Hans im Glück beweist Machbarkeit der Masthuhn-Initiative
Wie steht es in der Lebensmittelbranche um den Tierschutz bei sogenannten Masthühnern? Das hat sich die Albert Schweitzer Stiftung in ihrem Masthuhn-Report genauer angesehen. Bereits zum dritten Mal hat sie bekannte Restaurantketten unter die Lupe genommen.
Fleischkonsum bleibt hoch
Obwohl in Deutschland insgesamt immer weniger Fleisch gegessen wird, steigt der Verzehr von Hühnerfleisch. 2023 wurden in Deutschland mehr als 626 Millionen „Masthühner“ geschlachtet. Gleichzeitig wollen immer mehr Verbraucher besseren Tierschutz: 90 Prozent der Deutschen möchten, dass es den Nutztieren besser geht, als es derzeit der Fall ist (Eurobarometer 2023).
Wie reagieren Unternehmen aus der Lebensmittelbranche darauf? Was tun sie, um die Haltungsprobleme von Hühnern wie zu wenig Platz und Langeweile zu verbessern oder Krankheiten und Qualzucht zu reduzieren? Und folgen den öffentlichkeitswirksam abgegebenen Versprechen auch Taten? Diese Fragen beleuchtet der Masthuhn-Report kritisch.
Bei den Caterern liegt die SV Group vorn
Im Gesamtbild schneidet die Catering-Branche am besten ab. „Alle zehn untersuchten Unternehmen haben sich bereits der Masthuhn-Initiative angeschlossen – teilweise schon vor einigen Jahren – und demonstrieren damit, dass Tierschutz in dieser Branche ein wichtiges Thema ist“, hebt Rabofski hervor. „Jetzt müssen die geforderten Kriterien allerdings konsequent umgesetzt werden – sonst wird die Zeit bis zur Deadline 2026 knapp.“
Die Nase vorn hat bei den Caterern SV: Das Unternehmen bezieht mittlerweile ein Viertel seines Hühnerfleischs aus Haltungen, die die Kriterien der Masthuhn-Initiative erfüllen. Schlusslichter sind Compass und Genuss & Harmonie, die Transparenz vermissen lassen.
Hans im Glück hat die Nase vorn
Und die Gastronomie? Hier glänzt unter den 15 evaluierten Restaurantketten – darunter zehn, die sich der Masthuhn-Initiative angeschlossen haben – vor allem Hans im Glück. Der Systemgastronom hat die Ziele der Masthuhn-Initiative (European Chicken Commitment, ECC) zwei Jahre früher als geplant erreicht und setzt damit ein starkes Zeichen für höhere Tierschutzstandards in der Systemgastronomie.
„Wir freuen uns sehr, dass Hans im Glück entschlossen vorangegangen ist und sein selbst gestecktes Ziel vor der Frist erreicht hat“, kommentiert Loretta Schulte, Key Account Managerin bei der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt.
„Das beweist eindrucksvoll, dass höhere Tierschutzstandards wirtschaftlich und logistisch umsetzbar sind. Damit ist Hans im Glück nicht nur ein Vorbild für die Branche, sondern zeigt auch den Gästen, wie ernst es Hans im Glück mit Tierschutz, Nachhaltigkeit und Qualität ist.“
Standards vor Frist umgesetzt
Bereits 2020 hatte Hans im Glück sich verpflichtet, die Standards für die Hühnermast in seinen Lieferketten bis 2026 auf das Niveau des European Chicken Commitments zu erhöhen. Doch nun hat das Unternehmen in Deutschland und Österreich seinen Einkauf bereits im Oktober 2024 komplett auf die strengeren Haltungsbedingungen für sogenannte Masthühner umgestellt.
Die Filialen in der Schweiz folgen sukzessive im Laufe des kommenden Jahres. Damit ist Hans im Glück das erste deutsche Unternehmen, das die Anforderungen der Masthuhn-Initiative für das gesamte Angebot vollständig erfüllt.
Hans im Glück ist Branchenvorreiter
„Es freut uns besonders, die Ziele der Masthuhn-Initiative in Deutschland bereits zwei Jahre früher erreicht zu haben“, sagt Anna-Lena Kribbeler, Quality Assurance & Corporate Social Responsibility Manager bei Hans im Glück.
„Das Thema Hühnerhaltung ist sensibel und für uns als Unternehmen ein Bereich, in dem wir viel bewirken können. Unser Anspruch war von Anfang an, nicht nur den gesetzlichen Mindestanforderungen gerecht zu werden, sondern einen Beitrag zu höheren Haltungsstandards zu leisten. Ich bin überzeugt, dass wir damit das Vertrauen innerhalb der Lieferketten, in das ECC und natürlich auch gegenüber unseren Gästen stärken.“
Ein zentraler Aspekt der Umstellung war die Suche nach einem neuen Lieferanten, der die Standards der Masthuhn-Initiative erfüllen konnte. „Wir sind sehr glücklich, dass wir einen Lieferanten gefunden haben, der uns das Fleisch in der gewünschten Qualität liefert“, so Kribbeler.
Hans im Glück war eines der ersten Unternehmen in Deutschland, die die Masthuhn-Initiative unterstützt haben und geht nun wieder mit gutem Beispiel voran. Durch die vorzeitige Umsetzung der Masthuhn-Initiative zeigt das Unternehmen, dass Tierschutz und Wirtschaftlichkeit Hand in Hand gehen können. Dies stärkt das Vertrauen in die Marke und ebnet den Weg für weitere Umstellungen im Markt.
Stillstand in der Gastro
Bei vielen der Restaurantketten, die schon der Initiative angehören, blieb unklar, wie sie aktiv daran arbeiten, ihr Versprechen an die Verbraucher einzuhalten: „In den Bereichen Umsetzung und Berichterstattung sehen wir – neben ein paar positiven Beispielen – leider überwiegend Stillstand“, so Rabofskis Fazit.
„Einige Unternehmen übernehmen leider überhaupt keine Verantwortung und lassen nicht einmal die Absicht erkennen, endlich einen neuen Mindeststandard für bessere Haltungsbedingungen einzuführen.“
Immerhin: KFC, Hans im Glück, Domino’s und Subway haben schon tatsächliche Verbesserungen für die Hühner erreicht, wie mehr Platz und mehr Beschäftigungsmaterial. Hans im Glück und KFC sind außerdem bereits das große Problem der Qualzuchten angegangen.
Noch viel Luft nach oben
„Auch wenn wir einzelne Erfolge verzeichnen, sind wir mit den Ergebnissen der diesjährigen Masthuhn-Reports noch lange nicht zufrieden“, fasst Esther Rabofski zusammen.
„Bei zukünftigen Untersuchungen erwarten wir von allen Unternehmen detaillierte Fortschrittsberichte sowie eine schnellere Umsetzung. Insbesondere die Blockierer sollten schnellstmöglich bei der Masthuhn-Initiative mitmachen, um nicht von der Konkurrenz abgehängt zu werden.“
Sie wären in guter Gesellschaft: Mittlerweile arbeiten über 100 Unternehmen in Deutschland durch ihren Anschluss an die Masthuhn-Initiative daran, Qualzucht abzuschaffen und das Leid der Hühner zu verringern.
(Albert Schweizer Stiftung/CHHI)