Gastgewerbe gegen Fremdenfeindlichkeit
Die aktuelle Ausbreitung fremdenfeindlicher Ideologien in der Gesellschaft löst nicht nur bei deutschen Ökonomen Alarm aus. Experten zeigen sich zunehmend besorgt um die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Ihre Sorge gilt insbesondere dem Arbeitsmarkt, der dringend auf Zuwanderer angewiesen ist. Es besteht die Befürchtung, dass sich potenzielle Einwanderer aufgrund des zunehmenden Fremdenhasses für andere Länder entscheiden könnten.
Ohne Migration bleiben die Küchen kalt
Auch das Gastgewerbe, in dem ausländische Mitarbeiter eine zentrale Rolle spielen, positioniert sich nun mit deutlichen Worten. Denn ohne Migration blieben wohl viele Küchen kalt, Restaurants und Beherbergungsbetriebe geschlossen. Das ist keine Übertreibung, sondern mit Zahlen leicht zu belegen.
Laut Bundesagentur für Arbeit waren im Juni 2023 insgesamt 187.920 Köche mit ausländischer Staatsangehörigkeit sozialversicherungspflichtig beschäftigt, was rund 40 Prozent der Gesamtzahl entspricht. In der gesamten Tourismus-, Hotel- und Gaststättenbranche lag der Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigter bei rund 33 Prozent. Was es bedeuten würde, wenn diese Mitarbeiter in ihre Heimat zurückkehrten, kann sich jeder gerne einmal vor Augen führen, der mit fremdenfeindlichen Ideologien sympathisiert.
Klares Statement der Branchenverbände
Die gesamte Branche zeigt nun vor dem Hintergrund des aufgeheizten politischen Klimas im Land Flagge gegen fremdenfeindliche Tendenzen. Der DEHOGA Bundesverband stellte sich in einer Pressemitteilung gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus. „Kaum eine Branche ist internationaler als das Gastgewerbe. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen für die einzigartige Vielfalt unserer Branche. Das Gastgewerbe hat den höchsten Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigter mit ausländischer Staatsangehörigkeit und leistet damit einen ganz wertvollen Beitrag für die Einbeziehung und Teilhabe von Menschen aus aller Welt“, so der Verband.
„Die Hoteliers und Gastronomen in Deutschland verstehen sich als Gastgeber für alle – unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder religiöser Zugehörigkeit. Gastfreundschaft ist unsere Berufung. Wir verurteilen ausländerfeindliches, rassistisches oder antisemitisches Gedankengut. Gemeinsam und entschlossen setzen wir uns als Branche der Gastfreundschaft für die Werte unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung ein.“
BdS: Jeder und jede ist bei uns willkommen!
Markus Suchert, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Systemgastronomie e.V. (BdS), findet klare Worte: „Der BDS und seine Mitgliedsunternehmen wenden sich entschieden gegen Rassismus und fremdenfeindliche Gesinnung. Wir sind die Branche der Chancen, stehen für Vielfalt, Toleranz und Offenheit. Die Mitglieder des BdS beschäftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus mehr als 125 Nationen und bieten diesen eine berufliche Heimat mit vielfältigen Einstiegs- und Aufstiegschancen.
Jeder und jede ist bei uns willkommen – ob mit oder ohne Migrationshintergrund, ob Geringqualifizierte oder ausgebildete Fachkräfte in der Systemgastronomie. Und das wird auch so bleiben! Wir haben die Charta der Vielfalt unterzeichnet, die für eine offene und vielfältige Gesellschaft steht und sich gegen jegliches Gedankengut positioniert, das unsere Demokratie gefährdet. Unsere Branche ist bunt und vielfältig – und genau das spiegelt sich in ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wider.“
HDV: Mit klaren Argumenten freiheitliche Werte schützen
Jürgen Gangl, Vorstandsvorsitzender der Hoteldirektorenvereinigung (HDV), betont: „Hunderttausende haben in den letzten Wochen für die Grundwerte unserer Demokratie demonstriert. So beeindruckend die überwältigenden Demonstrationen gegen Rechtsextremismus auch sind, so belastend ist es, dass die Demokratie hierzulande offenbar ‚verteidigt‘ werden muss. Dass diese jemals in Gefahr geraten könnte, damit hätte niemand, der an den unschätzbaren Wert der Demokratie glaubt und sich in ihr sicher fühlt, gerechnet.
Rechtsradikal unterwanderte Parteien stellen die Demokratie nicht nur infrage, sondern gefährden sie empfindlich. Aus der Historie haben wir gelernt, dass Verbote häufig dazu führen, die Gegenseite zu stärken. Deshalb ist es absolut notwendig, mit klaren Argumenten politisch in der Diskussion zu bleiben und nach allen Regeln der Demokratie zu überzeugen, um so unsere freiheitlichen Werte zu schützen. Die gesamte Gastwelt steht für eine vielfältige, weltoffene und tolerante Gesellschaft. Hier gibt es keinen Platz für Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus oder Diskriminierung.“
VKD: Gelebte Vielfalt
Und auch Daniel Schade, Präsident des Verbands der Köche Deutschlands e. V. (VKD) beteiligt sich am Schulterschluss gegen Fremdenfeindlichkeit: „Die VKD-Familie zeichnet sich durch ihre Vielfältigkeit aus und lebt davon. Alle Köchinnen und Köche, die mit Leidenschaft ihrem Beruf nachgehen, sind im Verband der Köche Deutschlands willkommen. Mit der IKA/Olympiade der Köche feiern wir seit fast 125 Jahren das friedliche Miteinander der internationalen Köche-Community, in der kulturelle Hintergründe und Landesgrenzen keine Rolle spielen. Wir stellen uns entschieden gegen jede Form von Rassismus, Ausgrenzung und Hass.“
Leaders Club: Integration findet bei uns nicht nur auf dem Teller, sondern auch in den Herzen statt
Frank Buchheister spricht für den Leaders Club Deutschland: „In unserer kulinarischen Welt kommen Menschen unterschiedlicher Herkunft, Sprache und Kultur zusammen, wodurch ein ständiger Austausch verschiedenster Ideen und Erfahrungen entsteht – egal ob Lebensgefühl, Einstellung oder Religion. Wir sind stolz darauf, dass die Gastronomie schon immer einen Raum für Offenheit und Toleranz bietet, indem vielfältige Talente jederzeit herzlich willkommen sind. Integration findet bei uns nicht nur auf dem Teller, sondern auch in den Herzen der Menschen statt. Gemeinsam machen wir uns stark für die Förderung von Diversität in unserer Branche und treten entschlossen gegen Hass und Diskriminierung ein.“
Sommelier-Union Deutschland: Unsere Branche lebt vom interkulturellen Austausch
Der Vorstand der Sommelier-Union Deutschland bezieht mit folgendem Statement klar Stellung: „Kaum eine Branche lebt so sehr von unterschiedlichen Kulturen, wie die Gastronomie. Wie beschnitten wäre die deutsche Gastro- und Weinszene, wenn die Einflüsse internationaler Küchen und Weinregionen fehlen würden?
Vielfalt ist ein grundlegendes Element des Gastgewerbes. Wir leben schließlich davon, jeden Tag aufregende Geschichten über Weine, Spirituosen oder andere Spezialitäten aus der ganzen Welt zu erzählen. Daher schätzen unsere Mitglieder auch die Vielfalt von Individuen, Kulturen, Geschlechtern, sexuellen Orientierungen, Familienständen, ideologischen Positionen, politischen Meinungen, religiösen Überzeugungen, Nationalitäten, ethnischen Hintergründen, Alter, Behinderung und sozialer Herkunft. Wir fördern stets ein offenes, integratives, kooperatives und vertrauensvolles Umfeld, das frei von Diskriminierung, Belästigung, Mobbing oder Vergeltung ist.
Der interkulturelle Austausch ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Branchen-DNA. Zudem erfüllt die Gastronomie eine zentrale, gesellschaftliche Aufgabe: Wir bringen die Menschen in unseren Restaurants, an unseren Tischen zusammen. Hier darf zusammen gelacht, geweint, diskutiert und gestritten werden. Gemeinsamer Genuss und eine offene, respektvolle Haltung gegenüber anderen – das ist es, was uns Menschen verbindet. Das müssen wir gerade in schwierigen Zeiten weiter fördern!“
(DM)