Aalschutz

Küchenchefs von Relais & Châteaux streichen Aal von ihrer Speisekarte

Laurent Gardinier
Laurent Gardinier, Präsident von Relais & Châteaux (Foto: © philipducap 2023 – Fine Art Photography)
Die Küchenchefs, die im World Council von Relais & Châteaux vertreten sind, haben eine bedeutende Entscheidung getroffen: Sie verpflichten sich dazu, ab sofort keinen Aal mehr zu servieren. Was ist der Grund?
Freitag, 24.11.2023, 13:09 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Mit ihrem Entschluss, Aal unverzüglich von ihren Speisekarten zu streichen, folgen die Mitglieder des World Culinary Council von Relais & Châteaux einem Aufruf des NGO-Partners Ethic Ocean. Der NGO-Partners Ethic Ocean rief dazu auf, dringend auf die Wissenschaftler zu hören, die empfehlen, die Fischerei auf Europäischen Aal auszusetzen.

Der Europäische Aal (Anguilla anguilla), der auf Speisekarten in der ganzen Welt zu finden ist und in der französischen, spanischen, belgischen, niederländischen und japanischen Küche sehr geschätzt wird, gilt als vom Aussterben bedroht. Er steht auf der Roten Liste der bedrohten Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN). 

In den vergangenen 20 Jahren haben europäische Wissenschaftler des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) immer wieder vor den Ursachen für den alarmierenden Rückgang dieser Fischart gewarnt und in den letzten drei Jahren haben sie empfohlen, den Fischfang sogar auszusetzen.

Als weltweit größtes Netzwerk von Küchenchefs möchte Relais & Châteaux daher seine Reichweite nutzen, um den auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion stehenden Fisch zu schützen. So wollen sie auch einen Impuls für alle anderen der 580 Hotels und Restaurants von Relais & Châteaux setzen – und im Idealfall eine globale Trendwende einleiten, die den vom Aussterben bedrohten Fisch rettet.  

Appell an die 27 Minister der Europäischen Union

Vor diesem Hintergrund haben sich die 21 Küchenchefs von Relais & Châteaux, die in den World Culinary Council der Vereinigung gewählt wurden, vom 8. bis zum 10. Oktober 2023 unter der Leitung des Präsidenten der Vereinigung, Laurent Gardinier, versammelt und für einen sofortigen Ausschluss des Europäischen Aals von ihren Speisekarten gestimmt. In Zusammenarbeit mit Ethic Ocean appelliert Relais & Châteaux an die 27 Minister der Europäischen Union, diese Mobilisierung der Köche und die wissenschaftliche Empfehlung zur Kenntnis zu nehmen, um im Dezember die notwendigen Maßnahmen zum Schutz dieser Art zu ergreifen.
 
Die Bemühungen schließen an einen ähnlichen Ansatz an, den die Vereinigung 2009 zur Rettung der Bestände von Rotem Thun (Thunnus thynnus) im Nordostatlantik und im Mittelmeer verfolgte. Sie waren kurz vor dem Zusammenbruch und die Kampagne trug seinerzeit dazu bei, die Öffentlichkeit für diese Fischart zu sensibilisieren. Das veranlasste die Gesetzgeber dazu, Bewirtschaftungsmaßnahmen zu ergreifen, die der damaligen Lage des Bestands Rechnung trugen.

Eine Vielzahl problematischer Faktoren

Die Situation der Aale ist besorgniserregend, denn diese Fischart leidet unter zahlreichen Problemen wie Wasserverschmutzung (vor allem in Flüssen), Zerstörung von Lebensräumen, Dämme, die ihren biologischen Zyklus beeinträchtigen, und illegalem Fischfang, der zu einem Schwarzmarkt geführt hat, auf dem bis zu 5.000 Euro pro Kilo erzielt werden. Auch wenn es dringend erforderlich ist, die Aalfischerei unverzüglich auszusetzen, müssen die Behörden zudem die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die anderen Ursachen für den Rückgang dieser Fischart zu bekämpfen.

Mauro Colagreco, Vizepräsident von Relais & Châteaux für Küchenchefs und damit Vorsitzender des World Culinary Council sowie Inhaber des Drei-Michelin-Sterne-Restaurants Mirazur in Südfrankreich, erklärt: „Die Küchenchefs spielen eine entscheidende Rolle: Wir können die Nachfrage stoppen. Wir haben die Chance, den Aal vor dem Aussterben zu bewahren und die Biodiversität zu erhalten, damit auch künftige Generationen ihn noch genießen können, aber nur, wenn wir sofort handeln. Als weltweit größtes Netzwerk von Küchenchefs hofft Relais & Châteaux, die Rettung dieser Fischart zu unterstützen.“

Laurent Gardinier betont: „Wir sind uns durchaus bewusst, dass Relais & Châteaux und unsere Art de Vivre von der Natur abhängig sind. Wir müssen in Sachen Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle übernehmen, um die Ökosysteme und die Biodiversität zu schützen, auf die unsere kulinarischen und Reiseerlebnisse angewiesen sind. Es sind diese Erlebnisse, die unsere Gäste emotional berühren. Und das wäre ohne die Natur nicht möglich.“

Eine Initiative für den Wandel

Der World Culinary Council möchte die Aufmerksamkeit auf die Gefährdung des Europäischen Aals lenken. Die Vereinigung Relais & Châteaux arbeitet seit 2009 mit Ethic Ocean zusammen und ruft ihre Mitglieder regelmäßig zu Kampagnen für den Schutz der Umwelt, insbesondere für die Biodiversität der Meere (zum Beispiel beim Welttag der Meere), auf.

Dazu Gilles Boeuf, Präsident von Ethic Ocean: „Ich freue mich, dass die Vereinigung Relais & Châteaux diesen Aufruf unterstützt, der vor allem auf die Erhaltung einer außergewöhnlichen Fischart abzielt, die die Beziehung des Menschen zur Umwelt widerspiegelt. Das Anliegen, den Aal zu retten, ist eng mit dem Thema Biodiversität verbunden. Lassen Sie uns handeln, bevor es zu spät ist“.
 
(Relais & Châteaux/SAKL)

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