Krisenhilfen

Deutsche Spitzenköche kritisieren Corona-Politik

Tim Mälzer
Auch Tim Mälzer kritisiert die Corona-Politik der Bundesregierung und wartet mit eigenen Vorschlägen auf. (©picture alliance/dpa | Christian Charisius)
Tim Mälzer, Julia Komp und Christian Rach haben in einem Podcast die unzureichende Unterstützung der Politiker für die Gastronomie kritisiert. Dabei wurden auch Alternativ-Vorschläge gemacht.
Freitag, 11.12.2020, 08:27 Uhr, Autor: Thomas Hack

Im gemeinsamen Gespräch haben die Spitzenköche Julia Komp, Tim Mälzer und Christian Rach im Podcast „Bosbach & Rach – Die Wochentester“ für den Kölner Stadt-Anzeiger die unzureichende Unterstützung der Gastronomie durch die Politik kritisiert. So etwa klagt Tim Mälzer („Bullerei“, Hamburg) über die Verzögerung der Novemberhilfe: „Es ist eine Unverschämtheit von den Politikern, erst vollmundige Versprechen zu machen, mit einem superkomplexen Verwaltungsapparat Gelder ausschütten zu wollen, die dann aber nicht ankommen.“ Die Politik sorge so für Existenzkrisen, in denen die Leute den unternehmerischen Mut und die Perspektive verlieren würden. Mälzer: „Das ist auch ein emotionaler Schaden.“

Julia Komp: „Mehr Support von der Politik“

Große Enttäuschung legt auch Deutschlands jüngste Sterneköchin Julia Komp („Lokschuppen“, Köln) an den Tag: „Ich würde mir von der Politik mehr Support wünschen. Ich verstehe zum Beispiel nicht mehr, warum eine Sonnenbank öffnen darf – wo nackte Menschen liegen und in den Lüfter husten – und ein Restaurant nicht.“ Mälzer warnt darüber hinaus: „Die Politik muss endlich begreifen, dass wir zwei Millionen latente Arbeitslose allein in der Gastronomie auf dem Zettel haben. Die hält man mit der Kurzarbeit aus den Statistiken. Ich sehe aber die Unruhe auch bei meinen Mitarbeitern. Die leben nicht von 60 %, da wir noch aufstocken, aber die haben Angst davor. Es gibt genügend Gastronomen, die das für Ihre Mitarbeiter nicht können, weil das Kapital nicht da ist.“

Tim Mälzer: „Umsatzsteuer an Gastronomen zurückzahlen“

Mälzers Vorschlag wäre es, den Gastronomen die bereits gezahlte Umsatzsteuer der vergangenen Jahre im Vergleichsmonat zurückzugeben. Damit könnten ihm zufolge Fixkosten von rund 50 % gedeckt werden.  Spitzenkoch Christian Rach („Tafelhaus“, Hamburg) ergänzt: „Die Politik muss die führenden Köpfe der Gastronomie mit ins Gespräch bringen und darf sich nicht nur auf Glühweinwanderungen kaprizieren. Nehmt Euch die Leute aus der Praxis in die Besprechungen. Das wird einfacher für die Betriebe und billiger für den Staat.“ Einig sind sich die Spitzenköche in ihrer Kritik an der Ausgestaltung der aktuellen Hilfen. Rach: „Die 75 %-Regelung ist eine Bazooka-Äußerung, die spontan und unüberlegt ist.“ Tim Mälzer dazu: „Die ballert einfach raus und ist unkontrolliert.“ (ots/TH)

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