Appell

JRE-Präsident warnt vor der Mehrwertsteuererhöhung

Oliver Röder
Oliver Röder und die JRE-Deutschland setzen sich für den Erhalt der ermäßigten Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie ein. (Foto: © JRE-Deutschland)
Die Beibehaltung der 7-Prozent-Mehrwertsteuer ist für die Gastronomie von großer Relevanz. Immer mehr Stimmen erheben sich daher und fordern, dass der ermäßigte Steuersatz auch über den 31. Dezember 2023 hinaus verlängert wird. Nun spricht der Präsident der JRE-Deutschland ein klares Wort. 
Mittwoch, 09.08.2023, 11:48 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

„Noch im September 2021 versprach uns der damalige Bundesfinanzminister und heutige Bundeskanzler Olaf Scholz, die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie nicht wieder auf 19 Prozent zu erhöhen. Dieses Versprechen haben damals wohl alle Gastronomen mit großer Erleichterung aufgenommen – allzu sehr steckten der Branche noch die finanziellen Belastungen der Pandemie in den Knochen", sagt Oliver Röder, Präsident der JRE-Deutschland.

„Heute – fast zwei Jahre später – droht die Bundesregierung, das Versprechen ihres Kanzlers zu brechen. Und das, obwohl sich die Situation für die Betriebe in den letzten Monaten dramatisch verschlechtert hat: Wegen der Inflation infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine taumelt unsere sowieso schon finanziell angeschlagene Branche noch weiter in Richtung Abgrund. Personalkostensteigerungen von über 21 Prozent, Inflationsraten von über 17 Prozent bei Lebensmitteln bzw. über 21 Prozent bei Energie gehen an keinem Gastronomiebetrieb spurlos vorbei – egal ob Spitzenrestaurant oder Imbissbude“, erklärt Oliver Röder. 

Es sei daher kein Wunder, dass die Gewinne im Gastgewerbe im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr fast um die Hälfte eingebrochen seien; die Umsätze im ersten Quartal 2023 lägen immer noch 12,5 Prozent unter denen des Vergleichsquartals 2019. Es drohten Insolvenzen und somit ein großer Verlust an steuerpflichtigen Unternehmen.

Verheerende Folgen

„Bisher konnten wir unsere Gäste dank der temporären Mehrwertsteuersenkung weitestgehend vor noch drastischeren  Preiserhöhungen bewahren. Das könnte aber bald passé sein“, sagt Oliver Röder.

Die Folgen wären verheerend: Eltern müssten sich auf stark steigende Preise bei der Schulverpflegung ihrer Kinder einstellen und für Arbeitnehmer könnte das gemeinsame Mittagessen mit den Kollegen im Bistro um die Ecke unerschwinglich werden. Selbst Fine-Dining-Restaurants, die allesamt eine zahlungskräftigere Klientel bedienen, müssten sich auf stark sinkende Gästezahlen einstellen, prophezeit der Präsident der JRE-Deutschland.

To-Go-Angebote statt Restaurants?

„Uns ist bewusst, dass wir als Spitzenrestaurants aufgrund ebenjener Kundschaft immer noch verhältnismäßig privilegiert sind – der harte Kern unserer Stammgäste wird sich trotz gestiegener Preise weiterhin Restaurantbesuche leisten können. Dennoch liegt uns die Gesamtentwicklung der Gastronomie hierzulande sehr am Herzen“, betont Oliver Röder.

Er ergänzt: „Unsere Befürchtung ist nämlich, dass an die Stelle von vielfältigen gastronomischen Konzepten aller Preisklassen stattdessen Ghost Kitchens, Tankstellen und Supermärkte treten könnten. Denn absurderweise profitieren To-Go-Angebote dauerhaft von einem ermäßigten Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent“, sagt Oliver Röder.

„Das widerspricht nicht nur dem Geist der freien Marktwirtschaft, sondern ist auch ein fataler Fehlanreiz. Denn während Cafés, Bars und Restaurants zur Attraktivität der Innenstädte beitragen, lässt sich dies von Lieferdiensten, Tankstellen und Supermärkten nicht sagen. To-Go-Konzepte verursachen jede Menge Verpackungsmüll, müssten aus Umweltschutzgründen eher stärker zur Kasse gebeten werden.“

Gemeinsam stark sein – Petition unterzeichnen!

„Um eine nachhaltige Veränderung und Beschädigung der gastronomischen Vielfalt in unserem Land zu verhindern, müssen wir alle an einem Strang ziehen – von der Imbissbude über das gutbürgerliche Wirtshaus bis hin zum Gourmetrestaurant“, betont Oliver Röder.

"Was wir tun können? Wir müssen alle mit den Bundestagsabgeordneten vor Ort sprechen und sie auf die drohende Gefahr hinweisen. Die Verbände müssen ihre politischen Anstrengungen unvermindert aufrechterhalten und wir alle können unsere Mitarbeiter und Gäste auffordern, sich an einer gemeinsamen Petition zu beteiligen, die bereits online ist. Jede Unterschrift zählt und leistet ihren Beitrag zur Erhaltung der gastronomischen Vielfalt.“

(JRE/SAKL)

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