt halten sich Zugänge und Abgänge in den meisten Bereichen weitestgehend die Waage. In der speisegeprägten Gastronomie, also bei Restaurants, Gaststätten, Imbissstuben, Cafés und Ähnlichem, sind es im ländlichen Raum 2.692 Zugänge und 2.685 Abgänge. Im städtischen Raum kamen 1.645 Betriebe hinzu, während 1.674 verschwanden. 

In der getränkegeprägten Gastronomie – beispielsweise Bars und Kneipen – herrscht auf dem Land sogar ein genauer Gleichstand zwischen 556 Zugängen und ebenso vielen Verlusten. In der Stadt gibt es dagegen ein dickes Plus: Hier stehen 579 neuen Betrieben nur 340 verschwundene gegenüber.

In die Statistik flossen nur die Zahlen von getränke- und speiseorientierter Gastronomie ein, der Bereich Catering wurde nicht berücksichtigt. Insgesamt gibt es in den beiden Bereichen mehr als 27.000 Betriebe in Bayern.

(Dehoga Bayern/CHHI)

 

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