Die Sorgen der Gastronomen beim Brexit
Der bevorstehende Brexit ist derzeit beherrschendes Dauerthema. Die Auswirkungen eines EU-Austritts Großbritanniens stellen auch dortige Gastronomen vor eine Reihe großer Herausforderungen. Davon betroffen sind zum Beispiel Bele und Reinhard Weiss, Besitzer der bayerischen Restaurants „Stein’s“ und „Berlin“ (beide im Londoner Stadtteil Kensington) sowie dem Biergarten „Stein’s“ (in Richmond, London). Wie sie dem Deutschlandfunk berichten, beobachten sie mit Sorge die politischen Entwicklungen. Denn sollte es tatsächlich zum Brexit kommen, droht ihnen nicht nur eine Knappheit von Lebensmittelimporten.
Weniger Gäste, weniger Arbeitskräfte
Noch sei die Nachfrage ihrer Gäste nach typisch deutschen Gerichten, wie sie in den Stein’s-Restaurants serviert werden, groß, erzählt die Gastronomin. Allerdings fürchte sie, dass mit dem offiziellen EU-Austritt erhöhte Sparmaßnahmen anfallen und die Engländer folglich seltener auswärts essen gehen könnten. Aber nicht nur an einheimischen Gästen würde es dann mangeln.
Auch die personelle Besetzung könnte zum Problem werden. Bereits jetzt hätte sie, wie Bele Weiss erzählt, Schwierigkeiten geeignete Fachkräfte einzustellen. „Engländer bewerben sich fast überhaupt nicht“, sagt sie. Auch deshalb sei sie unter anderem auf Kontinentaleuropäer angewiesen, die nach einem Brexit jedoch nur in deutlich verringerter Zahl nach Großbritannien kämen. Ohne diese Arbeitskräfte stecke die Gastronomie ebenso in Schwierigkeiten wie die dortige Landwirtschaft. Denn mit dem neuen britischen Zuwanderungsrecht würden nicht zuletzt für Köche, Kellner und Barista große Hürden aufgebaut. Zwar gibt es noch keine endgültigen Regeln, aber die britische Regierung will vor allem die Zuwanderung gut ausgebildeter Fachkräfte fördern – vorgeschlagen wurde dafür ein Mindestgehalt von 30.000 Pfund (umgerechnet rund 35.000 Euro) im Jahr. Erst dann gäbe es ein Fünfjahresvisum, wie auf dem politischen Nachrichtenportal Euractiv zu lesen.
Hamstern aus Angst vor Lieferknappheit
Abgesehen von Personalmangel, sorgt sich die Restaurantbesitzerin auch um jene Lebensmittel, die sie aus Deutschland bezieht – hauptsächlich Bier, Sauerkraut und Nürnberger Rostbratwürstchen. Auf Agrarprodukte könnten in der Folge des Brexits hohe Zölle erhoben werden, und auch an den Grenzen drohen strenge Zollkontrollen. Bele Weiss hat entsprechend vorgesorgt: „Kurzfristig haben wir ein großes Lager gekauft, wir haben dort ein Gefrierhaus einbauen lassen, wo wir mehrere Paletten von Würstchen jetzt erst mal einfrieren werden. Das ist auch ein Cashflow-Problem, du musst die ja alle erst mal im Voraus bezahlen, die dann da liegen lassen, hoffen, dass der Gefrierer nicht zusammenbricht, und dann haben wir für mehrere Monate das Problem erst mal stabilisiert. Aber es sind natürlich irrsinnige zusätzliche Kosten.“ Die naheliegende Option, auf in England produzierte Würstchen zurückzugreifen, sei nicht möglich. Denn die Briten würden, laut Weiss, nur Rohwürstchen kennen, die deutschen Produkte aber seien gebrüht. Und die Briten würden Wert legen auf die bayerischen Originale, von einem Metzger, der auch das Oktoberfest beliefert.