Erstes alkoholfreies Restaurant eröffnet?
Der Landgasthof liegt irgendwo im Nirgendwo: „Vier Kilometer sind es bis Werdohl, zehn bis Lüdenscheid“, sagt Manfred Stell. Keiner seiner bisherigen Läden lag so abgelegen. Die allermeisten Gäste kommen mit dem Auto.
Das hat den 68-Jährigen dazu bewogen, aus der Not eine Tugend zu machen und eine waghalsig anmutende Geschäftsidee in die Realität umzusetzen: Mit „Stells Landgasthof“ hat er das vermutlich erste alkoholfreie Restaurant der Region eröffnet – und wahrscheinlich sogar landesweit.
Ob er damit tatsächlich der Erste in Nordrhein-Westfalen ist, bleibt allerdings ungewiss: „Wir erfassen so etwas nicht. Von einem ähnlichen Versuch habe ich aber noch nie gehört“, sagt Thorsten Hellwig, Sprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes NRW. Aus seiner Sicht hat Stells Vorhaben durchaus eine Chance: „In der Gastronomie kann alles funktionieren – wenn es gut gemacht ist.“
Bier, Wein, Spirituosen – alles alkoholfrei
Stell sieht sich als Vorreiter eines Trends, „der gerade erst in Deutschland ankommt“, wie er sagt. „In den USA ist das völlig normal.“ Stell spielt auf die „Sober Bars“ an, die ihre Vorläufer in der Abstinenzbewegung des 19. Jahrhunderts haben.
Dabei erscheint Stells Getränkekarte auf den ersten Blick ebenfalls völlig normal zu sein: Es gibt verschiedene Biere, Rotweine, Weißweine, einen Rosé, Spirituosen wie Whisky und Gin – aber alles ist alkoholfrei. „Wir kochen noch nicht mal mit Alkohol“, sagt Stell.
Denn Kochen funktioniert mit entalkoholisierten Weinen genauso. So stehen bei Stell beispielsweise auch Rotwein-Schalotten auf der Speisekarte – mit alkoholfreiem Rotwein zubereitet, versteht sich.
Alkoholfreier Wein ist zwar noch ein Nischenprodukt, das sich erst noch etablieren muss, beim alkoholfreien Bier sieht er allerdings kein Problem: „Das schmeckt genauso, alles andere passiert nur im Kopf.“ Zwei alkoholfreie Pilssorten und ein Weizen hat er sogar als Fassbiere im Angebot.
Seit einer Woche ist der alkoholfreie Landgasthof geöffnet und der Besuch sei „sehr gut“, obwohl er so gut wie keine Werbung geschaltet habe, sagt Stell. „Es hat sich sehr schnell herumgesprochen.“
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