„Gastwelt ist essenziell für eine funktionierende Demokratie“
Wie können wir den demokratischen und gesellschaftlichen Zusammenhalt nach den jüngsten Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen stärken? Welchen Beitrag kann die Gastwelt dazu leisten? Diese Fragen standen bei der Food-Truck-Aktion der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) vor dem Deutschen Bundestag im Mittelpunkt.
„Die Gastwelt schafft Räume und Treffpunkte für persönlichen Austausch und gesellschaftliches Miteinander – und das in allen Ecken Deutschlands. Diese Orte sind nicht nur wichtig für das soziale Gefüge in unserem Land, sondern essenziell für eine funktionierende Demokratie und einen respektvollen Umgang miteinander. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, diese unverzichtbaren Orte in Zeiten von politischem Populismus und zunehmender Spaltung zu erhalten. Die Gastwelt kann helfen, dass unsere Gesellschaft wieder stärker zusammenrückt“, fasst DZG-Vorstand Dr. Marcel Klinge zusammen.
Food-Truck-Event vor dem Bundestag
Bei dem Food-Truck-Event vor dem Bundestag sollen die Abgeordneten aus erster Hand erfahren, wie es um die Branche steht. Die jährliche Pop-up-Aktion ist Teil der politischen Awareness-Kampagne #HerzUnsererGesellschaft, die 50 Gastwelt-Verbände und -Organisationen bis Ende 2024 gemeinsam durchführen. Rund 400 Bundestagsabgeordnete, MdB-Mitarbeiter sowie Fraktions- und Ministeriumsbeamte nahmen diesmal an der Aktion am 10. September 2024 teil.
Als Gesprächspartner aus der Praxis waren – neben dutzenden Gastwelt-Vertretern – auch die drei bekannten Nachwuchsköche Clara Hunger (Sous-Chefin Tulus Lotrek Berlin, 1 Michelin-Stern), Maurizio Oster (Inhaber und Küchenchef ZEIK Hamburg, 1 Michelin-Stern) und Jan-Philipp Berner (Sölring Hof Sylt, 2 Michelin-Sterne) mit dabei.
Forderungen an die Politik
„Hotels, Cafés, Restaurants, Kinos, Theater, Bäder, Vergnügungsparks und viele weitere Freizeiteinrichtungen sind Orte des gemeinsamen Austauschs und der sozialen Interaktion, die auch das gegenseitige Verständnis und den Respekt vor unterschiedlichen Kulturen fördern. Die Gastwelt ist der unbestrittene Integrationsmotor in unserem Land, in dem unsere 250.000 Betriebe schnell und niederschwellig z. B. Menschen aus dem Ausland und ohne Berufsabschluss in den Arbeitsmarkt integrieren“, sind sich Homeira Amiri und Kemal Üres, die beiden Co-Sprecher der Kampagne, sicher.
Damit die Gastwelt, die im Jahr 2023 von 453,1 Milliarden Euro erwirtschaftete und 6,18 Millionen Menschen beschäftigt (direkt/indirekt), auch weiterhin der Kitt unserer Gesellschaft bleiben kann, brauchen die mittelständischen Unternehmen im Markt vor allem stabile wirtschaftliche und steuerpolitische Rahmenbedingungen, lautete der Appell an die Bundespolitik. Vor diesem Hintergrund formulierte die Kampagne beim Food-Truck-Event auch fünf Forderungen an die Politik:
- Klarheit bei steuerlichen Grundlagen: Planungssicherheit und Fairness beim Thema Steuern – keine Experimente, keine Steuererhöhungen
- Arbeitsvertrag als „Greencard“: Deutlich vereinfachte Einwanderung von Fachkräften bei gültigem unbefristetem Arbeitsvertrag und Kostenübernahmeerklärung
- Steuerfreiheit für Überstunden: Verzicht auf Steuern und Abgaben für Überstunden (ab 36 Wochenstunden), um Mehrarbeit dauerhaft zu belohnen
- Schlagkräftigere politische Strukturen: Stärkung der Bundes-Kompetenzen in der Tourismuspolitik und Benennung eines eigenen Staatsministers für die Tourismuswirtschaft (Gastwelt)
- Bündelung der Förderung auf Bundesebene: Einrichtung einer spezialisierten nationalen Gastwelt-Bank nach österreichischem Vorbild mit den Förderschwerpunkten Digitalisierung und Nachhaltigkeit.
Tatkräftige Unterstützung
Zum Food-Truck-Event der DZG waren rund 1.000 politische Gäste eingeladen. Für das leibliche Wohl sorgten in diesem Jahr wieder die „Guerilla Chefs“ um Simon Kolar.
Die Aktion wurde außerdem von „The Chefs’ Stories“ um Antonia Wien und Lars Ammer sowie dem „Frischeparadies“ und vom „Food Service Innovation Lab“ by Dussmann tatkräftig unterstützt.
(Denkfabrik Zukunft der Gastwelt/SAKL)