Corona-Vorschriften

Dehoga ruft Gastronomen zur Disziplin auf

Julius Wagner Dehoga
Julius Wagner vom Dehoga Hessen erkennt zunehmend eine mangelnde Disziplin unter Gastwirten und Gästen. Doch ein neuer Shutdown wäre verheerend für die Branche. (©picture alliance / Dehoga/dpa | Dehoga)
Steigende Infektionszahlen bereiten der Branche neue wirtschaftliche Sorgen. Der Dehoga bittet deshalb Wirte wie auch Gäste um mehr Disziplin bei der Einhaltung der Vorschriften.
Dienstag, 11.08.2020, 11:18 Uhr, Autor: Thomas Hack

Das Gastgewerbe blickt derzeitig wieder voller Sorge auf die steigenden Infektionszahlen. Gerade jetzt komme es darauf an, die bestehenden Verordnungen in den Betrieben mit großer Sorgfalt und Umsicht umzusetzen, ließ nun der Hauptgeschäftsführer des Dehoga Hessen, Julius Wagner, dazu verlauten. Auch an die Gäste appellierte Wagner, die Dokumentationspflichten der Gastwirte ernstzunehmen und nicht durch falsche Angaben zu unterlaufen. Es sei ein Missstand, dass viele Gäste nicht bereit sind, korrekte Daten abzugeben.

„Der Gastronom hat immer das Hausrecht!“

Bei der Nachverfolgung von Infektionsketten war nach Angaben Wagners zuletzt in hessenweit drei Fällen aufgefallen, dass ein teils relativ hoher Anteil von Lokalbesuchern Fantasie-Angaben bei der Datenerfassung gemacht hatte. Belastbare hessenweite Zahlen dazu lägen zwar nicht vor, doch seien in den genannten Fällen bis zu 30 Prozent der Daten aus der Luft gegriffen gewesen, sagte Wagner. Den Wirten seien bei dem Thema die Hände gebunden, da sie kein Recht hätten, die Gäste zum Vorzeigen ihrer Personalausweise zu verpflichten. Ihnen bleibe nur, solche Gäste zum Gehen aufzufordern, wenn sie allzu auffällige, erfundene Angaben verwenden und sich auch weigern, dies richtigzustellen. Denn klar sei, „der Gastronom hat immer das Hausrecht“, sagte Wagner.

„Tische desinfizieren bedeutet Marketingvorteil“

Ein Großteil der Wirte und Hoteliers im Bundesland habe sich derweil an die Corona-Regelungen gewöhnt. Unter anderem gilt auch in Hessen eine Maskenpflicht für die Mitarbeiter mit Gästekontakt, nicht aber für die Gäste selbst. Trotzdem verlangen viele Betriebe das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes und folgen damit einer Dehoga-Empfehlung, sagte Wagner. Für besonders sorgfältige Betriebe, die beispielsweise regelmäßig auch die Tische desinfizieren, erweise sich das als Marketingvorteil gegenüber der nachlässigeren Konkurrenz, ist Wagner überzeugt, weil die Gäste Vertrauen fassen und davon ausgehen, dass solche Betriebe auch in anderen Bereichen besondere Sorgfalt walten lassen.

Disziplin beim Mundschutz wackelt

Beim Frankfurter Ordnungsamt hat man derweil die Erfahrung gemacht, dass die Disziplin des Gaststätten-Personals beim Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen mit fortschreitender Zeit und den hochsommerlichen Temperaturen gelegentlich wackelt. Hier zähle man die meisten Verstöße – die Masken würden in solchen Fällen entweder „gar nicht, oder auf Halbmast oder als Kinnschutz“ getragen, sagte ein Sprecher des Ordnungsamtes von Hessens größter Stadt. Mehr als 12 000 Kontrollen zur Einhaltung der Corona-Vorschriften in Gaststätten hat die Stadtpolizei Frankfurt seit Beginn des Lockdowns Ende März bereits absolviert – und dabei in etwa 100 bis 200 Fällen Ordnungswidrigkeiten zur Anzeige gebracht.

Bei den Gästelisten geht es den Ordnungshütern vor allem darum, dass diese durchgängig geführt werden, die Anwesenheit abbilden und plausibel sind. «Wenn da Max Mustermann oder Donald Duck drinsteht, ist das ein Verstoß», sagte der Sprecher. Grundsätzlich liege die Einhaltung der Vorschriften im Ermessen der Gastronomen, die ihre Mitarbeiter entsprechend unterweisen müssten. (lhe/TH)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Eine Bedienung in einem Restaurant
Studie
Studie

Gastgewerbe am meisten von Kurzarbeit betroffen

Gastronomie und Hotellerie können laut einer aktuellen Erhebung des Ifo-Instituts die meisten Fälle an Kurzarbeitern vorweisen. Doch werden die Staatsgelder noch bis zum Jahresende reichen?
Ein Campingplatz-Restaurant
Corona
Corona

Gerichtsurteil: Camping-Gastronomie darf weitermachen

Das Verwaltungsgericht Mainz hat entschieden, dass Gastrobetriebe von Campinganlagen auch Außenverkauf anbieten dürfen, wenn das Essen vor Ort verzehrt wird.
Ein paar Sushi auf einem Teller
Problematische Preispolitik
Problematische Preispolitik

Erstes Restaurant verlangt „Sonntagsgebühren“

Ein Berliner Restaurant steht derzeitig im Fokus von Verbraucherschützern, Dehoga und Bezirksamt. Der Grund: Das Lokal erhöht zu unterschiedlichen Wochentagen und Uhrzeiten seine Preise. Der Gast merkt das erst bei der Rechnung.
Eine Auster mit einem Stempel "Hygienemängel"
Politik & Gastro
Politik & Gastro

Kommt jetzt die Hygieneampel in der Gastronomie?

Ob Smileys oder Ampelfarben – die Linken in Mecklenburg-Vorpommern wünschen sich eine Kennzeichnung der Hygienequalität in der Gastronomie. Sie wollen einen entsprechenden Antrag in den Landtag bringen.
Ein Hamburger, in dem ein Messer steckt. An der Wand dahinter steht "schuldig!"
Foodwatch-Hygieneportal
Foodwatch-Hygieneportal

Auch Systemgastronomie über „Topf Secret“ empört

Auf dem neuen Mitmach-Portal kann ab sofort jeder User Infos über amtliche Hygienekontrollen in Restaurants anfordern. Nach den Gastwirten weist jetzt auch die Systemgastronomie auf die Schwachstellen der Plattform hin.
Ein Kellner mit einem Paragrafenzeichen in der Hand
Ratgeber
Ratgeber

Wenn das Trinkgeld zur Steuerfalle wird

Können Trinkgelder zur gesetzlichen Pflicht werden? Nützt dem Kellner ein Trinkgeld bei Kreditkartenzahlungen? Und fallen auf Trinkgelder tatsächlich keine Steuern an? Experten klären über die Zuwendungen im Gastgewerbe auf.
Junge fröhliche Menschen auf einer Ballermann-Party, die tanzen und Bier trinken.
Urteil
Urteil

Gericht verbietet „Ballermann“-Partys im Gastgewerbe

Darf ein Ehepaar aus Niedersachsen weiterhin an seiner eingetragenen Marke „Ballermann“ Geld verdienen? Darüber hat nun das Oberlandesgericht München entschieden.
Mehrere Stapel mit Euromünzen
Kolumne: Wahl(k)rampf Teil 2
Kolumne: Wahl(k)rampf Teil 2

7 oder 19%? – Regierung misst bei der Mehrwertsteuer mit zweierlei Maß

Dass bei der Besteuerung von Speisen mit zweierlei Maß gemessen wird, ist gerade für Unternehmer im Gastgewerbe eine Tatsache, die jeder Logik entbehrt.
Dr. Hans Schleicher, Klaus Stöttner, Dr. Christine Sasse, Angela Inselkammer, Isabella Hren, Jürgen Lochbihler, Thomas Förster und Rainer Domani
Neue Aktiengesellschaft
Neue Aktiengesellschaft

DEHOGA gründet „Bayerische Gastgeber AG“

Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband möchte damit die Bayern Tourist (BTG) und die Hotel- und Gaststätten-Beratungsgesellschaft unter dem gemeinsamen Dach einer Holding bündeln.